Ein Gebäude der Uni Würzburg am Sanderring.
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Uni Würzburg: Das Semester startet wieder in Präsenz

Im Wintersemester darf die Universität Würzburg erstmals in der Corona-Pandemie wieder Präsenzlehre anbieten. Immerhin sind gut 75 Prozent der Studierenden an der Uni Würzburg geimpft. Eine einheitliche Umsetzung wird es trotzdem nicht geben.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Drei Semester Corona-Studium liegen hinter den Studierenden an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Mit den Kommilitonen diskutieren – nicht über einen Bildschirm kommunizieren: Viele Studienanfänger wissen noch gar nicht wie das ist. Rund 3.200 junge Menschen starten jetzt in ihr erstes Hochschulsemester und für sie soll es sogar fast normal losgehen. Der Wunsch der Studierenden ist da, der Appell aus München auch – wie viele Veranstaltungen aber letztlich in Präsenz und wie viele online stattfinden werden, kann die Uni-Leitung nicht sicher sagen.

Online-Lehre taugt nur formal, sagen Studierende

So wie die meisten freut sich auch Pauline Jung, dass ihr Masterstudium jetzt in Präsenz beginnen kann: "Klar, die Inhalte kann man auch über Online-Seminare vermitteln. Aber all das, was sozial außenrum passiert, sich vernetzen und so, das klappt nur in Präsenz." Der Meinung ist auch Henry Mörtl, Sprecher der Studierendenvertretung an der Uni Würzburg: "Die letzten drei Semester haben eindeutig gezeigt, dass Online-Lehre zwar formal funktionieren kann, aber das, was Unis am Ende ausmacht, darin nicht wirklich stattfindet."

3G, Stichproben und Kontrollen

Voraussetzung für die Rückkehr zur Präsenzlehre: Die 3G-Regel. Nur wer einen der drei Nachweise vorlegt, darf in den Seminar- oder Vorlesungsraum. So gibt es das Rahmenkonzept des Bayerischen Wissenschaftsministeriums vor. Immerhin sind laut einer Studie an der Uni Würzburg rund 75 Prozent der Studierenden geimpft. Für die anderen sollen bis Ende November kostenlose Testungen möglich gemacht werden. Ansonsten gelten die altbekannten Regeln: anderthalb Meter Abstand und Maskenpflicht. Die Einhaltung sollen Sicherheitsdienste oder Dozierende kontrollieren. Eine App zur Nachverfolgung, die auch während der Pandemie eingesetzt wurde, soll weiter genutzt werden.

Psychotherapeutische Beratungsstelle: Einsamkeit und Strukturproblem

Kein unerheblicher Mehraufwand – doch wie nötig die Rückkehr zu einem weitgehend normalen Studium in Präsenz ist, zeigen die Anrufe bei der psychotherapeutischen Beratungsstelle des Studentenwerks: Themen wie Einsamkeit, Depressionen und Ängste nehmen zu, sagt die Leiterin der Beratungsstelle Psychotherapeutin Elena Susewind: "Ein anderes Thema ist, dass viele über die Zeit Probleme bekommen haben, sich zu strukturieren, ihren Tagesablauf zu strukturieren. Und so wurden etwa viele schriftliche Arbeiten geschoben."

Studieren aus dem Kinderzimmer

Viele Studierende sind jetzt im vierten Semester, haben einen Hörsaal aber womöglich noch nie betreten – und von zuhause ausgezogen sind sie auch nicht. Das könne extrem belastend sein. "Je länger das andauert, desto schwieriger ist es anzunehmen, dass man sein Studium alleine in seinem WG-Zimmer oder sogar Kinderzimmer machen muss", sagt Susewind. Sie rät den Studierenden daher, sich zusammenzuschließen, sich auszutauschen und die Zeit des Studiums mit schönen Freizeitaktivitäten zu füllen.

Wohnheime sind voll: Studierende kommen zurück nach Würzburg

"Hotel Mama" - ein Trend, den auch Frank Tegtmeier beobachtet. Er koordiniert beim Studentenwerk Würzburg die Wohnheimplätze. Die Nachfrage sei wieder auf ein vorpandemisches Niveau zurückgekehrt. "Wir haben momentan 1.200 Personen auf der Warteliste. Die Wohnheime sind allerdings komplett voll. Diese 1.200 werden jetzt natürlich extreme Schwierigkeiten haben, hier in Würzburg eine Wohnung zu finden." Denn der Wohnungs- und WG-Markt in Würzburg sei extrem angespannt. Er erwartet, dass die Wohnungsnot noch bis zum Jahreswechsel andauern wird.

Wenig Angebote bei WG-Zimmern

Masterstudentin Pauline Jung hat zwar lange nach einem WG-Zimmer gesucht, ist aber zum Glück noch rechtzeitig fündig geworden – ein Problem: Das Angebot auf den gängigen Portalen sei vergleichsweise gering gewesen. Ein anderes: Die späte Zusage des Ministeriums, dass das Studium in Präsenz stattfindet, Ende September. "Ich glaube, wenn man im Juli oder August schon gesucht hätte, wäre es einfacher gewesen. Aber als dann klar war, dass das Studium am Studienort ganz normal stattfindet, sind viele auf einmal zurückgekommen", vermutet Jung.

Uni gibt keine einheitliche Umsetzung vor

Die Richtlinie vom Ministerium, dass Präsenzlehre im Wintersemester der Regelfall sein werde, gibt allerdings keine konkrete Umsetzung mit an die Hand. Die ist den Universitäten selbst überlassen. Und die Uni Würzburg gibt diese Verantwortung weiter an die jeweiligen Lehrstühle und Institute: Dort seien je sehr unterschiedliche Möglichkeiten gegeben, von der Raum- und Kursgröße bis zum Format der Lehreinheit.

Professor: "Chaotisches Semester für Studierende"

Jörn Müller, Professor am Philosophie Institut, kritisiert das: "Für die Studierenden könnte das vor diesem Hintergrund ein schwieriges bis chaotisches Semester werden." Etwa wenn das Seminar um 10 Uhr in Präsenz stattfindet – das ab 12 Uhr aber online. Für viele wird das ein organisatorisches Problem, befürchtet Studentin Pauline Jung: "Für mich ist es einfach: Ich laufe zehn Minuten zur Uni und kann zwischen Präsenz und Online quasi hin und her laufen. Aber wer noch pendelt – und das machen sicher noch viele – für den ist das schwierig, in der Uni einen Platz zu finden, wo man sein Seminar online verfolgen kann."

Nach einer Rückkehr zur Normalität an der Uni Würzburg sieht es in diesem Wintersemester noch nicht aus. Für Studierende und Lehrende ist es aber zumindest ein Anfang.

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