Väter des Neugeborenen-Jahrgangs 2022 aus Grafenwöhr pflanzen 300 Bäume für ihre Kinder, gesponsert von der Stadt Grafenwöhr. Sie pflanzen alternative Baumarten wie Gelbkiefern, serbische Fichten, Flaum- und Traubeneichen und Atlaszedern, die den Folgen des Klimawandels besser trotzen
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Waldumbau Grafenwöhr: Väter des Neugeborenen-Jahrgangs 2022 aus Grafenwöhr pflanzen 300 Bäume für ihre Kinder.

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Waldumbau in Grafenwöhr – 300 Bäume für Neugeborenen-Jahrgang

Den Wald fit machen für den Klimawandel. Aus Fichten- und Kiefernmonokulturen sollen vielfältige Mischwälder werden, die dem künftigen Klima standhalten sollen. In Grafenwöhr gibt es bereits Erfahrungen mit Baumarten aus wärmeren Gegenden der Welt.

David Dobmann aus Grafenwöhr im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab schaufelt und pflanzt für seinen Sohn Samu. Der ist ein Jahr und drei Monate alt und bekommt von der Stadt ein natürliches Denkmal gesetzt. Es soll dem Klimawandel trotzen.

Baumarten aus wärmeren Gegenden in die Oberpfalz bringen

Förster Martin Gottsche hat die Eltern des Neugeborenen-Jahrgangs 2022 von Grafenwöhr in den Stadtwald eingeladen. 300 Pflänzchen liegen bereit: Atlas-Zedern, serbische Fichten, Gelbkiefern, Flaumeichen oder auch Traubeneichen. Es sind Baumarten aus wärmeren Gefilden, die besser mit dem künftigen Klima in der nördlichen Oberpfalz zurechtkommen, als die Kiefern, die hier bereits seit 120 Jahren stehen. Die Papas schwitzen und vergrößern ihren ökologischen Fußabdruck aber erheblich.

Weg von Fichte und Kiefer hin zum Mischwald

Auf einem Hektar Stadtwald baut Förster Martin Gottsche bereits seit 20 Jahren die Kiefern-Monokultur in einen vielfältigen Mischwald um. 2.800 Bäume von 25 Baumarten sind hier zu finden. Dabei greift er auch auf etwas exotischere Baumarten zurück, wie die mittelindische Esskastanie, Colorado-Tannen, pazifische Edel-Tannen oder Libanon-Zedern. Sie stammen aus Gegenden mit einem Klima, das für die kommenden Jahrzehnte in der nördlichen Oberpfalz erwartet wird, mit mehr Trockenheit und höheren Hitzetemperaturen. Gleichzeitig müssen die Bäume im Winter Frost aushalten.

Wenig Erfahrung mit nicht-heimischen Baumarten

Sogenannte alternative Baumarten sind in Bayerns Wäldern bislang nur selten zu finden. Beim Waldumbau greifen Förster und Waldbesitzer in erster Linie auf heimische Baumarten zurück, die dem Klima etwas besser trotzen als Fichte und Kiefer. Das bestätigen das Bayerische Landwirtschafts- und Forstministerium sowie die Bayerischen Staatsforsten.

Arten wie Stiel- oder Traubeneiche, Hainbuche, Flatterulme, Elsbeere, Eibe, Feld- und Spitzahorn oder auch Sommer- und Winterlinde, Buche, Douglasie und Tanne werden gepflanzt. Nicht heimische, so genannte alternative Baumarten aus anderen Ländern, werden derzeit im Rahmen von Anpflanzungsversuchen getestet. Die Erfahrungen damit seien aber erst wenige Jahre alt, heißt es aus dem Forstministerium.

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Waldumbau in Grafenwöhr: Gepflanzt wurden alternative Baumarten, die aus wärmeren Gefilden stammen und dem Klimawandel besser trotzen sollen.

Tests mit nicht-heimischen Arten, erste Erfolge

Förster Martin Gottsche pflanzt auch in erster Linie heimische Arten in den Wäldern des westlichen Landkreises Neustadt/WN, dennoch hat er Versuche mit alternativen Baumarten bereits vor 25 Jahren begonnen. Seine Bilanz fällt bisher positiv aus. Die Esskastanien würden sich sehr gut machen, schöne Bestände bilden und auch Holz liefern. Die Colorado-Tannen würden sich ebenfalls sehr gut machen, so Gottsche, und auch die Atlas- und Libanonzedern entwickelten sich sehr zufriedenstellend. Den Erfolg oder Misserfolg seiner Pflanzungen könnten aber erst seine Nachfolger beurteilen, denn ein Menschenleben reiche nicht aus, um das Endprodukt zu sehen, so Gottsche.

Baumpflanzaktion für Neugeborene - "nachhaltig"

Bürgermeister Edgar Knobloch (CSU) hält die Pflanzaktion für Neugeborene mit den alternativen Baumarten für "nachhaltig". Aufgrund der Baumarten könnten vielleicht die Kinder selbst ihren Kindern und auch Enkeln mal ihre Bäume im Stadtwald zeigen.

Samus Papa, David Dobmann, ist inzwischen bei Baum Nummer 22 angelangt. Unter den Augen von Mama Nadine und Sohn David tritt er das serbische Fichtenpflänzchen noch fest. Etwa 30 Zentimeter ragt es aus dem Boden. Irgendwann bekommt einer der Bäume ein Schild mit dem Namen seines Sohnes Samu, sagt Dobmann. Dazu müssen beide aber erst mal wachsen.

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Förster Martin Gottsche pflanzt mit den Eltern der Neugeborenen des Jahrgangs 2022 aus Grafenwöhr alternative Baumarten im Stadtwald.

Waldumbau läuft auf Hochtouren

Insgesamt laufe der Waldumbau in Bayern auf Hochtouren, teilt das Forstministerium mit. 95.000 Hektar Wald seien bereits klima-fit gemacht worden. Im Rahmen der Anbauversuche für nicht-heimische Baumarten seien bereits gut 14.000 Atlas-Zedern gepflanzt worden, knapp 48.000 Baumhaseln, 10.500 Libanon-Zedern sowie Bornmüllertannen, Tulpenbäume, griechische Tannen, Hemlocktannen, Platanen, Weihrauchzedern oder auch Urweltmammutbäume und viele mehr. Die Erfahrungen damit seien aber noch zu wenig aussagekräftig, weil sie erst wenige Jahre alt sind.

Bis 2030 soll Waldumbau im Staatswald fertig sein

Die Bayerischen Staatsforsten rechnen damit, dass bis zum Jahr 2030 der Waldumbau im Staatswald vollzogen ist. Seit 2020 werden im Rahmen eines Projekts fünf Jahre lang eine Million Bäume mehr gepflanzt als ursprünglich vorgesehen. In erster Linie greifen die Staatsforsten auf heimische Baumarten zurück.

Der Bund Naturschutz würde gerne die natürliche Waldverjüngung besser fördern und fordert deshalb eine Erhöhung der Abschusszahlen beim Wild. Wildtiere würden zu viele Samen und Jungpflanzen fressen und anknabbern, was die natürliche Verjüngung des Waldes hemme.

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