Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz: Bei der Freiwilligen Feuerwehr Rothenburg ob der Tauber laufen die Arbeiten im Nachgang zu einem Großeinsatz in einem brennenden Reifenlager. Bei der Bestandsaufnahme wird schnell klar: Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine heiße Nacht. Die Einsatzkleidung verrußt, eine Leiter ist an manchen Stellen geschmolzen, mehrere Lösch-Schläuche müssen noch gereinigt werden.
Nun gilt es, kaputtes Equipment zu ersetzen, die Atemschutzmasken auf ihre Funktion zu überprüfen und die Ausrüstung so schnell wie möglich wieder einsatzbereit zu haben. Denn jederzeit könnte der nächste Notruf reinkommen.
Großeinsatz in Rothenburg eine Herausforderung
Das Feuer am vergangenen Wochenende war für Einsatzleiter Manuel Gerich und sein Team eine große Herausforderung. Da es sich um einen Kellerbrand handelte, war die Lage unübersichtlich. "Die Gefahren daran sind einfach, dass wir in einem solchen Fall Schwierigkeiten haben, den Rauch wegzubekommen, dass wir Sicht bekommen und die Temperatur wegzubekommen, weil die Hitze einfach nicht wegkann, weil sie unten im Keller gefangen ist."
Unglück von Sankt Augustin schockiert Feuerwehrleute
Nur einen Tag später macht eine Schreckensmeldung aus Sankt Augustin bei Bonn bundesweit Schlagzeilen. Zwei Feuerwehrleute sterben bei einem Löscheinsatz. Die Bedingungen sind ähnlich zu denen in Rothenburg, stellt Torsten Haack fest, stellvertretender Kommandant bei der FFW Rothenburg ob der Tauber. "Auch ein Werkstattbrand, da machst du dir dann schon deine Gedanken und kannst froh sein, dass das nicht bei deinem Einsatz passiert ist."
Angst im Einsatz ausblenden
Der Fall aus Bonn zeigt, wie gefährlich der Job der Feuerwehrleute ist. Dennoch: Wenn es brennt, darf Angst keine Rolle spielen, sagt Torsten Haack: "Angst musst du ausblenden. Im Einsatzfall reagierst du, machst deinen Job, jeder von uns, egal welche Freiwillige Feuerwehr. Die machen alle ihre Arbeit, so gut wie es geht, und wie in jedem Beruf, bei jeder Tätigkeit, hinterher ist man immer schlauer."
Psychologische Betreuung wichtig für Feuerwehren
Und manchmal realisieren Feuerwehrleute auch erst im Nachhinein, wie viel Glück sie bei einem Einsatz hatten. Das löst bei vielen großen psychischen Druck aus. Deswegen sei es wichtig, nach Einsätzen miteinander zu sprechen, alles noch einmal Revue passieren zu lassen und sich auszutauschen, sagt Haack. Auch professionelle Hilfe von der Notfallseelsorge würden einige Feuerwehrleute immer wieder in Anspruch nehmen.
"Die Gedanken kommen mit Sicherheit bei allen Feuerwehrleuten, die sowas erleben, immer erst im Nachgang. In der Nacht, wenn alles runterfährt, wenn dein Körper runterfährt. Der eine verkraftet es schneller, der andere weniger. Da holen wir uns auch die Hilfe, die uns angeboten wird und das hilft dann schon", so Haack.
Familien stets in Sorge
Auch für die Familien von Feuerwehrleuten sei es nicht immer leicht. Die Sorge, dass etwas passieren könnte, sei immer da, erklärt der Feuerwehr-Kommandant: "Die sind dann schon froh, wenn man so wie am Samstag nach 15 Stunden Einsatz wieder wohlbehalten heimkommt. Klamotten runter, dann unter die Dusche. Wenn das alles ist, dann sind alle sehr zufrieden."
Aus Fehlern lernen
Die Aufarbeitung der Geschehnisse von Sankt Augustin ist auch für die Verantwortlichen in Rothenburg enorm wichtig, sagt Haack. "Irgendwas muss schiefgelaufen sein und so tragisch es auch ist: Daraus wollen wir dann auch lernen." Damit am Ende des Tages alle Feuerwehrmänner und -frauen in Rothenburg weiterhin heil vom Einsatz nachhause kommen.
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