Ricarda Lang und Omid Nouripour bleiben für zwei weitere Jahre Co-Vorsitzende der Grünen. Die 29-jährige Ricarda Lang bekam vom Bundeparteitag in Karlsruhe am Freitag 82,3 Prozent der Stimmen. Damit holte Lang ein besseres Ergebnis als bei ihrer ersten Wahl vor gut zwei Jahren, als sie beim digitalen Parteitag zunächst ein Ergebnis von 75,93 Prozent erzielte und dann bei der wiederholten Briefwahl ein Ergebnis von 78,73 Prozent.
Omid Nouripour holte 79,1 Prozent der Delegierten Stimmen. Nouripour schnitt schlechter ab: Er hatte 2022 zunächst 82,6 Prozent bekommen und bei der späteren Briefwahl 91,7 Prozent, bei zwei Gegenkandidaten.
Erfolge der Ampel: Gasversorgung, 49-Euro-Ticket und Abschaffung von §219a
In ihrer Bewerbungsrede sagte die gebürtige Baden-Württembergerin, die sich dem linken Parteiflügel zurechnet, die Grünen hätten die "historische Aufgabe, Klimaschutz, Wohlstand und Gerechtigkeit miteinander zu verbinden". Mit Blick auf die Angriffe von vielen Seiten in der aktuellen Regierungskrise betonte sie, die Grünen ließen sich "nicht aus der Mitte verdrängen" und zu einer "Ein-Themen-Partei" machen.
Dabei wies Lang auch auf die Erfolge der Grünen in der Ampel-Koalition hin: Sie sei "so unfassbar stolz darauf, was wir in den letzten beiden Jahren geleistet haben", und nannte als Beispiele die Sicherung der Gasversorgung im vergangenen Winter, das 49-Euro-Ticket und die Abschaffung des Paragrafen 219a, der Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche beinhaltete.
Lang ist seit 2012 bei den Grünen und war auch schon Chefin der Nachwuchsorganisation Grüne Jugend. Ihr Schwerpunkt ist die Sozialpolitik. Für den für Frauen reservierten Platz gab es keine Gegenkandidatin. Nouripour ist Realo und langjähriger Bundestagsabgeordneter aus Frankfurt mit einem Fokus auf die Außenpolitik. Er ist in Teheran aufgewachsen und kam im Alter von 13 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland.
Im Audio: Co-Vorsitzender Nouripour zu Konflikten der Grünen
Auch selbstkritische Töne
Lang sagte selbstkritisch, dass es den Grünen nicht immer gelinge, die Menschen zu erreichen, und gestand ein, dass auch sie selbst, in Zeiten, wo ihre Partei in Bedrängnis gekommen sei, manchmal etwas "ins Technokratische" abgerutscht.
Omid Nouripour sprach von "zwei aufreibenden Jahren", die hinter ihm lägen. "Aber die zwei härteren kommen noch." Sein Gegenkandidat Philipp Schmagold forderte von den Grünen einen stärkeren Einsatz in Sachen Klima- und Artenschutz – da sehe es "katastrophal" aus: "Wir brauchen einen neuen Aufbruch, wir brauchen viel mehr neues Grün."
"Neues Gerechtigkeitsversprechen für die Mitte"
Als zentrale Aufgabe der Politik sieht Lang die soziale Gerechtigkeit. In ihrer Neu-Bewerbung für das Amt schrieb sie: "Wir brauchen ein neues Gerechtigkeitsversprechen für die Breite der Gesellschaft – von guten Tariflöhnen über Investitionen in die Infrastruktur bis zu einem verlässlichen Sozialstaat."
Für sie gehe es um nichts weniger als ein "neues Gerechtigkeitsversprechen für die gesellschaftliche Mitte". Schließlich müssten die Grünen "den Menschen zugewandt bleiben".
Mit Informationen von Reuters, AFP und dpa
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