Aiwanger fordert vom Bund Neuausrichtung der Düngeverordnung
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Aiwanger fordert vom Bund Neuausrichtung der Düngeverordnung

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Aiwanger fordert vom Bund Neuausrichtung der Düngeverordnung

Weil beim Düngen oft Grenzwerte überschritten werden, ist das Thema brisant. Seit Jahren gibt es Streit darüber - auch in der schwarz-orangen Staatsregierung. Wirtschaftsminister Aiwanger fordert: Die Ampel soll die Vorgaben ändern.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten am .

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat die Bundesregierung aufgefordert, die Düngevorgaben für die Landwirtschaft zu ändern. "Das derzeitige Messstellensystem ist willkürlich und praxisfremd und verursacht Streit in ganz Deutschland", sagte der Vize-Ministerpräsident und Chef der Freien-Wähler der Nachrichtenagentur dpa. "Wir brauchen konkrete einzelbetriebliche Nährstoffbilanzen statt Messstellen, die oft für über 50 Quadratkilometer die Düngung vorgeben."

Während in anderen ländlich geprägten Bundesländern die Düngeverordnung primär nur bei betroffenen Landwirten für Ärger sorgt, liefert das Thema in Bayern aktuell auch einen Wahlkampfstreit zwischen CSU und Freien Wählern. Beide Parteien werfen sich gegenseitig vor, das Thema nicht schnell genug zu lösen beziehungsweise es durch eine zögerliche Haltung der vergangenen Jahre überhaupt erst mitverantwortet zu haben.

Aiwanger: Eine Messstelle für 50 Quadratkilometer

Aufgrund von Messstellen werden in Deutschland die Nitratgehalte im Grundwasser ermittelt. Wenn diese Werte über 50 Milligramm pro Liter Wasser liegen, bekommen die Landwirte strenge Düngevorgaben. In der Folge klagen Landwirte über Preisabschläge bei den dann nicht voll entwickelten Anbaupflanzen. Laut Aiwanger müssten Bäcker in den Fällen "oft auf ausländischen Importweizen zurückgreifen".

Besonders praxisfremd sei diese Düngevorgabe auch deshalb, weil die Grundwasser-Messstellen für viel zu große Gebietskulissen herangezogen würden, so Aiwanger. Bayern habe bei 75.000 Quadratkilometern Landesfläche beispielsweise nur 800 Messstellen, viele offensichtlich ungeeignete seien zudem bereits entfernt worden. Bis Ende 2024 sollen es 1.500 Messstellen werden. "Aber selbst dann ist oftmals eine einzige Messstelle ausschlaggebend, wie Landwirte auf einem Gebiet von 50 Quadratkilometern düngen dürfen."

Einzelbetriebliche Nährstoffbilanz als Lösung?

Oftmals erstrecke sich die Auswirkung einer einzigen Messstelle auf mehr als drei Landkreise. "Das ist fachlich völliger Humbug und ist genauso unsinnig, als würde man mit einer Geschwindigkeitsmessung in München Rückschlüsse ziehen wollen auf das Fahrverhalten in Freising und würde dort Führerscheine einkassieren", sagte Aiwanger. Man brauche Zehntausende Messstellen, um der Wahrheit wenigstens etwas näherzukommen, "aber das ist nicht umsetzbar".

"Wir müssen den Landwirten aus dieser unzumutbaren Situation dringend heraushelfen, welche auf Bundes- und EU-Vorgaben beruhen", sagte er. Den Streit mit der CSU zum Thema bezeichnete Aiwanger als "Kleinliches Hickhack, das nicht zielführend ist. Wir brauchen die große Lösung und die heißt einzelbetriebliche Nährstoffbilanz deutschlandweit". Der Bund sei aufgefordert, eine schnelle Lösung zu finden und sich mit der EU abstimmen.

Mit Informationen der dpa

Im Video: So aufwendig ist die Nitrat-Messung

Symbolbild: Ein Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts München, entnimmt an einer Grundwassermessstelle eine Wasserprobe. Aktuell gibt es in Bayern viel zu wenige Messtellen. Die Bohrungen dazu an der richtigen Stelle sind auch gar nicht so einfach.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Tobias Hase
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Grundwassermessstelle

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