Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind am Mittwoch nach Angaben der islamistischen Hamas drei Söhne und vier Enkelkinder des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija getötet worden.
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Archivbild: Ismail Hanija, der Chef der im Gazastreifen herrschenden Hamas

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Gaza-Krieg: Israel tötet Söhne und Enkel von Hamas-Chef

Nach dem Terrorangriff auf Israel im vergangenen Oktober hatte das Land die gezielte Tötung von Hamas-Spitzenleuten angekündigt. Bei einem Drohnenangriff im Gazastreifen wurden nun sieben Angehörige von Hamas-Chef Hanija getötet.

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Bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind am Mittwoch nach Angaben der islamistischen Hamas drei Söhne und vier Enkel des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija getötet worden. Sie wurden demnach in einem Fahrzeug in dem Flüchtlingslager Al-Schati im Nordteil des Küstenstreifens getroffen.

Hanija spricht von "Märtyrertod"

Der Chef der palästinensischen Terrormiliz hat ihren Tod bestätigt. In seiner Erklärung heißt es wörtlich: "Ich danke Gott für diese Ehre, die er uns mit dem Märtyrertod meiner drei Söhne und einiger Enkelkinder erwiesen hat."

Der Angriff sei ein Beweis für Israels "Versagen" und werde die Positionen der Hamas bei den indirekten Verhandlungen über eine Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln nicht beeinflussen. Die Hamas bestehe weiterhin auf einem dauerhaften Waffenstillstand und einer Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge in ihre Wohnorte, so Hanija. Israel lehnt ein dauerhaftes Ende des Krieges ohne einen entscheidenden Sieg über die Hamas ab. 

"Wenn sie denken, dass das Abzielen auf meine Kinder auf dem Höhepunkt dieser Gespräche - bevor die (Hamas)-Bewegung ihre Antwort vorgelegt hat - die Hamas dazu bewegen wird, ihre Positionen zu ändern, dann sind sie wahnsinnig", sagte Hanija mit Blick auf Israel. "Das Blut meiner Kinder ist nicht wertvoller als das Blut der Kinder des palästinensischen Volkes", sagte Hanija laut Al-Dschasira. "Alle Märtyrer Palästinas sind meine Kinder."

Israelisches Militär: Aktion im Zentrum von Gaza

Der Drohnenangriff erfolgte am Fest des Fastenbrechens nach dem muslimischen Fastenmonat Ramadan. Der arabische Fernsehsender Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf Augenzeugen im Gazastreifen, Hanijas Söhne und Enkel seien mit einem Auto unterwegs gewesen, um mit anderen Familienmitgliedern zu feiern. Diese Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Die israelische Armee teilte nur mit, es habe eine Militäraktion im Zentrum von Gaza gegeben und bezeichnete Hanijas Söhne als einen Kommandeur und zwei Militärangehörige.

Luxusleben in Katar

Hanija, Vorsitzender des Hamas-Politbüros, führt Berichten zufolge mit einem Teil seiner Familie seit Jahren ein Luxusleben in Katar. Er ist seit 2017 Vorsitzender des Politbüros der Hamas. Er war 2021 vom sogenannten Schura-Rat für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt worden und gilt als "übergreifender" Chef der islamistischen Hamas, während Jihia al-Sinwar Chef im Gazastreifen ist. Hanija wurde 1963 im Flüchtlingslager Al-Schati geboren und wuchs dort in ärmlichen Verhältnissen auf.

Israel will Hamas-Spitze ausschalten

Die Hamas war 1987 während des ersten Palästinenseraufstands, der ersten Intifada, gegen die israelische Besatzung als Ableger der ägyptischen Muslimbruderschaft gegründet worden. Das Politbüro gilt als oberste Entscheidungsinstanz und hat 15 Mitglieder.

Bei dem Terrorangriff der Hamas auf das israelische Grenzgebiet am 7. Oktober, der den Gaza-Krieg auslöste, waren mehr als 1.200 Menschen getötet und über 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt worden. Israel hatte anschließend die gezielte Tötung der Hamas-Spitze angekündigt. Laut Hamas-Innenministerium wurden bereits im Oktober mehrere Angehörige von Hanija bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet.

Karte: Die militärische Lage im Gazastreifen

Mit Informationen von dpa und AFP

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