Symbolbild: Mann auf E-Bike
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Der Akku ist nicht alles: Tipps für den Kauf gebrauchter E-Bikes

Gebrauchte E-Bikes bieten die Chance auf einen günstigen Einstieg in die Elektromobilität. Immer mehr E-Gebrauchträder kommen auf den Markt. Doch viele Verbraucher sind skeptisch, vor allem im Hinblick auf die Technik.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Auch in Bayern hätten viele gerne eins: ein E-Bike. Elektrisch betriebene Fahrräder werden immer beliebter. Jeder fünfte, hat eine ADAC-Umfrage aus dem Jahr 2023 ergeben, überlegt sich ganz konkret, ein E-Bike anzuschaffen. Diese kommen mittlerweile in vielfältigen Formen daher – vom Cityrad über Trekkingbikes und vollgefederten Mountainbikes bis hin zu Lastenrädern. Das spricht eine breite Zielgruppe an, von Pendlern, die täglich zur Arbeit fahren, bis hin zu Freizeitsportlern. Einziger Haken: Gute E-Bikes sind sehr teuer.

Vor allem im Bayerischen Wald wird elektrisch geradelt

Jeder Vierte in Bayern fährt dennoch bereits mit elektrischer Unterstützung. Überdurchschnittlich dabei die Landkreise Freyung-Grafenau in Niederbayern, Bad Tölz-Wolfratshausen in Oberbayern sowie Weißenburg-Gunzenhausen in Mittelfranken: Ein Drittel radelt hier bereits, laut einer Umfrage des Energieversorgers E.On, elektrisch. Bayern rangiert im bundesweiten Trend mit Baden-Württemberg auf den vorderen Plätzen, knapp hinter den Spitzenreitern Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Dank Dienstrad-Leasing: Gebrauchtmarkt boomt

E-Bikes gelten als umweltfreundliche Alternative zum Auto, besonders auf Kurz- und Mittelstrecken. Vor allem Rückläufer aus dem sogenannten Dienstrad-Leasing, aber auch der allgemeine Boom am E-Bike-Markt, bescheren jungen Start-ups wie Sushi Bike in München neue Gebrauchte, erklärt Co-Geschäftsführer Samuel Schössel: "Es kann sein, dass ein Kunde ein neuwertiges Fahrrad gekauft hat. Dann die falsche Größe ausgewählt, die Farbe nicht gepasst hat oder irgendwas war. Die kommen dann eben als Retouren wieder zurück und werden bei uns entsprechend aufgearbeitet."

In der Regel sind diese Gebrauchten dann "neuwertig" oder "generalüberholt" und eben entsprechend günstiger aus ganz neue E-Bikes. Spezialisierte Fachhändler und private Verkaufsplattformen bieten auch Qualitätsräder mit teils erheblichen Nachlässen an. Dennoch sind viele Verbraucherinnen und Verbraucher skeptisch, was die Technik und insbesondere den Verschleiß des Akkus angeht.

Wichtig: Die Sache mit der Gewährleistung

Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied, ob man ein gebrauchtes Fahrrad mit Elektroantrieb privat kauft, also über entsprechende Verkaufsplattformen im Netz oder beim Fachhändler. Beim Privatkauf, sagt Laura Ganswindt, vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Bayern, ist das der Haken.

"Tatsächlich ist es so, dass es für Gebrauchträder aus privater Hand keine Gewährleistungspflicht gibt. Deshalb empfehlen wir beim Kauf von privat, dringend den Abschluss eines Kaufvertrags. Bei Internethändlern, die sich auf den Verkauf gebrauchter Räder spezialisiert haben und natürlich auch bei stationären Händlern kann man davon ausgehen, dass es eine Gewährleistung gibt. Das ist ein ganz wichtiges Kriterium." Die meisten professionellen Händler geben ein Jahr Garantie auf Antrieb und Akku, einige sogar zwei Jahre.

Was taugt der Akku noch?

Die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher sind bei gebrauchten E-Bikes vor allem wegen des Akkus sehr zurückhaltend. Sein Zustand ist entscheidend für die Leistung und Reichweite des E-Bikes. Beim Kauf eines gebrauchten Rades sollten sich Interessenten daher den Akku – rein äußerlich – genauer anschauen, rät Axel Donath, Gründer von "Bravobike", einem noch jungen Fahrrad-Startup in München: "Da geht es um Beschädigungen, die man sehen kann. Das kann ein Sicherheitsrisiko sein. Also ist Plastik abgesprungen oder so was. Wenn man sieht, der Akku ist heruntergefallen: Finger weg! Auf keinen Fall kaufen!"

Akkus liefern lange Leistung

Grundsätzlich können E-Bike-Akkus, bei guter Pflege und Lagerung, aber sehr viele Ladezyklen überstehen, bevor sie an Kapazität verlieren. Das schätzen viele falsch ein, rechnet Thomas Bernik von "Rebike" vor, die beispielsweise in Kempten gebrauchte E-Bikes wieder aufbereiten: "Bosch garantiert 60 Prozent Restkapazität eines Akkus bei 500 Ladezyklen. Das ist eine sehr hohe Zahl. Das heißt, wenn Sie mit einem Ladezyklus 80 bis 100 Kilometer fahren, dann können Sie mit einem E-Bike 40, 50 Tausend Kilometer Gesamtleistung fahren. Insofern ist das Risiko, dass ein Akku defekt geht, wenn sie bei uns ein E-Bike kaufen, sehr, sehr gering."

Akkudaten lassen sich auslesen

Viele kennen das vielleicht vom Smartphone: Auch wenn der Akku nicht mehr die volle Leistung bringt, ist er selbst mit einer geringeren Kapazität nicht sofort als Elektroschrott zu betrachten. Um den Zustand besser bewerten zu können, lassen sich die Akkudaten mittlerweile auch professionell auslesen. Etwaige Störungen, die gefahrene Kilometerzahl sowie die Ladezyklen werden damit offenlegt. Ein solcher Check kostet rund 50 Euro und wird von Fachgeschäften häufig als Dienstleistung angeboten.

Antrieb und Sicherheit sind wichtig

Die Wahl des richtigen E-Bikes hängt auch vom Antriebssystem ab. Markenhersteller wie Bosch, Shimano, Yamaha oder Brose stehen für Qualität, die Langlebigkeit verspricht. Interessanterweise spielt das Baujahr für die meisten Händler eine untergeordnete Rolle. Ein guter Markenmotor ist schon mal viel wert.

Noch wichtiger, sagt Samuel Schössel von Sushi Bike, ist aber die Sicherheit: "Also bei den Bremsen würde ich persönlich keine Kompromisse eingehen. Sondern schauen, dass Qualitätskomponenten verbaut sind. Es ist eben das wichtigste Sicherheitsfeature am Fahrrad. Darüber hinaus möchte ich mich für keine bestimmte Marke aussprechen. Ich würde es einfach probieren."

Probefahrt ist wichtig

Eine Probefahrt ist unerlässlich, um zu gewährleisten, dass das Rad den persönlichen Anforderungen entspricht und komfortabel ist. Wie beim Kauf von Kleidung sollte das Fahrrad "passen". Deshalb ist es wichtig, vor dem Kauf, ein Gefühl für das Fahrrad zu entwickeln. Ob es sich bequem fahren lässt, ist ein sehr individueller Eindruck, daher hilft es auch mal eine längere Strecke bei einer Probefahrt zurückzulegen.

Im Video: E-Bikes sind beliebt und teuer - wie verlockend sind Gebrauchträder?

E-Bikes sind beliebt und teuer. Problemlos kann man 5.000 Euro für so ein Gefährt ausgeben. Da klingt es verlockend, sich ein Gebrauchtrad anzuschaffen zu günstigen Gebrauchtradpreisen.
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Problemlos kann man 5.000 Euro für so ein Gefährt ausgeben. Da klingt es verlockend, sich ein Gebrauchtrad anzuschaffen.

Dieser Artikel ist erstmals am 10. März 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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