München: Teilnehmer der 37. Medientage München gehen an einer Logowand der Medientage München vorbei.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Lennart Preiss

München: Teilnehmer der 37. Medientage München gehen an einer Logowand der Medientage München vorbei.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Medientage: Wo die Chancen von KI liegen - und wo die Risiken

Künstliche Intelligenz war das große Thema auf den Medientagen in München. Bei dem Treffen der Branche tauschten sich rund 5.000 Besucher drei Tage lang über die wichtigsten KI-Trends aus - und sprachen über Chancen und Risiken.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Medien am .

Der Künstlichen Intelligenz gehört die Zukunft. Das war der Satz, auf den sich Vertreter aus Medien, Politik und Wirtschaft auf den Medientagen wohl einigen konnten. "KI ist da und sie wird auch nicht mehr weggehen", sagt Thorsten Schmiege, Chef der bayerischen Landeszentrale für neue Medien, zu Beginn der Medientage. Dabei forderte er, dass man die Chancen von KI nutzen solle, aber auch Leitplanken setzen müsse. Genau darum ging es auf den Medientagen bei über 100 Veranstaltungen mit rund 350 Speakern.

Wo die Chancen von KI liegen

Chancen dieser Technologie sieht Reinhard Karger vom Deutschen Forschungszentrum für KI in vielen Bereichen und nennt als Beispiele "personalisierte Medizin, Überwindung oder Milderung des Klimawandels, eine bessere Mobilität, ein resilienteres Finanzsystem und die Überwindung der sprachlichen Grenzen durch die Maschinenübersetzung". Das seien einmalige Chancen für die Menschen.

Auch gesellschaftlich könne KI helfen. Gegenwärtig gebe es "eine Übersimplifizierung, eine Polarisierung und ein Abgrenzen von anderen", beschreibt es Prof. Björn Ommer, Head of Computer Vision & Learning Group an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Die Chance von KI liege nun darin, Menschen zielgerichteter anzusprechen. "Der Computer und das Transportieren von Medien wird dadurch persönlicher." Man sei in der Lage, "Sachverhalte so zu kommunizieren, wie der Einzelne sie braucht, um sie zu verstehen". Der gesellschaftliche Diskurs, der gegenwärtig laut sei, könne so leiser gemacht werden.

Damit geht auch eine Aufgabe für die Medien einher. Der Vorsitzende der ARD, Kai Gniffke, kündigte an, weiter in KI investieren zu wollen. Das nicht zu tun, würde bedeuten, an der Zukunft zu sparen. Für entscheidend beim Einsatz von KI in den Medien hält Gniffke Transparenz: Das Publikum müsse immer wissen, was ein Mensch und was eine Maschine produziert hat.

ChatGPT "die größte Desinformationsschleuder"

Das wohl bekannteste KI-Tool ist immer noch ChatGPT. Mit Fragen gefüttert, liefert das Programm kurze Antworten oder wahlweise auch ganze Aufsätze. Doch Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, warnt vor dem Programm und nannte es "die größte Desinformationsschleuder", denn ChatGPT fantasiere und denke sich Dinge aus.

Buyx glaubt, die Menschen hätten ein gutes Bauchgefühl. Sie sähen die Vorteile von KI, hätten aber Sorge, "dass am Vorabend der Wahl irgendwelche Deepfakes auftauchen, wo die Kanzlerkandidaten Sex mit Kindern oder Tieren oder sowas haben". Man müsse deswegen sehr viel stärker darüber nachdenken, mit welchen Zielen wir KI anwenden.

Ähnlich sieht es Prof. Johanna Haberer vom bayerischen Ethikrat. So könne man mit KI auch Texte produzieren. Das sei gegenwärtig das Sensationellste, "aber jeder, der mal mit damit gearbeitet hat, weiß, was für ein Unsinn diese Programme ausspucken".

Medienminister Herrmann warnt vor zu viel Regulierung

Damit aber geht die Frage einher, wie man KI regulieren kann. In der Europäischen Union wird gegenwärtig ein Gesetz erarbeitet. Jedoch gibt es bereits Stimmen, die vor zu viel Regulierung warnen. "Jede Regulierung - und die braucht man natürlich bei der KI - muss immer so sein, dass für die Innovation noch der Raum bleibt", sagt der bayerische Medienminister Florian Herrmann (CSU). Sonst, so Herrmann, müssten Start-ups mehr Juristen beschäftigen als Ingenieure und es drohe, dass sie ins außereuropäische Ausland abwandern.

Katarina Barley, Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, äußert sich zuversichtlich bei europaweiten Regeln für KI. Diese seien nicht nur notwendig, sondern könnten auch Vorbildcharakter haben. Als Beispiel nennt sie die Datenschutzgrundverordnung, die "zunächst für Europa erlassen wurde und die inzwischen weit über 70 Länder so oder sehr ähnlich übernommen haben". Von der KI-Verordnung verspreche man sich ähnliches.

Forderung nach TÜV für KI

Prof. Johanna Haberer vom bayerischen Ethikrat nennt drei Beispiele, was reguliert - und was auch politisch umgesetzt werden müsse: "Wir brauchen Transparenzgesetze, dann brauchen wir neue Urheberrechts-Regeln, die vermutlich europäisch organisiert werden. Und: Was die Länder und der Bund machen können, sind die Bildungsoffensiven." Im technischen Bereich macht Haberer einen konkreten Vorschlag für KI: "Es braucht so etwas wie einen TÜV, wo die Algorithmen, ihre Funktionsweise und ihre Prozesse beobachtet werden können."

Experten: KI wird Mensch nicht ersetzen

Bei welchem Punkt sich fast alle auf den Medientagen einig waren: KI wird den Menschen nicht ersetzen, sondern ihn nur effizienter machen können. Und: Emotionen und Empathie dürften auch in Zukunft von keiner Maschine kommen, sondern rein menschliche Eigenschaften bleiben.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!