Zerstörte Gebäude nach israelischem Luftangriff in Rafah im südlichen Gazastreifen
Bildrechte: picture alliance/dpa | Abed Rahim Khatib

Zerstörte Gebäude nach israelischem Luftangriff in Rafah im südlichen Gazastreifen

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Israel: Waffenstillstand nur gegen Geiseln – Kämpfe gehen weiter

Für vier Stunden sollen im Gazastreifen täglich die Waffen schweigen. Dazu hat sich nach US-Angaben Israel bereiterklärt. Ein Waffenstillstand sei dies nicht, betont die israelische Regierung. Den gebe es nur mit der Freilassung von Geiseln.

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Die israelische Regierung beharrt auf ihrer Forderung, dass es einen Waffenstillstand mit der Hamas nur gegen die Freilassung der von den Islamisten festgehaltenen Geiseln geben wird. "Die Kämpfe gehen weiter und es wird keinen Waffenstillstand ohne die Freilassung unserer Geiseln geben", hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Büros des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Zuvor hatte das Weiße Haus verkündet, Israel habe täglichen vierstündigen "humanitären Pausen" bei den Kämpfen im nördlichen Gazastreifen zugestimmt. Diese Pausen würden drei Stunden im Voraus angekündigt, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. Während der Pausen könnte nach seinen Worten humanitäre Hilfe geliefert und ein Zeitfenster geschaffen werden, damit Menschen aus der direkten Gefahrenzone entkommen können.

Israel verweist auf sichere Passage in den südlichen Gazastreifen

Ohne die Freilassung der 239 von der islamistischen Hamas festgehaltenen Geiseln werde es aber keinen Waffenstillstand geben, hieß es dazu aus dem Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu.

Netanjahus Büro verwies auf einen Fluchtkorridor für Zivilisten im Gazastreifen vom Norden in den Süden, auf dem Israel den Menschen zurzeit täglich für einige Stunden eine sichere Passage zusagt. Am Mittwoch hätten 50.000 Menschen die Fluchtroute genutzt, hieß es.

Das israelische Militär hatte früher am Donnerstag auf der Online-Plattform X darauf hingewiesen, dass es keine Feuerpause gebe, aber "taktische, lokale Pausen für humanitäre Hilfe für Zivilisten in Gaza". "Es gibt keine Waffenruhe. Ich wiederhole, es gibt keine Waffenruhe", betonte auch Arme-Sprecher Oberstleutnant Richard Hecht.

Die US-Regierung argumentiert, ein Waffenstillstand würde nur der im Gazastreifen herrschenden Hamas in die Hände spielen und der Gruppe Zeit geben, sich neu aufzustellen für weitere Attacken.

Verhandlungen über Freilassung von Geiseln

Zuvor wurde bekannt, dass es Hoffnung auf die baldige Freilassung einer kleinen Zahl an Geiseln in der Gewalt der islamistischen Hamas gebe. Unter Vermittlung des Golfemirats Katar, das gute Beziehungen zu der Palästinenserorganisation pflegt, und in Absprache mit den USA laufen Verhandlungen, um etwa ein Dutzend Gefangene freizubekommen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa. Im Gegenzug sollen die Kämpfe im Rahmen einer humanitären Pause für 48 bis 72 Stunden eingestellt werden.

Parallel gibt es – davon unabhängig – Verhandlungen zwischen der Hamas und Thailand über die Freilassung von 23 thailändischen Geiseln, bei denen der Iran vermittelt. Irans Außenminister Hussein Amirabdollahian hatte sich nach Angaben aus seinem Ministerium vor rund einer Woche mit seinem thailändischen Kollegen Parnpree Bahiddha-Nukara in der katarischen Hauptstadt Doha getroffen. Thailand habe den Iran gebeten, sich für die Geiseln einzusetzen.

Israels Armee rückt im Gazastreifen weiter vor

Israelische Bodentruppen nahmen nach Darstellung der Armee nach heftigen Kämpfen im nördlichen Gazastreifen einen Stützpunkt der islamistischen Hamas ein. Dieser liege im Flüchtlingsviertel Dschabalia, teilte das Militär mit. An dem zehn Stunden langen Kampf seien neben Hamas auch der Islamische Dschihad beteiligt gewesen, hieß es. Viele Ortschaften im Norden des Gazastreifens sind in dem Krieg, der vor mehr als einem Monat begonnen hatte, weitgehend zerstört worden. Von der Hamas veröffentlichte Videos zeigen Kämpfe zwischen den Ruinen. Immer wieder sind darin Hamas-Kämpfer zu sehen, die Panzerabwehrraketen auf israelische Panzer abfeuern.

Israel geht davon aus, dass sich die militärische und politische Führung der Hamas in dem unterirdischen Tunnelsystem im Gazastreifen versteckt hält. Auch zumindest ein Teil der 239 Geiseln, die Hamas und andere bei dem Massaker in Israel verschleppt hatten, wird dort vermutet.

Hilfsorganisationen drängen auf Feuerpause

Humanitäre Organisationen haben bei einer internationalen Hilfskonferenz in Paris auf die Öffnung weiterer Grenzübergänge für Lieferungen in den Gazastreifen gepocht. Die humanitäre Lage verschlechtere sich zusehends und eine Feuerpause sei notwendig, damit Hilfe die Menschen erreichen könne, sagten Vertreter internationaler Organisationen. An der eintägigen Konferenz nahmen Staaten, internationale Organisationen und in Gaza tätige NGOs teil.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der das Treffen anberaumt hatte, sagte: "Wir brauchen eine sehr schnelle humanitäre Pause und müssen auf einen Waffenstillstand hinarbeiten. Es muss der Raum geschaffen werden, den die humanitären Akteure benötigen, um in Gaza tätig zu werden."

Mit Informationen von dpa, Reuters, AFP

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