Zwei Fischotter.
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In Oberfranken verzweifeln Teichwirte: Fischotter plündern in ihren Teichen. (Symbolbild)

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Teichwirte verzweifelt: Der Fischotter als "Karpfenkiller"

Die Wiederansiedlung des Fischotters in Bayern freut die Naturschützer, bringt die fränkischen Karpfen-Teichwirte aber inzwischen zur Verzweiflung: Besonders in Oberfranken scheint es dem Otter sehr gut zu gefallen - und zu schmecken.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Regional, ressourcenschonend, gesund – der Karpfen ist ein beliebtes Lebensmittel. Leider auch für den Fischotter, der mit großem Aufwand wieder in Bayern angesiedelt wurde. In Franken werden die meisten Karpfen zwar in Mittelfranken abgefischt, doch dem Fischotter scheint es in Oberfranken besonders gut zu gefallen. Das musste auch Alexander Krappmann von der Fischerei Seehof bei Lichtenfels erfahren.

Herbe Verluste beim Ertrag durch den Otter

Alexander Krappmann ist besorgt: Wie viele Fische der Otter schon geholt hat, kann er erst nach dem Abfischen einschätzen. Doch der Teichwirt aus Seehof bei Lichtenfels vermutet, dass sich hier schon eine ganze Otterfamilie angesiedelt hat - und die ist hungrig. Mit dem Wurfnetz zieht Krappmann vier kleine Karpfen an Land, lässt sie in einen Wassereimer gleiten und untersucht die rund 15 Zentimeter großen Fische. Sein Verdacht bestätigt sich: Einer der Fische zeigt deutliche Kratzspuren von Krallen.

Der geschützte Fischotter darf in Oberfranken nicht bejagt werden. Doch seine Ausbreitung spüren die Teichwirte immer schmerzhafter. Auch Alexander Krappmann holt beim Abfischen immer weniger Karpfen aus seinen Teichen. Er fürchtet nicht den einzelnen Otter, sondern ganze Otterfamilien, die jeden Tag in seinen Teichen fischen. "Wenn der Fischotterbestand hier pro Tag 20 Kilo Fisch vernichtet, dann rechnet man das einfach mal hoch. Fische, die er rauszieht, wachsen ja auch nicht weiter", klagt Krappmann. Inzwischen fische er 50 Prozent weniger als noch in Zeiten vor dem Otter.

Lösungen scheinen weit entfernt

Eine kontrollierte Bejagung wird so schnell nicht erlaubt sein, davon ist der Teichwirt überzeugt. Auch der häufig genannte Vorschlag, die großen Teiche einzuzäunen, ist für ihn nicht praktikabel. Zum einen wegen der Kosten und zum anderen, weil damit auch anderen Tieren der Zugang zum Wasser versperrt würde.

Auch für den Fischerei-Fachberater des Bezirks Oberfrankens, Thomas Speierl, sind das keine Lösungen. "Es will niemand in der Fischerei, dass der Fischotter wieder ausgerottet wird. Aber es muss auf der anderen Seite eine Möglichkeit geben, dass diese Nutzung und diese Sonderform der Landwirtschaft weitergeführt werden kann", verlangt der Fachberater.

Noch keine Zahlen über Bestand

Die Zahlen, wie viele Fischotter sich bereits in Oberfranken angesiedelt haben, werden jetzt gerade erst erhoben. Sollten bereits hohe Bestandszahlen nachgewiesen werden, würde das vielleicht weitere Maßnahmen erleichtern. Fischererei-Fachberater Speierl hofft zudem auf eine Einsicht bei den Naturschutzverbänden, die bisher eine vorsichtige Bejagung des Fischotters kategorisch abgelehnt haben und auch dagegen klagen wollen. Doch eine funktionierende Teichwirtschaft sei schließlich auch ein wertvoller Beitrag für das Ökosystem, findet Thomas Speierl.

Seit mehr als 50 Jahren züchtet die Familie Krappmann Karpfen in Oberfranken, mit eigenen Laichkarpfen, die gehegt und gepflegt werden und teilweise 20 Jahren alt sind. Und auch an diesen wertvollen Zuchtfischen hat sich der Fischotter schon bedient. Sehr zur Freude von Fuchs und Dachs, wie Alexander Krappmann mit der Wildkamera beobachten konnte. "So einen kleinen Fisch frisst er im Teich drin, aber sobald er einen großen hat, holt er den raus. Fuchs und Dachs machen ihm den streitig und der Fisch ist weg und der Otter holt sich den nächsten", berichtet der Teichwirt.

Kunden gehen leer aus

Für Krappmann gehört der Fischotter unbestritten zum gesunden Ökosystem dazu – so wie seine Teichwirtschaft auch. Aber er wünscht sich eine Möglichkeit, um dessen Bestand zu kontrollieren und zu reglementieren.

Denn er und viele seiner Kollegen können schon jetzt nicht mehr all die Karpfen liefern, die die Kunden bei ihm bestellen.

Im Video: Fränkische Karpfen-Teichwirte wegen Otter in Bedrängnis

Fischotter als "Karpfenkiller" in Oberfranken
Bildrechte: BR/ Julia Hofmann
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Immer häufiger finden Teichwirte an ihren Karpfen Kratzspuren von Fischottern.

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