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"Total geschockt": Waldkraiburger schildern Anschlagsnacht

Im Prozess um eine Anschlagsserie in Waldkraiburg haben jetzt Betroffene ausgesagt. Sie schilderten die Nacht, in welcher der 26-jährige Angeklagte einen Brandsatz in einem Obst- und Gemüseladen gelegt haben soll.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Ein 26-jähriger soll für eine Reihe von Anschlägen auf türkische Geschäfte und eine Moschee in Waldkraiburg verantwortlich sein. Jetzt haben Nachbarn eines Ladens berichtet, wie sie diese Nacht im April 2020 erlebt haben.

Ein Knall "wie beim Oktoberfestattentat"

Den "sehr lauten" Knall kann die 64-jährige Zeugin genau beschreiben: Er habe sie an das Oktoberfestattentat erinnert, damals habe sie noch in München gelebt, erzählt sie. Jetzt – in Waldkraiburg – sei es "genau dasselbe Geräusch" gewesen. Danach habe es eine Druckwelle gegeben, "ich war total geschockt". Durch das völlig verqualmte Treppenhaus hätten Feuerwehrleute sie ins Freie gebracht. Im Krankenhaus Altötting bekam die Frau dann wegen ihrer Rauchgasvergiftung eine Sauerstoff-Behandlung.

Splitterndes Glas und eine zusammenfallende Mauer

Auch ihrer früheren Nachbarin haben sich die Ereignisse der Nacht ins Gedächtnis gebrannt. Nach dem Knall habe sie Glas splittern und Geräusche einer in sich zusammenfallenden Mauer gehört, berichtet sie. Sie habe sich dann "zur Ruhe gezwungen" und erst einmal etwas angezogen. Denn ein Jahr zuvor habe es im Haus einen Schwelbrand gegeben, "da standen wir dann mit dem Schlafanzug auf der Straße".

"Wenn die Sonne untergeht, werde ich unruhig"

Seit der Nacht des Anschlags können sie nicht mehr schlafen: "Wenn die Sonne untergeht, werde ich unruhig," berichtet die 60-Jährige im Zeugenstand. Sie habe auch Hyperventilationsanfälle, bei denen sie zittere und atme "wie nach einem 100-Meter-Lauf".

Angeklagter entschuldigt sich

Der Angeklagte verfolgt das Geschehen völlig in sich zusammengesunken. Nur kurz hebt er den Kopf, als er sich bei den beiden Frauen entschuldigt: "Es tut mir leid, was ich angerichtet hab", versichert er. Die 64-Jährige blickt ihm bei seinen Worten in die Augen und antwortet: "Man braucht ein bissl, bis man das verzeihen und verarbeiten kann."

Gutachten zum Tod einer Anwohnerin

Der Deutsche kurdischer Abstammung soll Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gewesen sein und die Anschläge in Waldkraiburg aus Hass auf die politische Führung der Türkei verübt haben. Unter anderem wird ihm versuchter Mord vorgeworfen. Er soll die Anschläge in Waldkraiburg aus Hass auf die politische Führung der Türkei verübt und auch noch weitere Attentate geplant haben. Vergangene Woche wurde dann bekannt, dass eine 80-jährige Nachbarin des Gemüseladens inzwischen gestorben ist. Ob es einen Zusammenhang mit dem Brand 2020 gibt, sollen Gutachten nun zeigen.

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