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Markus Söder vor dem CSU-Parteitag (Montage)

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Vor dem CSU-Parteitag: Seehofer und Söder ganz harmonisch

Am Freitag und Samstag kommt die CSU in Nürnberg zusammen. Hatte es vor Wochen noch nach einem großen Showdown ausgesehen, ist der Machtkampf inzwischen entschieden. Was vom Parteitag zu erwarten ist, analysiert Nikolaus Neumaier.

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Bei der CSU ist es fast wieder wie früher. Die Kanzlerin kommt wieder und weil der Parteitag in Nürnberg stattfindet, dürften auch Lebkuchen und Glühwein für die erhoffte friedliche Stimmung sorgen.

Harmonie statt Machtkampf

Noch vor ein paar Wochen hatte es nach dem großen Showdown ausgesehen: Horst Seehofer gegen Markus Söder. Vielleicht ein Machtkampf auf offener Bühne. Das Seehofer-Lager gegen das Söder-Lager. Seit der Einigung der beiden aber ist der Machtkampf entschieden. Weil Horst Seehofer einen Teil seiner Macht an Markus Söder abgibt, dürfte Harmonie den Parteitag bestimmen und keine aufgeheizten Diskussionen.

Ermattung nach Gerangel

CSU-Chef Horst Seehofer erwartet darum, dass es eine „sehr vernünftige“ Veranstaltung werden wird und Seehofer setzt auch auf die berühmte „kollektive Intelligenz“ der rund 1.000 Parteitagsdelegierten. In der Vergangenheit war die oft zu spüren, wenn trotz aller Emotionen am Schluss doch keine Kampfabstimmung oder heftige Auseinandersetzungen den Parteitag bestimmten. So wie es aussieht, sind alle froh und nach dem heftigen Machtgerangel wohl auch alle ermattet.

Doppelspitze schafft noch keinen Frieden

Doch die Entscheidung zur Doppelspitze schafft noch keinen Frieden. Es wurden Gräben aufgerissen, die noch nicht wieder zugeschüttet sind und die auch auf dem Parteitag spürbar sein werden. Auch weil viele führende CSU´ler wegen der Intrigen, Durchstechereien und Attacken beschädigt wurden. Söder ist zwar der Spitzenkandidat, aber dennoch nicht der strahlende weiße Ritter.

Aigner in der Schmollecke?

Söders Gegner werden genau verfolgen wie er agiert. Beschädigt ist auch Manfred Weber, der seine Ambitionen auf den Parteivorsitz etwas ungeschickt anmeldete und prompt Prügel dafür bekam. Ilse Aigner ist ebenfalls beschädigt. Sie konnte Markus Söder nicht verhindern. In ihrem Oberbayern-Bezirk gab es auch Kritik an Aigner. Im Moment – so scheint es - beobachtet sie die Entwicklung aus der Schmollecke. Und natürlich wurde auch Horst Seehofer beschädigt, weil er noch sicht- und spürbar daran beißt, dass er gezwungen wurde, einen Teil seiner Macht abzugeben.

Kann der Parteitag die Wunden wieder heilen lassen?

Die Beteiligten erwarten, dass der Parteitag hilft, die Wunden wieder zu heilen. So sagen viele, dass Seehofer wohl ein gutes Ergebnis bei seiner Wiederwahl zum Parteichef bekommen werde und dass auch Markus Söder viel Zustimmung bei der formalen Nominierung zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl erhalten wird.

Gerangel um Stellvertreter-Posten

Spannung kommt ausgerechnet auf dem Feld der stellvertretenden Parteichefs auf. Weil Barbara Stamm nicht mehr antritt, will die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml künftig für die Landespolitik und die Landtagsfraktion im CSU-Vorstand die Fahne hochhalten. Interesse an einem Vorstandsposten hat auch die Bundespolitikerin Dorothee Bär, und dann wäre da noch der geschäftsführende Bundeslandwirtschafts- und Verkehrsminister Christian Schmidt.

Er ist Mittelfranke und der einzige Evangelische im Parteivorstand und möchte dort gerne wieder Platz nehmen. Doch Schmidt hat in den letzten Wochen für Schlagzeilen gesorgt. Seine Zustimmung zur weiteren Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat hat viele in der Partei irritiert - und so gibt es Fragen, ob Schmidt nochmal Chancen auf einen Stellvertreterposten hat, sich vielleicht einer Kampfkandidatur stellen muss oder vielleicht doch nicht mehr antritt.

Kanzlerin wieder gut gelitten

Freundlich empfangen dürfte Angela Merkel werden. Nach der Einigung der Unionsparteien zur Flüchtlingspolitik ist Merkel wieder besser gelitten als noch vor einem Jahr, als sie deswegen gar nicht zum Parteitag kommen mochte. Die CSU weiß, dass es zu Merkel derzeit keine Alternative gibt. Und sollte es zu einer Koalition aus CDU, CSU und SPD kommen, dürften die Wahlverlierer Merkel, Seehofer und Schulz eine Schicksalsgemeinschaft bilden. Das kann auch stabilisieren.