Eine Pflegerin und eine Heimbewohnerin schauen zusammen aus einem Fenster im Wohnbereich des Pflegeheims.
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Pflegerin betreut Seniorin

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Neues Berufsregister für Pflegekräfte: Was soll es bringen?

Pflegekräfte müssen sich in Bayern künftig registrieren lassen - mit Name, Anschrift, Geburtsdatum sowie Angaben zu Arbeitgeber, Ausbildung und Qualifikationen. So will es die Staatsregierung. Mit den Daten sollen Versorgungslücken aufgespürt werden.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft und Börse am .

Um den Bedarf der alternden Bevölkerung zu decken, werden in den kommenden Jahren in Bayern Tausende zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Die bayerische Staatsregierung geht von 30.000 Vollzeitstellen aus, die bis 2050 neu geschaffen werden müssten. Noch ist aber nicht einmal klar, wie viele Fachkräfte es bereits gibt, wie viele noch in der Pflege arbeiten oder in anderen Berufen. Auch Geburtsdaten können wichtige Informationen liefern. Vor allem darüber, wann die vorhandenen Pflegerinnen und Pfleger voraussichtlich in Rente gehen.

Und deshalb müssen sich im Freistaat Pflegekräfte künftig mit Name, Anschrift und Geburtsdatum registrieren lassen. Das sieht ein Gesetzentwurf vor, den die Staatsregierung auf den Weg gebracht hat.

Erkenntnisse zu Qualifikation und Mobilität sind gefragt

Auch die Adressen der Arbeitgeber werden für das geplante Register abgefragt. Sie lassen etwa Rückschlüsse zur Mobilität zu und der Bereitschaft, zu pendeln. Zu Qualifikationen wird es ebenfalls Einträge geben. Mithilfe der gesammelten Daten und Informationen sollen frühzeitig bestimmte Trends und Entwicklungen erkannt werden. Ob zum Beispiel ein immer größer werdender Mangel an Intensivpflegern absehbar ist? Falls ja, könnten mehr Aus-, Fort- und Weiterbildungsplätze eine mögliche Gegenmaßnahme sein.

Mangel an Pflegepersonal regional unterschiedlich

Nicht überall ist der Personalmangel gleich groß. Die Landeshauptstadt München leistet es sich zum Beispiel, Pflegekräfte mit Gehaltszulagen (die sogenannte München-Zulage), vergünstigtem Wohnraum und Kinderbetreuungsangeboten zu versorgen. Das erleichtert die Entscheidung, nach München zu ziehen oder hier im Anschluss an eine Ausbildung auf Dauer zu bleiben.

Allerdings wird der Mangel an Fachkräften so insgesamt nicht behoben, sondern nur anders verteilt. Welche Ungleichgewichte bereits bestehen oder sich entwickeln können, darüber gibt es zwar Erkenntnisse. Genaue Zahlen und Belege fehlen aber häufig.

Bayerischer Landespflegerat fordert mehr als nur Registrierung

Geführt werden soll das Pflichtregister mit den persönlichen Angaben der Pflegekräfte von der "Vereinigung der Pflegenden in Bayern" (VdPB). Diese wurde von der bayerischen Staatsregierung 2017 ins Leben gerufen, als "freiwillige Berufs- und Interessensvertretung der Profession Pflege". Zurzeit hat sie nur etwas über 4.000 Mitglieder, von geschätzt weit über 100.000 Pflegekräften in Bayern. Wegen der geringen Mitgliederzahl fehlt es der VdPB noch an Akzeptanz.

Der Bayerische Landespflegerat, dem 14 Berufsverbände angehören, fordert deshalb eine Pflegekammer: Also neben der jetzt geplanten Registrierung auch noch eine Pflichtmitgliedschaft aller Pflegekräfte in einer berufsständischen Einrichtung - mit Pflichtbeiträgen für jedes Mitglied. Ob das die Pflegekräfte wirklich wollen, ist, wie so vieles in der Pflege, eine offene Frage.

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