Mario Voigt (l.), CDU-Vorsitzender in Thüringen, beglückwünscht Christian Herrgott, CDU-Kandidat zur Stichwahl für Landratswahl im Saale-Orla-Kreis
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Mario Voigt (l.), CDU-Vorsitzender in Thüringen, beglückwünscht Christian Herrgott, CDU-Kandidat zur Stichwahl für Landratswahl

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AfD verliert Landratswahl in Thüringen - Einfluss der Demos?

Bei der Stichwahl um den Landratsposten im thüringischen Saale-Orla-Kreis hat sich überraschend der CDU-Kandidat gegen den AfD-Vertreter durchgesetzt. Die Wahlbeteiligung war recht hoch - ein Mobilisierungseffekt durch die Demos der vergangenen Tage?

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Trotz eines deutlichen Vorsprungs im ersten Wahlgang hat die AfD die Stichwahl um den Landratsposten im ostthüringischen Saale-Orla-Kreis verloren. Die CDU sieht sich durch ihren Erfolg nun für die kommende Landtagswahl in Thüringen gestärkt. Ihr Kandidat Christian Herrgott gewann am Sonntag die Wahl gegen AfD-Mann Uwe Thrum.

Hatten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus einen Einfluss?

Am Wahltag könnte laut Experten unter anderem ein Mobilisierungseffekt durch die bundesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus in den zurückliegenden Tagen eine Rolle gespielt haben. Dass, wie bei den Demos gefordert, gemeinsam die rechtsextreme Bedrohung der Demokratie verhindert werden sollte, habe viele Wähler von SPD oder Linken sicher stark motiviert, in der Stichwahl CDU zu wählen, sagte der Erfurter Politikwissenschaftler André Brodocz der Nachrichtenagentur dpa.

Politikwissenschaftler Torsten Oppelland von der Universität Jena sagte, die etwas höhere Wahlbeteiligung in der Stichwahl deute auf einen Mobilisierungseffekt hin: "Da kann die Demonstrationswelle durchaus einen Ausschlag gegeben haben." Generell sei der Einfluss ohne vorliegende Daten aber schwer zu beziffern.

Eine Landtagswahl ist wieder etwas anderes

Trotz des Erfolgs für die CDU: Bei einer Landtagswahl gebe es keine Stichwahl in einem Wahlkreis, sagte Oppelland. "Da hätte Thrum locker gewonnen. Insofern kann man da nicht grenzenlos optimistisch sein." Andererseits wäre es ein "verheerendes Signal" gewesen, hätte die CDU die Stichwahl verloren. Schon alleine deshalb, weil Herrgott als Generalsekretär der Landespartei in der Union profiliert sei.

Auch Brodocz sieht in der Stichwahl vom Sonntag wenige Hinweise auf die Landtagswahl. Er verwies darauf, dass dann mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht und der Werteunion womöglich zwei neue Parteien antreten. "Hier werden die Karten also nochmal gänzlich neu gemischt."

Ergebnisse im Überblick

Herrgott erreichte am Sonntag 52,4 Prozent der Stimmen, Thrum kam auf 47,6 Prozent. Den ersten Wahlgang vor zwei Wochen hatte Thrum mit 45,7 Prozent der Stimmen dominiert. Herrgott war auf 33,3 Prozent gekommen. Die Kandidaten von SPD und Linke waren deutlich dahinter gelandet. Die Wahlbeteiligung stieg auf 68,6 Prozent - ein hoher Wert bei einer Kommunalwahl. Herrgott gewann in der zweiten Runde über 9.000 Stimmen hinzu, Thrum rund 1.700.

"Möchte Landrat sein, der für alle da ist"

Herrgotts sagte nach dem Wahlerfolg: "Ich möchte ein Landrat sein, der für alle Menschen in diesem Landkreis da ist. Auch für die, die heute nicht zur Wahl gegangen sind und auch diejenigen, die mir heute nicht ihre Stimme gegeben haben."

Die AfD in Thüringen sah bundesweite Vorgänge als einen Grund für das Ergebnis. Aus Sicht von Parteichef Björn Höcke brauchte es "die gegnerischen Kräfte des ganzen Landes", um das Blatt nochmal zu wenden.

Die AfD hatte auf den deutschlandweit zweiten Landratsposten nach Robert Sesselmann in Sonneberg, ebenfalls in Thüringen, gehofft. Die Thüringer AfD wird vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft und beobachtet. In den vergangenen Wochen waren deutschlandweit Hunderttausende Menschen gegen Rechtsextremismus auf die Straße gegangen. In Thüringen und im Saale-Orla-Kreis mobilisierten Initiativen gegen die Wahl Thrums.

Mit Informationen von dpa

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