Großer Andrang auf dem Oktoberfest: Bis zur Halbzeit waren rund 3,4 Millionen Gäste auf der Wiesn - deutlich mehr als im vergangenen Jahr.
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Großer Andrang auf dem Oktoberfest: Bis zur Halbzeit waren rund 3,4 Millionen Gäste auf der Wiesn – deutlich mehr als im vergangenen Jahr.

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Wiesn-Halbzeit: Rund 3,4 Millionen Gäste auf dem Oktoberfest

Großer Andrang auf dem Oktoberfest: Bis zur Halbzeit waren rund 3,4 Millionen Gäste auf der Wiesn – deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Die Wiesnwache muss seltener ausrücken als früher – jedoch gibt es mehr Rauschgift- und Sexualdelikte.

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Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) spricht von einer "wahren Pracht-Wiesn". Das sonnige Wetter in der ersten Woche habe für gut gelaunte Gäste und ein entspanntes 188. Oktoberfest gesorgt. Ein "sommerlich lockeres Gefühl" sei zu spüren – und das zeigt sich auch in den Zahlen.

Deutlich mehr Gäste als im Vorjahr

3,4 Millionen Gäste, so schätzt die Festleitung, sind bis zur Halbzeit am Sonntag gekommen - ein deutliches Plus im Vergleich zu 2022. Vor einem Jahr musste Baumgärtner zur Wiesn-Halbzeit noch verkünden, dass an manchen Standl Glühwein ausgeschenkt werde. Zu nasskalt war das Wetter, um die ganz großen Massen auf die Theresienwiese zu locken. Zudem war die Corona-Pandemie noch immer ein Thema, viele waren unsicher. Nur drei Millionen Gäste wurden 2022 zur Wiesn-Halbzeit geschätzt. Auf das letzte Vor-Corona-Oktoberfest 2019 waren bis zur Halbzeit rund 3,3 Millionen Gäste gekommen.

Auch am Sonntag strömten schon morgens die Gäste Richtung Festgelände - viele in Dirndl und Lederhose. Ob der Trend zur Tracht ein wenig nachlässt, darüber gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Unter den Besuchern sind wieder mehr Gäste aus dem Ausland: Laut Festleitung kommen sie vor allem aus den USA, Österreich, Italien und Frankreich.

Wieder viele Prominente auf der Wiesn

Auch Prominente feierten mit. Am Sonntag zogen die Spieler des FC Bayern nach dem siegreichen 7:0 gegen den VfL Bochum ins Bierzelt. An den Vortagen war Schauspieler Arnold Schwarzenegger mit seiner Freundin und seinem Sohn da. Cathy Hummels lud zu ihrem Wiesn-Bummel. Bei der "Damenwiesn" von Mietwagen-Unternehmerin Regine Sixt ließ sich Schauspielerin Uschi Glas blicken, beim "Almauftrieb" waren Roberto Blanco und die Ex-Fußballer Giovane Elber und Hasan Salihamidzic dabei. Auch Lothar Matthäus wurde auf der Wiesn gesehen.

Wirte und Schausteller zufrieden

Von den Besucherzahlen profitieren die Wirte: Der Bierkonsum stieg um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Aber auch Tafelwasser sei so gefragt, dass es in manchen Zelten zwischenzeitlich ausgegangen sei. Immerhin gibt es erstmals kostenlos Trinkwasserbrunnen auf dem Gelände. Beim Essen sind wieder Hendl und Haxn die Renner, bei den vegetarischen Gerichten die Kasspatzn.

Aus Sicht der Schaustellerinnen und Schausteller sind vor allem die Freefall-Türme, der hohe Kettenflieger und das Riesenrad die Gewinner. "Wir sind von schönem Wetter abhängig und mit den warmen Temperaturen kommt natürlich auch La Dolce Vita", sagt Yvonne Heckl, Sprecherin der Schaustellerinnen und Schausteller. Dabei ging es holprig los: Gleich am ersten Wiesn-Tag hatte es an der Indoor-Achterbahn "Höllenblitz" einen Unfall gegeben. Ein anfahrender Zug war langsam zurückgerollt und mit einem dahinterstehenden Zug zusammengestoßen. Acht Menschen wurden leicht verletzt. Am Freitag konnte die Achterbahn nach Reparatur und erneuter TÜV-Abnahme wieder in Betrieb gehen.

Corona scheint keine Rolle mehr zu spielen, obwohl die Zahlen wieder steigen. "Die Leute genießen die Freiheit in vollen Zügen", sagt Yvonne Heckl. Das Publikum sei entspannt und fröhlich, sagte auch die Wiesn-Stadträtin Anja Berger.

Friedliche Wiesn: Weniger Polizeieinsätze

Die erste Woche sei von "friedlichen und netten Begegnungen" mit den Besuchern geprägt gewesen, teilt die Polizei mit. Obwohl mehr Besucherinnen und Besucher auf das Oktoberfest kamen, habe es weniger Einsätze gegeben. 838-mal mussten die Beamtinnen und Beamten der Wiesnwache demnach bis Sonntag eingreifen. Der rückläufige Trend setzt sich damit fort: 2022 gab es bis zur Halbzeit 923 Einsätze, 2019 waren es im gleichen Zeitraum 1.010 Einsätze. Auch mussten weniger Besucherinnen und Besucher aggressions- oder alkoholbedingt in Gewahrsam genommen werden. Die Zahl der Delikte liegt hingegen auf ähnlichem Niveau wie in den Vorjahren: Die Polizei zählt heuer 481 Straftaten. Stark zurückgegangen ist die Zahl der festgestellten Trunkenheitsfahrten. 2019 waren es noch 443, in diesem Jahr 210 (2022/279).

Anstieg der Rauschgiftdelikte

Gesetzestreue werde vor allem im Umgang mit Betäubungsmitteln vermisst, berichtete der Pressesprecher des Polizeipräsidiums München, Andreas Franken. "Unsere intensiven Kontrollen haben insbesondere aufgrund der schönen Witterung zu einem Anstieg im Bereich der Anzeigen im Bereich der Betäubungsmittelkriminalität geführt." 151 Wiesngäste seien angezeigt worden, die Hälfte von ihnen hatte Kokain dabei. Im Vorjahr gab es bei schlechtem Wetter 87 Rauschgiftfälle, 2019 waren es 136.

Zahl der angezeigten Sexualdelikte steigt – zwei Vergewaltigungen

Die Zahl der angezeigten Sexualdelikte ist, wie bereits in den Vorjahren, erneut leicht gestiegen – auf 34 Vergehen (2022 wurden 31 und 2019 25 Sexualstraftaten angezeigt). Dies führt die Polizei auf eine erhöhte Sensibilität zurück. Die Bereitschaft, Sexualdelikte anzuzeigen, sei gestiegen. Man gehe gegen sexuelle Belästigungen konsequent vor. Dabei betont die Polizei auch die enge Zusammenarbeit mit dem "Safe Space", einer Einrichtung auf der Wiesn, bei der Frauen und Mädchen Hilfe bekommen, wenn sie begrapscht oder noch massiver sexuell belästigt werden. Nach aktuellem Stand seien heuer zwei Vergewaltigungen angezeigt worden.

Ambulanz: Ähnliche Einsatzzahlen wie im Vorjahr

Auch die Aicher Ambulanz spricht von einem positiven Verlauf. Besonders erfreulich sei, dass die Zahl der stark betrunkenen Minderjährigen zurückgegangen sei – von 46 auf 15. Insgesamt bewege sich die Anzahl der Einsätze auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Die Sanitätsstation habe bisher 3.390 Patientinnen und Patienten behandelt. Nur drei Prozent davon mussten ins Krankenhaus. Der Computertomograph, den es seit vergangenem Jahr auf der Wiesn gibt, sei heuer bisher 80-mal zum Einsatz gekommen, so die Aicher Ambulanz.

Volles Fundbüro - 150 verlorene Handys

Und wie jedes Jahr geht auf der Wiesn so einiges verloren. Dieses Jahr habe es viele verzweifelte Nachfragen wegen verloren gegangener Handys gegeben, da dort oft auch Flugtickets oder Bahnfahrkarten gespeichert seien, so die Wiesn-Pressestelle. Rund 150 Handys oder Smartphones wurden bisher abgegeben.

Insgesamt registrierte das Fundbüro 1200 verloren gegangene Gegenstände, darunter auch 210 Ausweise, 150 Bankkarten, 220 Geldbeutel, 70 Schlüssel, 65 Taschen, Rucksäcke, Beutel, 80 Brillen, 40 Schmuckstücke und 25 Schirme.

Kein Gebiss – dafür eine Hochzeitsgeschenkbox

Eine Hochzeitsgeschenkbox hat im Wiesn-Fundbüro Rätsel aufgegeben. Die Box enthalte ein Kochbuch und diverse Gutscheine für das hoffentlich immer noch glückliche Paar, so die Wiesn-Pressestelle.

Ein Gebiss wurde dieses Jahr im Wiesn-Fundbüro noch nicht abgegeben - fast jedes Jahr verließ bisher ein Gast ohne falsche Zähne das Volksfest.

Wiesnhit Fehlanzeige - aber "Sara perche ti amo" oft gespielt

Es habe sich in diesem Jahr noch kein Wiesnhit herauskristallisiert, teilte die Wiesn-Pressestelle mit. Selbst die Mitarbeiter des Immissionsschutzes, die in den Zelten regelmäßig den Lärmpegel messen, hätten noch keinen Favoriten erkennen können.

"Allerdings wird 'Sara perche ti amo' sehr oft gespielt", sagte Festleiter Clemens Baumgärtner. "Ein italienischer Klassiker. Finde ich schön, jedenfalls war mit diesem Titel nicht zu rechnen." Das Lied könne vielleicht noch der Wiesnhit werden.

23.09.2023, Bayern, München: Blick aus dem Riesenrad: Unzählige Besucher gehen bei bewölktem Himmel über das Oktoberfest. Die 188. Wiesn findet dieses Jahr vom 16.09.- 03.10.2023 statt. Foto: Felix Hörhager/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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188. Münchner Oktoberfest

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