28.02.2024, Frankreich, Straßburg: Julia Nawalnaja, Witwe von Alexey Nawalny, steht im Plenarsaal des Europäischen Parlaments und spricht. Der russische Oppositionelle Alexey Nawalny ist diesen Monat in russischer Gefangenschaft verstorben. Foto: Philipp von Ditfurth/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Plenarsitzung des Europäischen Parlaments - 3. Sitzungstag

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Julia Nawalnaja ruft zum Kampf gegen Putin auf

Bewegende Rede im EU-Parlament in Straßburg: Die Witwe des Kreml-Kritikers Nawalny hat Russlands Präsidenten Putin mit deutlichen Worten verurteilt. Dieser sei kein gewöhnlicher Politiker, sondern Chef eines kriminellen Netzwerks.

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Julia Nawalnaja, Witwe des russischen Regimekritikers Alexej Nawalny, hat die russische Bevölkerung als starke Verbündete der EU bezeichnet. In ihrer Rede vor dem EU-Parlament in Straßburg erklärte sie, der Widerstand gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin dürfe die Russinnen und Russen nicht bestrafen. "Im Gegenteil, Sie müssen mit ihnen arbeiten - mit uns", appellierte Nawalnaja an den Westen. "Es gibt Millionen von Russen, die gegen den Krieg sind, gegen Putin, gegen das Böse, das er bringt."

Putin werde sich dafür verantworten müssen, was er der Ukraine, Russland und ihrem Mann angetan habe, sagte Nawalnaja. Sie wolle alles tun, um den Traum ihres Mannes von einem freien und demokratischen Russland wahrzumachen.

Nawalnaja: Putin nicht mit Resolutionen zu besiegen

Der Fall ihres Mannes habe gezeigt, dass Putin zu allem fähig sei und man nicht ihm verhandeln könne, erklärte die Witwe. Ihr Mann sei ein Erfinder gewesen, habe immer neue Ideen gehabt. Das sei die Antwort. Wer Putin besiegen wolle, müsse erfinderisch sein. Man könne ihn nicht mit noch einer Resolution oder noch einem Sanktionspaket besiegen.

Putin sei kein gewöhnlicher Politiker, sondern Chef eines kriminellen Netzwerks, warf Nawalnaja dem russischen Präsidenten vor. Die Methoden müssten darauf abgestimmt werden. Statt diplomatischer Briefe müsse es etwa Untersuchungen zu den finanziellen Strukturen dieses Netzwerks geben.

Nawalnaja warnte vor den Abgeordneten des Europaparlaments auch vor Verhandlungen mit Putin. "Sie haben es nicht mit einem Politiker zu tun, sondern mit einem blutigen Monster", so Nawalnaja. Er sei zu allem fähig, man könne mit ihm nicht verhandeln.

Beerdigung Nawalnys am Freitag

Mit Blick auf ihren im Alter von 47 Jahren in russischer Haft verstorbenen Mann sagte Nawalnaja, er sei vor seinem Tod auf Geheiß Putins drei Jahre lang gefoltert worden. Nawalny war am 16. Februar überraschend im Straflager "Polarwolf" in Sibirien gestorben. Russische Behörden gaben eine natürliche Todesursache an. Vorwürfe einer staatlichen Verwicklung wiesen sie zurück. Anhänger Nawalnys und führende westliche Politiker machen indes Putin für den Tod des Oppositionspolitikers verantwortlich. Nawalnajas Rede wurde von den Abgeordneten mit lang anhaltendem, stehenden Applaus bedacht.

Am Freitag soll Nawalny in Moskau beigesetzt werden. Nawalnaja sagte, sie sei sich nicht sicher, ob das Begräbnis samt Trauergottesdienst friedlich verlaufen oder ob die Polizei eingreifen werde. Bei dem öffentlichen Gedenken nach dem Bekanntwerden des Todes waren hunderte Trauernde festgenommen worden. 

Nawalny war der bekannteste Oppositionelle in Russland und einer der schärfsten Putin-Kritiker. Er prangerte insbesondere Korruption und Gier an und bezeichnete die Staatsführung als "Gauner und Diebe". Seine Beiträge im Internet wurden millionenfach aufgerufen. Er war zu mehr als 30 Jahren Haft verurteilt worden.

Im Video: Rede von Julia Nawalnaja vor dem EU-Parlament in Straßburg

EU-Parlament: Rede von Julia Nawalnaja in Straßburg
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EU-Parlament: Rede von Julia Nawalnaja in Straßburg

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