Fotografen machen Fotos von Wiesn-Wirt Günter Steinberg und seiner Ehefrau – beide mit Corona-Schutzmaske – im Gerichtssaal.
Bildrechte: BR/Sabine Konvalin

Wiesn-Wirt Günter Steinberg und seine Ehefrau vor Gericht

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Wiesn-Wirt: Hendl-Gutscheine für Polizei nur ein "Dankeschön"

Der langjährige Wiesn-Wirt Günter Steinberg steht wegen Bestechung vor Gericht. Er hat Gutscheine fürs Oktoberfest an Polizeibeamte verschenkt. Für Steinberg sind die Vorwürfe "unbegreiflich". Die Gutscheine sollten ein "Dankeschön" sein.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Weil er Hendl- und Bier-Gutscheine fürs Oktoberfest an Polizeibeamte verschenkt hat, muss sich der Münchner Gastronom und langjährige Wiesn-Wirt Günter Steinberg vom Hofbräuzelt vor Gericht verantworten. Er soll für die Geschenke eine "bevorzugte Behandlung" insbesondere während des Oktoberfestes erwartet haben.

Wegen "Vorteilsgewährung" hatte er deshalb einen Strafbefehl über 27.000 Euro bekommen, seine ebenfalls beschuldigte Frau sollte 9.000 Euro zahlen. Beide wollten das nicht hinnehmen, deshalb kam es jetzt zum Prozess am Amtsgericht.

Wiesn-Wirt Steinberg: Habe keine Gegenleistung erwartet

Er finde das Ganze "unbegreiflich", betonte Steinberg immer wieder. Für die je 50 Bier-und Hendlmarken, die er bei der Polizei in seinem Wohnort Grünwald jedes Jahr abgegeben habe, habe er keine Gegenleistung erwartet – und im Übrigen auch keine bekommen. Die Gutscheine bezeichnete der 82-Jährige einfach als Anerkennung und "Dankeschön" für die Arbeit der Beamten das ganze Jahr über. "Ich wollte den Leuten eine Freude machen", sagte er, "und dafür werde ich jetzt noch bestraft."

Hendl-Gutscheine für die Wiesn-Wache offenbar erlaubt

Besonders unverständlich findet er es auch deshalb, weil die Oktoberfest-Wirte direkt bei der Wiesn-Wache ebenfalls Gutscheine immer abgegeben haben und das offenbar kein Problem war. Vor 2019 bekamen die Polizisten demnach 400 Bier und Hendl allein in den großen Zelten pro Jahr. Das hatte der frühere Polizeipräsident laut Steinbergs Verteidiger genehmigt. Der Anwalt hat auch aufgelistet, wer noch alles bedacht wurde – vom Sanitätsdienst über Sicherheitsleute bis hin zu Stadträten. Dass es da gerade im Fall der Polizei in Grünwald weit weg vom Oktoberfest verboten sein sollte, kann der Seniorchef vom Hofbräuzelt nicht nachvollziehen.

Ehemaliger Dienstellenleiter spricht von "Megakatastrophe"

Die Gutscheine wurden jeweils unter den Mitarbeitenden der Polizeiinspektion verteilt. Weiter zurückliegende Fälle sind mittlerweile verjährt, im Prozess geht es um die Jahre 2014 bis 2018. Der damalige Dienststellenleiter wurde – auch wegen der Annahme anderer Geschenke für die Belegschaft – suspendiert und bekam ein Disziplinarverfahren. Als Zeuge vor Gericht sprach er von einer "Megakatastrophe".

Der Wirt eines anderen großen Wiesn-Zeltes hat derselben Polizeiinspektion ebenfalls Gutscheine zukommen lassen und wehrt sich auch gegen den Strafbefehl. Sein Gerichtstermin ist bereits für Mitte Mai angesetzt.

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