Prof. Dr. Maik Luu arbeitet seit April 2021 in Würzburg am Institut von Michael Hudecek. Hier forscht er in der Tumorimmunologie zum Mikrobiom.
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Prof. Dr. Maik Luu arbeitet seit April 2021 in Würzburg am Institut von Michael Hudecek. Hier forscht er in der Tumorimmunologie zum Mikrobiom.

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Noch keine 30 Jahre alt und schon Professor in Würzburg

Er ist erst 29 Jahre alt und schon ein Professor. Das kommt sehr selten vor. Maik Luu arbeitet als Mediziner an der Uniklinik Würzburg. Mit Fleiß und Durchhaltevermögen hat es der Sohn vietnamesischer Flüchtlinge zum Juniorprofessor gebracht.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

"Gebt immer euer Bestes und seid dankbar, dass ihr euren Teil in dieser Gesellschaft beitragen dürft." Diese Worte ihrer Eltern haben Maik Luu und seinen Bruder von klein auf begleitet. "Als Kind fehlte mir das Verständnis dafür, wieso gute Noten wichtig sind. Doch irgendwann habe ich begriffen, dass ich das alles tue, um mir selbst Türen zu öffnen", blickt Maik Luu zurück. Und die hat er weit für sich aufgestoßen: Mit noch nicht einmal 30 Jahren ist er schon Professor. Das ist eine Seltenheit, meldet die Uni Würzburg.

Doktor im Schnellverfahren

Der 29-jährige Maik Luu ist Doktor der Humanbiologie und seit Mai 2023 Juniorprofessor für Translationale Medizin in der Universitätsmedizin Würzburg. Er hat an der Philipps-Universität in Marburg Humanbiologie/ Biomedical Science studiert und im Fast-Track-Promotionsprogramm seinen Doktor gemacht. Anschließend wechselte er im April 2021 nach Würzburg ans Institut von Michael Hudecek. Hier forscht der Naturwissenschaftler unter anderem in der Tumorimmunologie zum Mikrobiom.

Eltern kamen als "Boat People" nach Deutschland

Seine Eltern könnten nicht stolzer sein. Mit der Motivation, ihren zukünftigen Kindern Bildung und somit ein besseres Leben zu ermöglichen, haben sie vor mehr als 40 Jahren als so genannte "Boat People" ihre vom Krieg gebeutelte Heimat Vietnam verlassen: Mutter Thi Thu Ba Nguyen-Luu und Vater Tan That Luu kamen im Jahr 1980 mit der Cap Anamur nach Deutschland und fassten in Eschweiler bei Aachen Fuß. In Maik Luus Augen ist das, was seine Eltern auf sich genommen haben, eine viel größere Leistung als seine Professur. "Ihr Mut, mit nichts als der Kleidung am Leib ins Ungewisse aufzubrechen und sich in einem Land durchzuschlagen, dessen Sprache und Kultur sie nicht kannten, könnte nicht größer gewesen sein", sagt Maik Luu.

Aufgewachsen zwischen Herzlichkeit und Anfeindungen

Sein akademischer Werdegang ist ein klassischer Aufstieg über den Bildungsweg. Seine Eltern, beide ungelernt, hatten in Deutschland zunächst Hilfsjobs, unter anderem als Erntehelfer. Dann bauten sie sich ein asiatisches Restaurant und später eine Schneiderei auf. Unterstützung bekamen sie von ihren Nachbarn, Heinz und Gisela Weber. "Die beiden haben unsere Familie gewissermaßen adoptiert. Sie waren für uns wie Oma und Opa, so bescheiden und unfassbar herzlich. Gisela nannten wir auch Mutter Zwei", schwärmt Maik Luu. Auf der anderen Seite gab es den Rassismus, den auch er zu spüren bekam. "Man musste aufpassen, dass man nicht in der Mülltonne landet oder einen Baseballschläger übergezogen bekommt", erinnert er sich.

Ein Schuljahr übersprungen

Als er in der Schule irgendwann reflektierte, dass es sich lohnen könnte, sich anzustrengen und merkte, dass ihm einiges leichtfiel, wurde er immer selbstbewusster. Nach dem ersten Halbjahr in der achten Klasse sprang er in die neunte, später wurde er Stufensprecher. In dieser Funktion bat er anlässlich des Abschieds des Abiturjahrgangs eine Verleihfirma höflich um ein günstiges Angebot für eine Hüpfburg. Er erhielt nicht nur eine Absage, sondern wurde regelrecht als Bittsteller beschimpft, dem wie alle Studierenden eine Zukunft als Hartz-IV-Empfänger mit schlechtem Umgangston und übler Zahlungsmoral vorausgesagt wurde. Über diese Geschichte, welche damals bundesweit für Furore sorgte, kann Maik Luu heute nur schmunzeln.

Juniorprofessor mit viel Fleiß und Durchhaltevermögen

Angesichts seiner rasanten Karriere wird Maik Luu häufiger gefragt, ob er hochintelligent sei. "Sicher nicht", winkt er ab. "Allem voran haben mich harte Arbeit, Fleiß und Durchhaltevermögen weitergebracht. Ein bildliches Verständnis für biologisch-chemische Prozesse hat jedoch geholfen. Zudem kann ich gut filtern, auf welche Details ich mich konzentrieren sollte, und welche weniger wichtig sind. Je simpler das Konzept, desto besser."

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