Zwei Flughafenmitarbeiterinnen warten auf Passagiere aus China vor einem Coronavirus-Testbereich auf einem Flughafen in Frankreich
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Zwei Flughafenmitarbeiterinnen warten auf Passagiere aus China vor einem Coronavirus-Testbereich auf einem Flughafen in Frankreich

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Amtsärzte wollen EU-weite Corona-Testpflicht für China-Reisende

Am Mittwoch wollen die EU-Staaten über einen einheitlichen Umgang mit Chinas Corona-Politik beraten. Die deutschen Amtsärzte fordern eine Testpflicht mit möglicher PCR-Sequenzierung. Man müsse auf eventuelle neue Mutationen vorbereitet sein.

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Für alle Einreisenden aus China soll in der Europäischen Union eine einheitliche Corona-Testpflicht gelten: Das fordern zumindest die deutschen Amtsärzte. Hintergrund ist die explosionsartige Ausbreitung des Coronavirus in China. Denn man müsse davon ausgehen, dass das Virus mutiere, sagte Johannes Nießen, Vorsitzender des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Man müsse darauf vorbereitet sein.

Aus diesem Grund sei jetzt "ein europaweit einheitliches Schutzkonzept" nötig. "Jeder Reisende aus China sollte bei der Einreise in die EU per Schnelltest getestet werden", sagte Nießen. Bei einem positiven Testergebnis müsse ein PCR-Test folgen und die Probe anschließend sequenziert werden. "Wer sich infiziert hat, sollte in jedem Fall in Isolation gehen müssen", sagte der Amtsärzte-Chef.

EU sucht nach gemeinsamem Weg im Umgang mit China

Die Europäische Union hatte bei Beratungen zur Corona-Welle in China am vergangenen Donnerstag noch keine gemeinsame Linie beschlossen. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides rief die Staaten lediglich dazu auf, ihre nationalen Maßnahmen zur Überwachung des Virus zu überprüfen und gegebenenfalls wieder hochzufahren. Mehrere Mitgliedsländer haben in der vergangenen Woche bereits eigenständige Schritte ergriffen. Andere Staaten vertreten den Standpunkt, dass es sich nicht um die beste Option handele, die lokalen Bevölkerungen zu schützen, da neue Varianten aus China in Europa bereits im Umlauf seien, oftmals seit vielen Monaten.

Am Mittwoch wollen die EU-Staaten über eine einheitliche Strategie beraten. Dabei geht es um die Frage, ob und wie die Behörden aus China einreisende Flugpassagiere auf neue Varianten des Coronavirus testen sollten.

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Debatte um Umgang mit Reisenden aus China
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Debatte um Umgang mit Reisenden aus China

Deutschland sieht bislang keinen Handlungsbedarf

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte am Freitag eine Verschärfung der Einreiseregeln in Deutschland für "noch nicht notwendig". Die Linke kritisierte diese Linie und forderte eine PCR-Testpflicht für Reisende aus China auch an deutschen Flughäfen. "Die Nachricht, dass am Mailänder Flughafen fast jeder zweite getestete Passagier aus China Corona-positiv war, muss alarmieren", sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Kathrin Vogler, dem Nachrichtenportal t-online. "Um herauszufinden, ob Reisende aus China eventuell eine bisher unbekannte Virus-Variante mitbringen, ist eine PCR-Testpflicht mit Sequenzierung sinnvoll."

Frankreich, Spanien und Großbritannien, aber auch die USA, ordneten hingegen eine Corona-Testpflicht für Reisende aus China an. In Frankreich sind künftig PCR-Tests nach der Ankunft vorgeschrieben. Die Regierung appelliert zudem an ihre Bürger, vermeidbare Reisen nach China zu unterlassen. Auf Flügen von China nach Frankreich gilt darüber hinaus wieder eine Maskenpflicht.

Belgien will Abwasser auf Corona-Mutanten hin analysieren

Von belgischer Seite hieß es am Montagabend, man werde Abwasser von eintreffenden Flugzeugen auf Hinweise auf möglicherweise bedrohliche neue Varianten prüfen. Besucher aus China, die sich nicht wohlfühlten, würden darum gebeten, einen Test auf das Virus zu machen. Es müsse mehr getan werden, aber nur in einem koordinierten Vorgehen der 27 Mitgliedsstaaten, sagte Belgiens Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke. "Es wäre ein gutes Signal an China, wenn alle EU-Nationen zusammen sagten: 'Wenn du nach Europa kommst, musst du zuerst getestet werden.'"

Schweden, das den rotierenden Vorsitz im Rat der EU innehat, teilte mit, Vertreter von Mitgliedsstaaten hielten am Mittwoch ein Treffen zur Krisenreaktion ab, um einzuschätzen, ob EU-weite Einreiseanforderungen nötig seien. "Es ist wichtig, dass wir die notwendigen Maßnahmen schnell ergreifen", sagte der schwedische Gesundheitsminister Jakob Forssmed.

China verurteilt Reisebeschränkungen

Peking hat die Einführung einer Corona-Testpflicht für China-Reisende in mehreren EU-Ländern und einer Reihe anderer Staaten scharf kritisiert und mit "Gegenmaßnahmen" gedroht. Einige Länder hätten "Einreisebeschränkungen erlassen, die sich nur gegen chinesische Reisende richten", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking am Dienstag. Dies entbehre "einer wissenschaftlichen Grundlage", einige Praktiken seien "inakzeptabel". China könnte "auf der Grundlage des Prinzips der Gegenseitigkeit Gegenmaßnahmen ergreifen", erklärte die Sprecherin des Außenministeriums am Dienstag mit Blick auf bereits beschlossene Einschränkungen.

Ursache des Anstiegs in China: Ende der Null-Covid-Politik

Peking war am 7. Dezember in einer radikalen Kehrtwende von seiner strengen Null-Covid-Politik abgerückt. Seither wurden die Corona-Restriktionen deutlich gelockert, wodurch sich das Virus rasant verbreitet. Viele Metropolen glichen zeitweise Geisterstädten, weil etliche Menschen krank waren und andere aus Angst vor einer Ansteckung kaum noch aus dem Haus gingen. Krankenhäuser sind überfüllt und einige Krematorien können die Leichen nicht mehr schnell genug einäschern.

Die Kehrtwende in der Corona-Politik wurde offiziell damit begründet, dass die Infektionen mit den neuen Omikron-Varianten nicht mehr so schwer verliefen. Doch sahen Experten den Grund vor allem darin, dass die strikten Maßnahmen angesichts der explosionsartigen Ausbreitung und des zunehmenden Unmuts in der Bevölkerung nicht mehr durchgehalten werden konnten.

Belastung für Chinas Wirtschaft

Die massive Infektionswelle hat Chinas Wirtschaft im Dezember deutlich belastet. Der am Dienstag veröffentlichte Einkaufsmanagerindex (PMI) des chinesischen Wirtschaftsmagazins "Caixin" sank im Vergleich zum Vormonat von 49,4 auf 49 Punkte. Liegt der Index unter der Marke von 50 Punkten wird von einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit der an der Umfrage beteiligten Unternehmen ausgegangen.

Während in den vergangenen Monaten vor allem Lockdowns und die Unwägbarkeiten der strikten Null-Corona-Politik für die Wirtschaftsschwäche in China verantwortlich waren, wurden die Geschäfte nun durch die hohen Infektionszahlen belastet. Nach einem Abflachen der derzeitigen Corona-Welle rechnen Ökonomen im Laufe des Jahres mit einer Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft.

Mit Informationen von dpa und AFP

In China breitet sich das Corona-Virus aktuell so stark aus, dass einige Länder inzwischen von Reisenden aus China wieder Tests verlangen.
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In China breitet sich das Corona-Virus aktuell so stark aus, dass einige Länder inzwischen von Reisenden aus China wieder Tests verlangen.

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