Ein Pfleger hält in einem Pflegeheim die Hand einer Bewohnerin.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Oliver Berg

In ihrem aktuellem Pflegereport warnt die Krankenkasse DAK vor großen Herausforderungen für die Pflegebranche.

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DAK-Pflegereport: Personalmangel und Finanznot in der Pflege

Die Pflegebranche steht unter Druck: Einerseits fehlt Geld, Beitragszahlern droht schon bald eine weitere Erhöhung, andererseits gibt es große Personalnot, wie der neue DAK-Pflegereport zeigt. Besonders in Bayern droht eine "dramatische Situation".

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In Deutschland gerät die Versorgung älterer Menschen zunehmend in Gefahr. Zu diesem Schluss kommt der heute vorgestellte Pflegereport der Krankenkasse DAK-Gesundheit. Demnach braucht es künftig neben mehr Geld auch deutlich mehr Personal.

Beitragserhöhung in der Pflegeversicherung bis 2025 prognostiziert

Spätestens für das Jahr 2025 rechnet die DAK mit einem weiteren Anstieg der Beiträge in der gesetzlichen Pflegeversicherung. Bereits für das vierte Quartal 2024 zeichneten sich deutliche Finanzierungslücken ab, heißt es in dem Bericht. Zum kommenden Jahreswechsel sei deshalb mit einer Anhebung des Beitragssatzes zur Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte zu rechnen, sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm bei der Vorstellung des Pflegeberichts in Berlin.

"Das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im vergangenen Jahr abgegebene Versprechen einer zumindest kurzfristigen Stabilisierung der Pflegefinanzen bis zum Ende der laufenden Wahlperiode ist wohl nicht mehr zu halten", ergänzte Storm. Nach seinen Worten ist die gesetzliche Vorgabe, eine Monatsausgabe aller Pflegekosten als finanzielle Mindestreserve vorzuhalten, nicht mehr gewährleistet. Er fordert deshalb ein Konzept, das den wachsenden Finanzbedarf aufgrund steigender Kosten in der pflegerischen Versorgung langfristig absichert. Das sei essenziell, um das Pflegesystem zukunftsfähig zu machen, dessen Funktionsfähigkeit zum Teil schon heute nicht mehr gegeben sei, so Storm.

DAK-Studie warnt vor "Kipppunkten" bei Versorgung

Ganz generell sei die Lage in der sozialen Pflegeversicherung aber dramatisch, so der DAK-Chef weiter. Denn die Branche kämpfe auch mit einem massiven Personalproblem. Und die Situation werde sich weiter zuspitzen, wenn die Generation der Babyboomer in den kommenden Jahren den Arbeitsmarkt verlässt, so die Studie. Dann fehlten nicht nur zusätzlich viele Fachkräfte, sondern die Zahl der Pflegebedürftigen steige deutlich an.

Die Engpässe nähmen deutschlandweit zu, sagte Studienleiter Thomas Klie. Doch in einzelnen Bundesländern wie Bayern, Bremen oder Sachsen-Anhalt sei der Kipppunkt bereits in fünf Jahren erreicht: Voraussichtlich 2029 werde die Zahl der Schulabgänger von Pflegeschulen das rentenbedingte Ausscheiden der Babyboomer aus dem Beruf hier nicht mehr ausgleichen können. Die Tatsache, dass Bayern zu den Schlusslichtern bei der Gewinnung von ausreichendem Pflege-Nachwuchs zählt, erklärte Klie mit mangelnden flächendeckenden Investitionen in die Ausbildung.

Zahl Pflegebedürftiger könnte bis 2050 bei 7,5 Millionen liegen

Zuletzt waren in Deutschland 5,2 Millionen Menschen auf pflegerische Unterstützung angewiesen - in 25 Jahren dürften es 2,3 Millionen mehr sein. Die Rekrutierung von Pflege-Nachwuchs kann damit nicht Schritt halten: Während heute rund 26.000 Menschen mehr neu in den Pflegeberuf eintreten als aus Altersgründen ausscheiden, sinkt diese Zahl in fünf Jahren auf gut 5.000.

Auch die Landesvorsitzende des Sozialverbands VdK Bayern, Verena Bentele, blickt mit Sorge in die Zukunft. "Bei der Pflege steuern wir in Bayern mit Ansage auf eine dramatische Situation für unzählige Menschen zu." Der Pflegereport zeige, dass ohne neue Wege die großen Herausforderungen weder für die stationäre noch für die ambulante Pflege zu lösen seien.

Sozialverband VdK Bayern will häusliche Pflege stärken

Der Sozialverband sprach sich darüber hinaus für mehr finanzielle und zeitliche Unterstützung für pflegende Angehörige aus. Pflege finde zu mehr als 80 Prozent zu Hause statt, so die Vorsitzende Bentele. Außerdem müssten Plätze in der Tagespflege, in der Nachtpflege und in der Kurzzeitpflege mit Priorität ausgebaut werden, ebenso wie unabhängige Pflegeberatungen in Pflegestützpunkten und geriatrische Einrichtungen in Kliniken.

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