Zwei junge Frauen sitzen mit einem Campingstuhl an einem Tisch vor ihrem weißen Camping-Bus. Sie tragen Sportkleidung und sehen gut gelaunt aus. Die hintere Türe des Busses ist offen und man sieht einen Sitz und einen Schrank in dem Bus.
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Zwei junge Frauen sitzen mit einem Campingstuhl an einem Tisch vor ihrem weißen Camping-Bus.

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Wohnmobilstellplätze beliebt bei Urlaubern und Digitalen Nomaden

Das Gebiet um den Main-Donau-Kanal ist ein beliebtes Ziel für Camper. Auf den Stellplätzen wird es besonders in den Ferien vormittags voll. Aber nicht nur Urlauber sind unterwegs. Manch einer nutzt das Wohnmobil auch als Büro.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Oskar Biringer vom Rothsee aus Mittelfranken fährt die Markise an seinem Wohnmobil aus. Er trägt Shorts und Turnschuhe und ist gebräunt. Der 73-Jährige ehemalige Berufsschullehrer macht ohne seine Frau eine Woche Urlaub am Wohnmobilstellplatz am Heinrichsdamm. 15 Euro pro Tag kostet eine Übernachtung auf dem Platz in Bamberg. Dazu kommen noch Strom und Wasser. Am Pendlerparkplatz an der Ausfallstraße stehen auf einer Schotterfläche im Frühling viele Wohnmobile und umgebaute Camping-Busse. Vormittags herrscht reger An- und Abreiseverkehr.

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An schönen Tagen sind kaum noch Plätze frei

Der Wohnmobilstellplatz am Heinrichsdamm ist einer von zwei der Stadtwerke betriebenen Stellplätze in der Welterbestadt. Auf dem Stellplatz stehen mit ihren Wohnmobilen einige Norddeutsche, aber auch Franzosen und Norweger. Die Übernachtungszahlen lagen schon im März laut dem Tourismusamt Bamberg auf dem Niveau von 2019 und übertreffen diese sogar. Rund 48.000 Touristen haben in der Welterbestadt übernachtet. 2019 waren es rund 46.000 Menschen. Wenn es so weitergehe wie vor Corona, würden alleine im Juni rund 80.000 Touristen in der Welterbestadt erwartet.

Die Wohnmobil-Reisenden sind in dieser Statistik jedoch nicht erfasst. Die Reisemobilstellplätze sind wegen ihrer attraktiven Lage, der guten Verkehrsanbindung in die Innenstadt und der günstigen Preise sehr gut ausgelastet, so Jan Giersberg von den Stadtwerken Bamberg. Den aktuellen Camping-Boom spüre man in Bamberg selbstverständlich auch. "An Spitzentagen kann es sein, dass Gäste keinen Stellplatz mehr bekommen." Die Camper dürfen mit ihren Wohnmobilen auf dem Stellplatz am Heinrichsdamm maximal drei Tage stehen bleiben. Am zweiten Wohnmobilstellplatz am Hallenbad Bambados können Reisende auch länger bleiben.

Über App den Wohnmobiltrip planen

Pensionär Oskar Biringer wollte eigentlich über den Chiemsee nach Italien Richtung Süden, aber das Wetter war dort nicht so gut, erzählt der 73-Jährige. Deshalb hat er sich entschieden, das Gebiet um den Main-Donau-Kanal zu bereisen. Denn Franken habe viele schöne Ecken. Über Pfingsten war er schon an Campingplätzen in Unterfranken. Nun sei er in Bamberg angekommen und will die Stadt mit dem Rad erkunden, sich Kirchen ansehen und Bier trinken. Sein E-Bike hat er am Wohnmobil befestigt dabei. Biringer campt schon seit 40 Jahren. Früher mit seinen Kindern auch mal im Zelt, inzwischen hat er seit einigen Jahren ein eigenes Wohnmobil.

Über mehrere Apps schaut sich Biringer verschiedene Stellplätze an und sucht aus, wo er als nächstes hinfahren will. Über die App könne er sehen, was der Stellplatz zu bieten habe. Das sei einfach und er bleibe flexibel, erzählt der 73-Jährige. Nur manchmal fehle WLAN, so wie hier am Heinrichsdamm. Ansonsten sei hier für Wohnmobil-Camper alles vorhanden: Wasser, Strom und eine Entsorgungsstelle für die Campingtoilette. Der Strom kostet 50 Cent je Kilowattstunde und das Frischwasser einen Euro pro 100 Liter. Das sei günstig, findet Biringer. Strom brauche er sowieso nicht, denn er habe Solarzellen auf dem Dach.

Home-Office vom Wohnmobilstellplatz aus

Auch Franziska Grote aus der Nähe von Hannover schätzt die Flexibilität beim Campen. Die sportliche 28-Jährige sitzt mit ihrer Freundin Anna und ihrem Hund in einem kleinen Bus. Die Tür steht offen, die beiden Frauen arbeiten am Laptop und machen Homeoffice am Stellplatz. Die Freundinnen waren über Pfingsten beim Wandern in Südtirol und wollten an ihren Kurzurlaub noch ein paar Tage dranhängen. Die beiden sind Projektleiterinnen und dürften von überall aus arbeiten, erzählt Grote. Deshalb arbeiten sie heute wie digitale Nomaden aus dem Bus und waren gestern Abend in der Altstadt unterwegs, so die Norddeutsche.

Die 28-Jährige aus der Nähe von Hannover hat den gebrauchten Bus vor einem Jahr mit Hilfe von YouTube-Tutorials selbst ausgebaut. Der Bus ist sehr klein, aber es ist alles vorhanden und liebevoll eingerichtet. Ein ausziehbares Bett für zwei Personen, eine kleine Kochnische, Dusche und Toilette, Stauraum an der Decke sowie zwei Arbeitsplätze. Den Boden hat die 28-Jährige sogar im Parkett-Look gestaltet und die Decke mit Holz verkleidet. Ihr Vater hätte ihr bei der Elektrik geholfen, aber ansonsten hätte sie in rund einem Jahr alles alleine ausgebaut. Für den gebrauchten Bus habe sie rund 10.000 Euro bezahlt. Der Ausbau habe sie noch mal ungefähr 10.000 Euro gekostet, so die 28-Jährige. Jetzt sei sie flexibel und könne mit ihrem zweijährigen Labrador überall hinfahren, ohne ein Hotel zu bezahlen.

Nach ein paar Stunden Homeoffice ist Zeit für eine Abkühlung: Labrador Otto wird vor dem Bus abgeduscht. Pensionär Oskar Biringer hat inzwischen ein paar Stellplätze weiter sein E-Bike startklar gemacht. Vom Wohnmobilplatz am Heinrichsdamm aus ist er in ein paar Minuten in der Innenstadt und will Bamberg zwei Tage lang erkunden. Am Wochenende fährt er wieder zurück in seine Heimat Mittelfranken.

Eine Frau und ein Mann gehen auf einem Stellplatz für Wohnmobile an mehreren Fahrzeugen vorbei.
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Auf den Stellplätzen für Wohnmobile ist viel los. Nicht nur Urlauber sind unterwegs. Manch einer nutzt das Wohnmobil auch als Büro.

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