21 Menschen starben bei dem Busunglück in Venedig
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Blumen an der Unglücksstelle

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Medienberichte: Brückengeländer in Venedig war marode

Nach dem Busunglück in Venedig berichten italienische Medien über Sicherheitsmängel an der Unfallstelle. Unter den bislang 21 Todesopfern sind drei Deutsche. Zwei Brüder aus Deutschland sollen verletzt worden sein und die Eltern verloren haben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Nach dem Busunglück in Venedig mit mindestens 21 Todesopfern sind in Italien erhebliche Sicherheitsmängel rund um die Unfallstelle öffentlich geworden. Wie der Verkehrsstadtrat der Lagunenstadt, Renato Boraso, in mehreren am Donnerstag veröffentlichten Interviews erklärte, entsprach die Leitplanke an der Stelle, an der das Fahrzeug von einer Brücke in die Tiefe stürzte, nicht den geltenden Sicherheitsstandards.

Demnach gab es die Planungen für eine Renovierung bereits seit 2016, doch begannen sie erst im September. Laut Boraso waren die Reparaturen bis zu einem Abschnitt 400 Meter vor der Unfallstelle abgeschlossen gewesen.

Italienische Zeitung: Lücke in der Leitplanke

Die italienische Zeitung "La Stampa" schrieb mit Blick auf die Absicherung der Brücke von einem "Skandal". Demnach befand sich an der Unfallstelle eine eineinhalb Meter lange Lücke in der Leitplanke. Das hinter dieser Lücke befindliche Metallgeländer hielt dem Aufprall des Busses nicht stand.

Der Elektrobus, mit dem Touristen auf der Rückreise von einem Ausflug in der Altstadt Venedigs waren, schrammte nach bisherigen Erkenntnissen mehrere Meter an der Leitplanke entlang, bevor er die Lücke in der Leitplanke erreichte und hinabstürzte. Die Straße sei nur durch "ein einfaches Geländer" gesichert gewesen, betonte der Betreiber des Unfall-Fahrzeugs, Massimo Fiorese, gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. Der Vorsitzende eines Verbands von Verkehrsunfallopfern, Domenico Musicco, erklärte, dass es sich um "eine Tragödie mit Ankündigung" handele.

Drei Deutsche unter Todesopfern von Venedig

Bei dem Busunglück sollen drei Deutsche ums Leben gekommen sein. Dies berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Mittwochabend unter Berufung auf die zuständige Präfektur. Eine offizielle Bestätigung aus Deutschland gab es dafür zunächst nicht.

Insgesamt starben bei dem Unglück in der norditalienischen Lagunenstadt am Dienstagabend 21 Menschen. 15 weitere wurden verletzt. Unter den Todesopfern sind nach Angaben der italienischen Behörden neben den drei Deutschen der italienische Busfahrer, neun Ukrainer, vier Rumänen, zwei Portugiesen, ein Kroate und ein Südafrikaner.

Zwei deutsche Kinder unter den Verletzten

Italienische Medien berichteten, unter den Verletzten seien zwei Brüder aus Deutschland im Alter von sieben und 13 Jahren. Deren Eltern waren demnach unter den Todesopfern. Das Auswärtige Amt machte auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP zu den Berichten bisher keine weiteren Angaben.

Am Dienstagabend war es in dem Festlandstadtteil Mestre der Lagunenstadt Venedig zu dem verheerenden Unfall gekommen. Ein Bus mit vielen Passagieren an Bord war von einer Brücke auf eine darunter verlaufende Bahnstrecke gestürzt und hatte dann sofort Feuer gefangen. Die Lage war zunächst unübersichtlich.

Bei dem Fahrzeug handelte es sich um den Shuttlebus eines Campingplatzes im Stadtteil Marghera – ebenfalls im Festlandteil Venedigs. An Bord waren Tagesurlauber, die am Abend aus der Altstadt zurück aufs Festland wollten. Das Unglück ereignete sich etwa drei Kilometer vor dem Ziel.

Unglücksursache noch unklar

Der ermittelnde Staatsanwalt Bruno Cherchi erklärte in der Nacht, er sei noch nicht in der Lage, "eine genaue Rekonstruktion der Ereignisse zu liefern". Cherchi kündigte an, die Ermittlungen würden mit hoher Intensität fortgesetzt.

Unter anderem sind Polizei und Staatsanwaltschaft dabei, die Bilder von Überwachungskameras auszuwerten, weitere Augenzeugen zu vernehmen und gerichtsmedizinische Untersuchungen in Auftrag zu geben. Dies, sagt der ermittelnde Staatsanwalt, soll helfen, zu verstehen, "was wirklich passiert ist".

Spekulationen über Schwächeanfall des Fahrers

Nach den bisherigen Erkenntnissen ist der Reisebus auf der viel befahrenen Hochstraße, die die Altstadt Venedigs unter anderem mit Marghera verbindet, plötzlich nach rechts ausgeschwenkt. Er durchbrach die Leitplanken und einen sich dahinter befindenden Metallzaun – und stürzte dann zehn bis 15 Meter in die Tiefe, direkt neben eine Eisenbahntrasse. Auf der Fahrbahn sind keine Bremsspuren sichtbar.

Derzeit sei die Hauptvermutung, dass der Busfahrer während der Fahrt gesundheitliche Probleme bekommen habe, sagte Regionalpräsident Zaia. Auch Verkehrsminister Matteo Salvini nannte diese Vermutung. In italienischen Medien war von einem möglichen Schwächeanfall des Busfahrers die Rede. Beim Fahrer handelte es sich nach Angaben der Polizei um einen 40 Jahre alten Mann aus der Nähe von Treviso. In italienischen Medien wird er als erfahren und umsichtig beschrieben.

Batterie von Elektrobus fing Feuer

"Das Ausmaß war schrecklich, weil er aus mehr als zehn Metern Höhe stürzte", schilderte Venedigs Feuerwehrchef Mauro Luongo. Erschwerend hinzugekommen sei, dass es sich um einen Elektrobus gehandelt habe und seine Batterien Feuer gefangen hätten. Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro sprach im Online-Netzwerk Facebook von einer "apokalyptischen Szene". Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni drückte "ihr tiefstes Mitgefühl" aus. Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sprach den Opfern und ihren Angehörigen ihr Mitgefühl aus.

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