Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Pontifikalamt zu Fronleichnam 2022
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Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki beim Pontifikalamt zu Fronleichnam 2022

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Umstrittener Kardinal Woelki feiert Gottesdienst in Schwaben

Den Gottesdienst zu Mariä Himmelfahrt wird Rainer-Maria Woelki im Günzburger Wallfahrtsort Maria Vesperbild halten. Der Kölner Kardinal steht wegen seiner Rolle bei der Aufarbeitung von sexueller Gewalt gegen Kinder in seiner Diözese in der Kritik.

"Wir feiern nichts anderes als einen Gottesdienst", betont der Wallfahrtsdirektor von Maria Vesperbild, Erwin Reichart. Weder er noch das Bistum Augsburg, in dem der Wallfahrtsort liegt, glauben daran, dass es bei dem Gottesdienst in Ziemetshausen (Landkreis Günzburg) am Abend (19 Uhr) Proteste von Gegnern des Kölner Kardinals geben wird.

Wallfahrtsdirektor: Nicht überprüfbare Vorwürfe

Der Kölner Kardinal Rainer-Maria Woelki wird in seinem Heimatbistum heftig kritisiert – unter anderem für sein Verhalten bei der Aufarbeitung von Fällen sexueller Gewalt gegen Kinder in seiner Diözese. Wallfahrtsdirektor Monsignore Erwin Reichart betonte im Vorfeld, es habe auch keine Überlegungen gegeben, Woelki wegen der Vorwürfe gegen ihn wieder auszuladen.

"Wir können die Vorwürfe ja überhaupt nicht überprüfen", so Reichart in einem Statement, "wir können uns nicht zum Richter über Kardinal Woelki aufschwingen", warnte der Wallfahrtsdirektor. Vielmehr erhoffe er sich, dass der Kardinal in Vesperbild mit ähnlich großem Wohlwollen aufgenommen werde wie im Kölner Dom oder dem Wallfahrtsort Neviges.

Ovationen für Kardinal Woelki

Woelki, der dem Papst auch seinen Rücktritt angeboten hatte, hatte Christi Himmelfahrt in dem Marienheiligtum im Erzbistum Köln gefeiert und dort stehenden Beifall erhalten. Die Einladung in den als konservativ geltenden Wallfahrtsort Maria Vesperbild ist bereits vor einigen Jahren ausgesprochen worden – die notwendige Zustimmung zu dem Besuch durch den Augsburger Bischofs Bertram Meier kam im vergangenen Jahr.

Mitarbeiter im Erzbistum Köln stellen sich offen gegen Woelki

Mehr als 60 Pfarrer, Gemeindereferentinnen und andere Funktionsträger des Erzbistums Köln haben sich in einer Erklärung von Woelki distanziert. "Es ist eine ungeheuer dynamische Entwicklung, viele wollen unterzeichnen", sagte Pfarrer Dirk Peters der Deutschen Presse-Agentur. In der Erklärung hieß es: "Wir fordern einen wirklichen Neuanfang. Dazu gehören auch personelle und systemische Veränderungen."

Protest gegen Woelki im größten katholischen Bistum in Deutschland manifestiert sich seit langem. Dass sich nun aber auch so viele Mitarbeitende des Erzbistums gegen ihren obersten Chef stellen, ist eine neue Dimension des Widerstands. "Die neuerlichen Enthüllungen über die Kommunikationsstrategie des Kardinals und seiner Mitarbeitenden in der Leitung empören uns", hieß es in dem Statement.

Stadtdechant: Missbrauchsaufarbeitung moralische Bankrotterklärung

Der seit Jahren in der Kritik stehende Woelki hatte 2020 eine Kommunikationsagentur engagiert, die Pläne für sein "Überleben" im Amt entworfen hatte. Unter anderem schlugen ihm die PR-Experten vor, dass er versuchen solle, in einer Auseinandersetzung um ein nicht veröffentlichtes Gutachten den Beirat von Betroffenen sexuellen Missbrauchs auf seine Seite zu ziehen.

Der Kölner Stadtanzeiger hatte aus internen Papieren über die PR-Strategie des Bistums während der Missbrauchsaufarbeitung zitiert – der Kölner Stadtdechant Robert Kleine hatte gewarnt, sollte die Strategie tatsächlich von Woelki so gebilligt worden sein, käme dies einer moralischen Bankrotterklärung der Bistumsleitung gleich.

  • Zum Artikel: "Vergebliches Warten auf eine Erneuerung der Kirche"

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