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Energieberater sollen bei der Energiewende für Wohngebäude helfen (Symbolbild)

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Das sind die neuen Förderprogramme für energetische Sanierung

Wer sein Haus renoviert, kann Förderungen vom Staat beantragen. Allerdings nur, wenn auch energieeffizient saniert wird. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den neuen Programmen von KfW und BAFA im Überblick.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Seit März gibt es neue Förderrichtlinien für die energetische Sanierung von Gebäuden. Die größte Änderung: Statt eines Zuschuss-Systems, wie bis Mitte 2022, vergibt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) jetzt Kredite, die an Bedingungen geknüpft sind. Je energieeffizienter ein Haus durch eine Komplettsanierung wird, desto geringer fällt dabei die Kreditsumme für die Bauherren aus.

Aber auch für Immobilienbesitzerinnen und -besitzer, die keine komplette Sanierung stemmen wollen oder können, gibt es Fördermöglichkeiten. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bezuschusst Einzelmaßnahmen wie den Austausch oder die Erneuerung der Heizungstechnik, genauso wie die Dämmung an der Fassade oder am Dach. BR24 gibt Antworten auf drängende Fragen.

Wie ist das neue Förderprogramm für Komplettsanierungen aufgebaut?

Politisches Ziel ist es, Bestandsimmobilien so aufzuwerten, dass die Bausubstanz erhalten bleibt - aber mit besserer Energieeffizienz. Deshalb liegt der Fokus der neuen Förderprogramme auf Altbausanierungen. Hier sind bis zu 35 Prozent Tilgungszuschuss durch die KfW möglich.

Wer also bei der KfW einen Kredit über 150.000 Euro aufnimmt, um aus einem besonders schlecht gedämmten Haus ein Haus mit minimalem Energieverbrauch zu machen, profitiert nicht nur von den vergleichsweise günstigen Zinsen der KfW-Bank. Zusätzlich wird die zu tilgende Summe verringert, je besser die Energieleistung des Hauses am Ende ist.

Um an diese Förderungen zu kommen, ist allerdings eine Energieberatung durch einen Fachmenschen Voraussetzung. Er oder sie ist dann verantwortlich für die Berechnung der Effizienzklasse, übernimmt die Antragstellung und rechnet am Schluss Fördergelder mit ab.

Wie genau läuft das Förderverfahren ab?

Bei der Beantragung des Kredits muss ein Energieberater per Rechenverfahren eine sogenannte Online-Bestätigung ausstellen. Er rechnet also den aktuellen energetischen Zustand gegen den virtuellen Zustand, den die Immobilie einmal haben soll.

Die Bauherren gehen mit dieser Berechnung zur KfW-Bank, beantragen den Kredit und die finanzielle Unterstützung für die Baubegleitung. Dafür, dass der Energieberater das Projekt begleitet und überprüft, gibt es von der Bank nochmal einen Zuschuss von höchstens 5.000 Euro.

Sobald der Bau fertig ist, kommt der Energieberater nochmal zur Abnahme und überprüft die Höhe der anrechenbaren Kosten. Hier sind die Regularien etwas strenger geworden: Bodenbeläge oder Armaturen gehören nicht mehr zu den anrechenbaren Kosten. Mit dem Beleg des Energieberaters gehen die Bauherren wieder zur Bank und die zu tilgende Kreditsumme wird nachträglich angepasst, sprich: reduziert. Bei den aktuellen Preisen für Handwerker und Fachleute ist für so ein Vorhaben allerdings trotzdem ziemlich viel Eigenkapital notwendig.

Welche Möglichkeiten gibt es, um Einzelmaßnahmen fördern zu lassen?

Weil nicht alle Menschen mal eben bis zu 450.000 Euro für eine komplette Sanierung rumliegen haben, können auch Zuschüsse für Einzelmaßnahmen beantragt werden. Das läuft dann aber nicht über die KfW, sondern über das BAFA.

Hier werden Zuschüsse von bis zu 40 Prozent für moderne Heizungstechnik gewährleistet. Auch Maßnahmen an der Gebäudehülle oder zur Optimierung der Heizungsanlage werden standardmäßig mit 15 Prozent gefördert. Allerdings funktioniert das nicht über einen Kredit – die Bauherren müssen zunächst in Vorleistung gehen.

Diese Förderung kann für Sanierungskosten in Höhe von maximal 60.000 Euro pro Jahr beantragt werden – dafür können anders als beim KfW-Kredit für dasselbe Haus immer wieder Anträge gestellt werden.

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Fördermodelle für energetische Sanierungen

Wer hilft mir, wenn ich schrittweise sanieren möchte?

Für die BAFA-Förderungen ist nicht automatisch ein Energieberater notwendig, prinzipiell können die Immobilienbesitzer und -besitzerinnen manche Anträge auch selber stellen. Beim Heizungsaustausch kann das auch ein Heizungsinstallateur übernehmen.

Wenn neben der Heizung auch noch andere Maßnahmen anstehen, kann es sich lohnen, so eine schrittweise Sanierung gut zu planen. Energieberaterinnen und Energieberater können dafür einen sogenannten individuellen Sanierungsfahrplan erstellen, kurz iSFP.

Dafür nimmt der Fachmann alle Daten des Hauses auf und schlägt schrittweise Maßnahmen in einer sinnvollen Reihenfolge vor, um das Haus in mehreren Einzelschritten energieeffizient zu sanieren. Ziel soll ein KfW-Effizienzstandard sein, der in spätestens 20 Jahren erreicht wird. Dieser Fahrplan ist kein Muss, aber gewünscht, deshalb gibt es auch hier einen Bonus vom BAFA in Höhe von fünf Prozent. Und Einsparungen bei den Energiekosten gibt es in jedem Fall.

Lohnt es sich eher, Einzelmaßnahmen zu machen oder die Rundum-Sanierung anzustreben?

Das ist von der jeweiligen finanziellen Lage und von der Immobilie abhängig. Für die Einzelsanierungen gilt, dass das Geld vorher da sein muss und dass nur einmal jährlich eine Förderung von maximal 60.000 Euro bewilligt wird.

Bei der KfW gibt es einen Kredit in Höhe von maximal 150.000 Euro je Wohneinheit für eine Einmal-Aktion.

Volkswirtschaftlich gesehen sind diese Förderungen eine finanzielle Unterstützungsleistung des Staates, die immer weiter ausgebaut wird. Noch vor einigen Jahren gab es nicht viel mehr als zehn oder 15 Prozent Fördergelder.

Statt auf Verpflichtungen setzt die Bundesregierung also weiterhin weitgehend auf Anreize. Experten sagen, das neue System sei etwas gerechter und habe eher die Gesamt-Maßnahmen im Blick.

Was ist mit der Förderung für Neubauten?

Wo neu gebaut wird, müssen ohnehin schon hohe Standards eingehalten werden. Deshalb ist es aus Sicht der KfW nicht wirklich sinnvoll, hier Geld reinzubuttern. Ein bisschen was gibt es trotzdem: Fünf Prozent Zinsverbilligung bei der KfW für die erste Nachhaltigkeits-Qualitätsstufe und in der zweiten, dann sehr aufwändigen Stufe sind es 15 Prozent Zinsverbilligung.

Auch hier wird wieder nach Wohneinheiten abgerechnet. Je größer also die Immobilie und je mehr Parteien renoviert werden, desto eher lohnt sich der KfW-Kredit. Und hinzukommen noch die günstigeren Zinsen im Vergleich zu marktüblichen Krediten.

Übrigens: Neben den Förderungen durch den Bund gibt es noch Landesprogramme, die beim Wohnungsbau unterstützen. In Bayern ist dafür die Landesbodenkreditanstalt zuständig, die beispielsweise ein Förderprogramm für den sozialen Wohnungsbau hat. Da ist die Förderstruktur mit Zuschüssen und günstigen Krediten hilfreich, macht allerdings auch ziemlich konkrete Vorgaben für die Grundrisse.

Wo finde ich Fachleute?

Die Fachleute, die Sanierungen betreuen, Anträge stellen oder die individuellen Sanierungsfahrpläne erstellen können, nennen sich "Gebäude- und Energieberater" und sind über eine zentrale Website gut zu finden.

Verbandsunabhängig finden sich auch noch mehr Informationen auf der Website der Deutschen Energie-Agentur, kurz "dena".

Was ist mit Eigentümern, die wirklich kein Geld haben?

Wenn bei Eigentümern so wenig Geld zur Verfügung steht, dass eine Sanierung "wirtschaftlich nicht darstellbar" ist, können Ausnahmen gemacht werden, beispielsweise auch bei alten Heizsystemen. Zudem gibt es nach wie vor keine Sanierungspflicht im Sinne einer Komplettsanierung.

Wer wenig Geld hat und trotzdem etwas an seinem Haus tun möchte, kann auch auf die Förderungen verzichten und mit wenig Geld und Mut zur Eigenleistung ans Werk gehen. Manchmal hilft es schon, die Kellerdecken abzudichten, Kältebrücken zu finden oder eine Pumpe auszutauschen. Für eine sinnvolle Reihenfolge und einfache Maßnahmen kann auch hier der prüfende Blick eines Energieberaters hilfreich sein, die Verbraucherzentralen bieten da Unterstützung.

Welche Kritik gibt es an der neuen Struktur?

Tatsächlich ist der soziale Aspekt noch nicht wirklich in die neuen Förderstrukturen eingebaut. Berufsverbände fordern, dass bei der KfW ein Budget für einkommens- oder rentenschwache Haushalte bereitgehalten wird, weil gerade dort oft mit vergleichsweise wenig Kapital prozentual große Einsparungen erreicht werden können.

Außerdem gibt es bislang keine Instanz, die die Maßnahmen kontrolliert oder im Blick behält. Es war einmal im Gespräch, Kaminkehrer damit zu beauftragen, diese Idee wurde aber schnell wieder verworfen. Generell sollten positive Anreize zum Energiesparen hilfreicher sein, finden viele Fachleute.

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