Adnan Wahhoud sitzt an einem Tisch und zeigt mit einem Stift auf eine Landkarte
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Adnan Wahhoud organisiert Hilfe für Syrien. Unweit von Dschinderis hat er ein Dorf aufgebaut.

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Syrien-Helfer aus Lindau bauen Zelte aus Gewächshäusern

Adnan Wahhoud wurde in Syrien geboren und lebt seit Jahrzehnten in Lindau. In seinem Heimatland hilft er mit Projekten unter dem Dach der Kinderkriegsnothilfe. Nach dem schweren Erdbeben geht es jetzt auch darum, schnell genügend Zelte zu beschaffen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

In Lindau hat der aus Syrien stammende Adnan Wahhoud als Ingenieur gearbeitet. Heute ist er in Rente, aber nicht im Ruhestand: In Syrien hat er mehrere Medical Points und ein Dorf aufgebaut. Das Dorf liegt wenige Kilometer von Dschinderis entfernt. Anders als in der vom Erdbeben zerstörten Stadt seien die Gebäude in seinem Dorf dank stabiler Bauweise nicht beschädigt worden, erzählt Adnan Wahhoud im BR-Interview.

Medical Points weiten Hilfe aus

Wahhoud und seine Mitarbeiter nutzen das, um zu helfen: An zwei ihrer Medical Points mussten Erdbebenschäden behoben werden. Der Betrieb wurde von vier auf sechs Tage in der Woche ausgeweitet, um mehr Patienten Hilfe anbieten zu können. Auch beim Bergen von Opfern und beim Abstützen beschädigter Gebäude habe man geholfen, berichtet Adnan Wahhoud.

Kosten für Lebensmittel in Syrien gestiegen

Eine Suppenküche in Idlib, die bislang Essen für 900 arme Menschen zubereitete, wurde auf Zweischichtbetrieb umgestellt, um noch einmal 900 Menschen versorgen zu können. Eine Bäckerei in dem Dorf bei Dschinderis stellt weitere 400 Mahlzeiten am Tag her. Die Beschaffung von Lebensmitteln sei teurer geworden, sagt Wahhoud, die Küche in Idlib und die Bäckerei im Dorf könne man aber mit Waren aus Syrien versorgen. Ein großes Problem sieht er aber in der Unterbringung der vielen Erdbebenopfer.

Zeltkonstruktion aus zusammengeschweißten Gewächshäusern

Nachdem es am Montag in Syrien und in der Türkei erneut ein Erdbeben gab, trauten sich die Menschen nicht mehr, in ihren Häusern zu schlafen. Gleichzeitig mangele es an Zelten, sagt Adnan Wahhoud. Aus dem Ausland bekomme man derzeit keine. Er und seine Mitarbeiter setzen deshalb auf Zelte, die sie aus halbrunden Gewächshauskonstruktionen aus Metall zusammenschweißen und dann mit Stoff überziehen. 150 Dollar (umgerechnet gut 140 Euro) koste so ein Zelt und biete etwa vier mal vier Meter Platz.

Temperaturen in Syrien steigen langsam

Menschen unterzubringen werde nicht nur eine Aufgabe für Wochen, sondern eine für Monate, schätzt Wahhoud. Etwas Hoffnung macht ihm dabei, dass es langsam wärmer wird und die Temperaturen nachts zuletzt nicht mehr unter den Gefrierpunkt fielen. Finanziert werden die Projekte über den Verein Kriegskindernothilfe mit Sitz in Warmensteinach in Oberfranken, der ein Spendenkonto unterhält.

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