Bildrechte: pa / dpa / Sven Hoppe

Charlotte Knobloch

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Knobloch ruft zum Kampf gegen Antisemitismus auf

In Dachau wird heute an die Befreiung des Konzentrationslagers vor 73 Jahren erinnert. Bei der Gedenkstunde forderte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, mehr Engagement gegen Antisemitismus.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 1 am Nachmittag am .

In ihrer Rede am jüdischen Mahnmal in der KZ-Gedenkstätte Dachau zum 73. Jahrestag der Befreiung des KZs Dachau kritisierte Knobloch, jahrzehntelang sei mit Gleichgültigkeit und Tatenarmut über die Warnungen der jüdischen Gemeinschaft hinweg gegangen worden. Politik, Lehrer, Justiz, Verbände und Zivilgesellschaft hätten die Ängste der Juden viel zu lange nicht ernst genommen.

Die aktuelle Aufmerksamkeit für den massiv erstarkten Antisemitismus, ausgelöst unter anderem durch den Angriff auf einen Kippa-Träger in Berlin und den Skandal um den Musikpreis Echo komme sehr spät - hoffentlich nicht zu spät, so Knobloch.

"Ich habe nicht gedacht, dass man nach der Schoah zulassen würde, dass Antisemitismus wieder zu einer bedrohlichen Gefahr für das jüdische Leben hierzulande werden würde. Ich habe mich getäuscht." Charlotte Knobloch

"Mehrheit steht an unserer Seite"

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, rief zu Zivilcourage auf. Deutschland sei noch immer ein Land, in dem Juden gut leben können. Dennoch sei die Gesellschaft 73 Jahre nach der Schoah erneut herausgefordert. Antisemitismus zu bekämpfen. Schuster verwies aber auch darauf, dass die meisten Menschen in Deutschland nicht antisemitisch denken.

"Die Mehrheit steht an unserer Seite. Und mit ihnen gemeinsam kämpfen wir für die demokratischen Werte und für die Menschenwürde." Josef Schuster

Barley und Kauder äußern sich besorgt

Unterstützung für Knoblochs und Schusters Appelle kommt aus Berlin. Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) sagte der "Welt am Sonntag", Antisemitismus habe hierzulande ein neues Ausmaß erreicht. Deutschland habe eine besondere Verantwortung, dem mit allen erdenklichen Mitteln zu begegnen. Die Regierung habe den Ernst der Lage erkannt.

"Ich finde es besorgniserregend, wie sich die Grundmelodie in unserem Land allmählich verändert. Und wenn der Zentralrat sich dazu genötigt sieht, vom Tragen der Kippa abzuraten, dann muss uns das alle alarmieren." Katarina Barley

Problematische Gewohnheit

In einem Gastbeitrag für die Zeitung zeigte sich auch Unions-Fraktionschef Volker Kauder (CDU) alarmiert. Er schrieb, vielleicht sei es schon zu lange zur Gewohnheit geworden, dass jüdische Schulen, Kindergärten oder Gemeinden nur unter permanentem Polizeischutz arbeiten können. Dies sei zur Normalität geworden, obwohl es gerade hier nicht normal sein dürfe. Menschen jüdischen Glaubens dürften nicht noch einmal in Angst leben. Die Gesellschaft müsse sich fragen, ob sie gerade im Begriff sei, zu scheitern.