Trauer nach einer Gewaltat in Emden (Archivbild)
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Gewaltopfer: 2020 wurden 152 Kinder getötet

Der Missbrauchsbeauftragte Rörig sieht bei der Gewalt gegen Kinder einen "Kipp-Punkt" erreicht und mahnt, mehr für die Gefahrenabwehr zu tun. Rörig bezieht sich auf die Kriminalstatistik 2020, die einen Anstieg der Straftaten belegt.

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Von Misshandlung über sexuelle Gewalt und Körperverletzung bis hin zu Mord – die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2020 listet seitenweise Gewalt gegen Kinder auf. Demnach kamen 152 Kinder gewaltsam zu Tode, ein Drittel mehr als im Vorjahr. Solch hohe Zahlen gab es in Deutschland zuletzt in den Jahren 2012/2013.

Dazu kommen fast 5.000 Fälle von Misshandlungen Schutzbefohlener, ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent. Eine besonders deutliche Zunahme gab es bei Fällen von Missbrauchsabbildungen, also Kinderpornografie. Sie haben sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Ein Trend, der seit Jahren anhält.

Auch Minderjährige üben sexuelle Gewalt aus

Die Statistik listet 7.643 minderjährige Tatverdächtige auf, die Kinderpornografie hergestellt, erworben oder weiterverbreitet haben, insbesondere in den sozialen Medien. Eine Zahl, die aufhorchen lässt – denn sie ist gut fünf Mal so hoch wie im Jahr 2018.

Das BKA sieht einen Trend, dass Kinder und Jugendlichen Inhalte über ihre Smartphones weiterschicken. Teilweise als "Mutprobe", die Strafbarkeit sei ihnen oft nicht bewusst.

Rörig: Mehr Geld und Personal für Gefahrenabwehr

Der Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig ist der Ansicht, dass Politik und Gesellschaft mehr gegen sexuelle Gewalt im Netz tun muss. Er plädiert dafür, dass Expertinnen und Vertreter aus verschiedenen Bereichen – Datenschutz, Kinderschutz, Cyberkriminologie, Gaming-Plattformen und Online-Konzerne – gemeinsam eine Strategie erarbeiten.

Für eine insgesamt bessere Gefahrenabwehr ist laut Rörig auch mehr Geld und Personal bei Polizei und Justiz nötig. Damit Ermittlungen nicht daran scheitern, dass es keine Kapazitäten für die Bearbeitung von Akten, Auswertung von Datenträgern oder Vollstreckung von Durchsuchungsbeschlüssen gebe.

Statistik sagt nur etwas über das Hellfeld aus

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) listet alljährlich die Delikte auf, die der Polizei bekannt geworden sind und die sie bearbeitet hat. Es gibt ein sogenanntes Dunkelfeld mit Taten, die unerkannt und ungeahndet bleiben. Die Statistik bildet also nicht die tatsächliche Kriminalität ab. Das bedeutet auch: Steigt die Zahl der Delikte im Jahresvergleich, kann es auch an verstärkter Ermittlung liegen.

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