Kühe in einem Stall.
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Der Tierwohlcent soll dabei helfen, dass Landwirte beim Umbau von Ställen unterstützt werden. Was sagt die BR24-Community dazu?

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Bessere Tierhaltung, höhere Preise? BR24-User zum Tierwohlcent

Teureres Fleisch? Nachteile für Bio-Bauern? Billig-Fleisch aus dem Ausland? Die BR24-Community hat unter Berichten zum Tierwohlcent angeregt diskutiert. "Dein Argument" ordnet Sichtweisen der Nutzer ein.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Dieser Artikel im Rahmen des Formats "Dein Argument" greift User-Kommentare zur BR24-Berichterstattung über den "Tierwohlcent" auf. 💬

Beim "Tierwohlcent" handelt es sich um eine mögliche Verbrauchersteuer auf Fleischprodukte. Demnach könnten Fleisch und Wurst in Zukunft mit einigen Cent zusätzlich besteuert werden. Die Idee dahinter: Landwirte sollen mithilfe der Einnahmen beim Umbau von Ställen unterstützt werden, um die Haltungsbedingungen zu verbessern.

"Tierwohlcent": Geld muss auch bei Landwirten ankommen

Mehrere Kommentatoren bei BR24 halten das für eine gute Idee, wenn das Geld auch wirklich bei den Bäuerinnen und Bauern ankommt und von diesen zu dem vorgesehenen Zweck genutzt wird.

User "myview" schreibt, es sei Vorsicht geboten, da Steuern "nicht zweckgebunden" seien. Es müsste sichergestellt werden, dass die Einnahmen tatsächlich in den Umbau der Ställe fließen und eine bessere Nutztierhaltung ermöglichen. Wie viel Geld der Staat an Landwirte weiterleitet und ob die Bauern dann wirklich den kompletten Betrag für das Tierwohl ausgeben, ist durch die Einführung des Tierwohlcents allerdings nicht garantiert. Nutzerin "Melli_1" hält sogar Kontrollen für sinnvoll. "Bei Nichteinhaltung müssen die Mittel auch wieder ersatzlos gestrichen werden."

Ob die Tierwohlabgabe im Rahmen einer Steuer erhoben wird, ist bislang nicht klar. Grundsätzlich dürfen Steuern nicht zweckgebunden sein. Das heißt: Jeder Euro, der durch Steuern eingenommen wird, fließt in den Haushalt. Daraus werden wiederum alle Ausgaben finanziert. Es ist allerdings möglich, nachzuvollziehen, ob das eingenommene Geld auch für den vorhergesehenen Zweck verwendet wird. Nutzer wie "spookytooth" haben die Befürchtung, dass durch eine neue Abgabe nur mehr Bürokratie entsteht.

Teureres Fleisch: Geringverdiener schauen in die Röhre

Wie viel mehr der Endkunde letztlich wegen des Tierwohlcents zahlen muss, steht nicht fest. Die Höhe der Abgabe müsse noch "politisch entschieden" werden, wie Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) erklärte.

Der Tierwohlcent geht auf eine Initiative der vorherigen Bundesregierung zurück. Ein Gremium legte im Februar 2020 Empfehlungen für eine bessere Nutztierhaltung vor. Dazu gehörte der Umbau der Tierhaltung, hin zu Ställen mit mehr Platz und Auslauf im Freien. Bis 2040 könnten die Kosten für diesen Umbau jährlich auf bis zu 3,6 Milliarden Euro pro Jahr steigen.

Zur Orientierung hatte die Expertenkommission einen Aufschlag von 40 Cent je Kilogramm Fleisch und Wurst genannt. Ein Schweinesteak von rund 250 Gramm würde in Folge um zehn Cent teurer werden. Zahlen des Bundesamts für Ernährung und Landwirtschaft zeigen: Im Jahr 2022 hat jeder Mensch in Deutschland im Durchschnitt rund 52 Kilogramm Fleisch gegessen. Mit Tierwohlcent würden die Mehrkosten im Durchschnitt pro Kopf rund 20 Euro betragen.

Nutzer sehen das mit Sorge. "Letztlich haben einkommensschwächere Familien wieder das Nachsehen, die sich schon jetzt kein Bio-Fleisch etc. leisten können", so User "MaierT".

User "Luggi2" findet die mutmaßliche Höhe der Abgabe hingegen in Ordnung, er sieht allerdings ein anderes Problem:

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Ein Kommentar bei BR24 unter dem Beitrag ""Tierwohlcent": Zustimmung vom Bauernverband, Kritik von der FDP"

Dass von der Abgabe nur Bauern profitieren, die zum Beispiel Schweine oder Rinder halten, hat einen Grund. Nur Landwirte, die etwa ihre Tierställe umbauen sollen, sind von den höheren Kosten betroffen. Folglich kommt dieses Geld voraussichtlich auch nur ihnen zugute. Es gehe darum, dass die Nutztiere artgerechter gehalten werden können, unterstreicht auch Nutzer "GegenHetzt".

Billigeres Fleisch aus dem Ausland ein Problem?

Gehen die Preise für die Erzeugnisse deutscher Hersteller nach oben, befürchten User, dass billigere Waren aus dem Ausland mehr Absatz finden könnten. Diese seien für Klima und Umwelt sowie die regionale Landwirtschaft noch schlechter, findet der User "Pfalzbayer".

Auch Nutzer "m61" hat seine Bedenken:

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Ein Kommentar bei BR24 unter dem Beitrag "Kommt der "Tierwohlcent"? Özdemir legt Konzept vor"

Laut dem Statistischen Bundesamt geht der Tierbestand an Nutztieren bundesweit seit Jahren zurück. Demnach ist die Zahl der Schweine vom Jahr 2010 bis 2020 um rund fünf Prozent gesunken.

2022 wurden in Deutschland gut zwei Millionen Tonnen Fleisch, vor allem aus EU-Ländern, eingeführt. Das waren 4,5 Prozent weniger als im Vorjahr.

Zuspruch und Skepsis aus der Landwirtschaft

Vonseiten der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) heißt es, dass eine Tierwohlabgabe an Bedingungen geknüpft werden und zeitlich begrenzt sein müsse. Für Verbraucher dürfe sie außerdem nicht zu einer dauerhaften finanziellen Belastung werden. "Die Abgabe ist sinnvoll, um den Umbau der Tierhaltung zu unterstützen, allerdings zeitlich beschränkt", sagte vzbv-Chefin Ramona Pop. "Langfristig müssen sich am Markt kostendeckende Preise bilden."

Aus den Bauernverbänden kommt Zuspruch für die Pläne, aber auch Skepsis. "Wenn wir den Umbau der Tierhaltung wollen und weiterhin Fleisch aus Deutschland essen wollen, kommen wir an diesem Weg nicht vorbei. Ohne Tierwohlabgabe ist dies nicht möglich", sagte der Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Martin Schulz, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Der Markt regele dies nicht alleine, so Schulz weiter. Vonseiten der Bayerischen Bauernverbands heißt es, es müssten erst Lösungen beim Agrardiesel her, die alle Bauernfamilien entlasteten. Mit dem Tierwohlcent drohe eine bürokratieaufwändige Verbrauchssteuer, da eine Zweckbindung rechtlich nicht möglich ist. Somit bleibe völlig unklar, wie sichergestellt werden solle, dass das Geld bei den Bauern ankommt, erklärt ein Sprecher des Verbands gegenüber BR24.

Transparenzhinweis: Der Artikel wurde am 9. Februar veröffentlicht und später um eine Stellungnahme des Bauernverbands erweitert.

Im Video: Tierwohlcent-Pläne werden konkreter

Kühe und Hühner auf einer Weide.
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Die Eckpunkte für den Tierwohlcent werden konkreter. Die Meinungen der User gehen auseinander.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

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