Mitarbeiter der Sicherheitskontrollen am Münchner Flughafen haben am Vormittag für fünf Stunden die Arbeit niedergelegt.
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Mitarbeiter der Sicherheitskontrollen am Münchner Flughafen haben am Vormittag für fünf Stunden die Arbeit niedergelegt.

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Warnstreik am Flughafen München: "Das ist nicht mehr akzeptabel"

Am Münchner Flughafen haben Passagiere am Freitag stundenlang an den Sicherheitskontrollen warten müssen. Die Schlange führte zeitweise bis vors Terminal. Verdi hatte zum Warnstreik aufgerufen. Am Wochenende werden die Münchner Bäder bestreikt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Der Flughafen München hat den zweiten Warnstreik innerhalb von drei Wochen hinter sich. Diesmal hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Beschäftigten der Sicherheitsgesellschaft München zu einem fünfstündigen Warnstreik aufgerufen. Passagiere mussten am Freitagmorgen bis zu drei Stunden warten, bis sie an der Sicherheitskontrolle waren. Denn nur drei von rund 40 Kontrollstellen in den beiden Terminals waren geöffnet.

  • Zum Artikel: Flug wegen Streiks gestrichen: Welche Rechte haben Passagiere?

Auf dem Weg zur EM in Tallin ausgebremst

Die Warteschlange der Reisenden führte zeitweise über zwei Etagen und bis weit ins Freie. Die meisten Fluggesellschaften hatten ihre Kunden frühzeitig informiert. Dennoch reagierten manche Passagiere genervt: "Also ich muss wirklich sagen: Mittlerweile ist der Bogen schon weit überspannt, was sich Deutschland erlaubt mit diesen Streiks", schimpfte Willi Grill, Generalsekretär des Weltschießverbandes ISSF. "Das ist eigentlich nicht mehr akzeptabel – jede Woche was anderes." Grill wollte zur EM in Tallin und wurde vom Streik am Flughafen ausgebremst.

"Im Prinzip ist es ja schon richtig, dass die Arbeiter und Angestellten für ihre Rechte eintreten. Aber wenn es einen selber trifft, ist es halt nicht so gut", sagte ein anderer Passagier, der auf den Urlaubsflieger nach Abu Dhabi wartete.

Wartende Passagiere am Münchner Flughafen am 10. März 2023.
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Die Schlange führte zeitweise bis weit nach draußen vors Terminal.

Flughafen am Nachmittag zurück im Normalbetrieb

Nach dem Ende des Streiks um 10 Uhr normalisierte sich die Lage aber relativ schnell wieder. Es gebe keine wirklichen Störungen und Einschränkungen mehr, sagte ein Flughafensprecher am frühen Nachmittag auf BR-Anfrage. Man sei zum Normalbetrieb zurückgekehrt.

Um 5 Uhr in der Früh hatten Mitarbeitende der Sicherheitsgesellschaft München ihre Arbeit niedergelegt. 200 - also zwei Drittel der Frühschicht - waren es nach Gewerkschaftsangaben. Die Regierung von Oberbayern, bei der die Sicherheitsgesellschaft angesiedelt ist, spricht von 170 Streikenden.

"Wir machen es für uns und für unsere Zukunft"

Mehr als 100 Streikende versammelten sich um 9 Uhr zu einer Kundgebung zwischen den Terminals. Die Schere zwischen Arm und Reich gehe immer weiter auseinander, so ein Streikender, "und wir sind leider in der unteren Lohngruppe. Da geht die Schere so weit auseinander, dass wir weder die Fahrtkosten noch die Spritkosten noch die Lebenshaltungskosten stemmen können". Und eine Kollegin ergänzte: "Wir machen das ja nicht, um die Passagiere zu ärgern, und auch nicht, um unsere Firma zu ärgern, sondern wir machen es einfach für uns und für unsere Zukunft."

Streikende Mitarbeitende der Sicherheitskontrolle bei der Kundgebung zwischen den Terminals am 10.3.2023
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Warnstreikende Mitarbeitende der Sicherheitskontrolle versammelten sich zwischen den Terminals zu einer Kundgebung.

Unterm Strich nur sieben Flüge annulliert

Wegen der Verzögerungen bei der Passagier- und Handgepäckkontrolle wurde bei manchen Flügen der Start etwas hinausgezögert. Annulliert wurden wegen des Streiks nur sieben von insgesamt 750 Flügen.

Langfristig könnten die Reisenden von dem Warnstreik profitieren – so sieht es zumindest Verdi. Denn viele deutsche Flughäfen ächzten schon im vergangenen Sommer unter Personalmangel. "Wir brauchen definitiv mehr Personal und das kriegen wir nur, wen wir mehr bezahlen", sagte ein Sprecher.

Der Warnstreik am Flughafen war Teil des aktuellen Tarifstreites im öffentlichen Dienst. Verdi fordert für die bundesweit 2,5 Millionen Beschäftigten der Kommunen und des Bundes 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die Arbeitgeber bieten fünf Prozent mehr bei zweijähriger Laufzeit sowie 2.500 Euro Einmalzahlung. Die dritte Verhandlungsrunde ist Ende März. Bis dahin laufen Warnstreiks.

Nächster Streikaufruf betrifft Münchner Bäder

In München setzt Verdi schon am Wochenende den nächsten Nadelstich. Die städtischen Schwimmbäder und Saunen bleiben womöglich geschlossen. Verdi hat für Samstag und Sonntag die rund 200 Beschäftigten in den Bädern der Stadtwerke München zum Streik aufgerufen.

Mit Material von dpa

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