Doppelt so viele Mahlzeiten seit dem Erdbeben
Bildrechte: Adnan Wahhoud, Kriegskindernothilfe Syrien

Suppenküche der Kriegskindernothilfe in der Region Idlip in Syrien

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Nach Erdbeben - Hilfe von Syrern aus Bayern

Die Situation in Syrien ist nach dem Erdbeben mit allein hier 3.200 Toten katastrophal. Doch gerade in Syrien ist es nicht leicht, Hilfe zu leisten, die auch bei den Menschen ankommt. Die Türkei und das Assad-Regime erschweren Hilfsleistungen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Über die sozialen Medien teilen Menschen aus den Erdbebengebieten ihre Geschichten: In Syrien versuchen viele Helfer mit bloßen Händen die Verschüttenden zu bergen und verzweifeln, weil sie nicht zu ihnen vordringen. Noch dazu ist es bitter kalt. Die Menschen vor Ort brauchen dringend Hilfe.

  • Zum Artikel: Wie kommt die Hilfe zu den Erdbebenopfern in Syrien?

Geldspenden sind sinnvoller als Sachspenden

Das Leid der Erdbebenopfer in ihrem Heimatland Syrien ist für Fahed Kayali und Tarek Abdin-Bey schwer zu ertragen. Sie leben schon viele Jahre in Deutschland und engagieren sich mit ihrem Deutsch Syrischen Verein in München für die Menschen in ihrer Heimat. Aktuell werben sie aktiv um Spenden für die Erdbebenopfer.

Vor allem für Geldspenden. Denn das sei billiger, als Sachspenden von hier in die Erdbebengebiete zu schicken. Zudem seien die Transport- und Verzollungsprobleme sehr groß, sagt der Vereinsvorsitzende Abdin-Bey.

Vorhandene Projekte in Syrien unterstützen

Kayali und Abdin-Bey sammeln für Projekte in Syrien, wie zum Beispiel die Medical Points und die Suppenküchen der Kriegskindernothilfe. Adnan Wahhoud aus Lindau koordiniert diese Projekte in der Krisenregion Idlib ehrenamtlich von Lindau aus. Alle zwei Monate fliegt er in die Türkei und fährt von dort weiter in das Krisengebiet.

Direkt nach dem Erdbeben hat er alles veranlasst, damit die Hilfe ausgeweitete wird: "Wir haben erstmal unsere medizinische Hilfe dort intensiviert, so, dass wir dann sechs Tage die Woche arbeiten, und wir haben das, was wir an Suppenküche dort haben verdoppelt oder werden das sogar verdreifachen."

Türkei und Assad-Regime erschweren Hilfsleistungen

Doch es wird immer schwieriger, ins Gebiet zu kommen und den Menschen zu helfen. Für eine Woche, die er vor Ort hilft, muss er rund 4-5 Wochen Zeit investieren. Hat er früher noch Einreisegenehmigungen für ein oder ein halbes Jahr bekommen, kann er jetzt die Einreise erst vor Ort in der Türkei beantragen und muss dann dort warten. Ebenso auf dem Rückweg.

In der jetzigen Situation ist das besonders fatal. Medizin, Kleidung, Hilfsgüter - Wahhoud fürchtet, dass er nicht schnell genug für den nötigen Nachschub sorgen kann. Eine Mischung aus Wut und Verzweiflung schwingt in seiner Stimme mit: "Diese Menschen sind zusammengepfercht zwischen den Truppen von Assad im Süden und im Norden an der türkische Mauer und wenn die Türkei die Zufuhr der Waren einstellt, dann ist das eine Zeitbombe. In zwei Wochen werden wir in Syrien nichts mehr haben, weil die Grenze zur Türkei geschlossen ist."

Schreckliche Nachrichten gehören zum Alltag

Adnan Wahhouds Helfer vor Ort machen alles, um das Leid der Erdbebenopfer zu lindern. Sie schicken dem Projektleiter eine Liste mit Werkzeugen, deren Bezahlung er genehmigen soll: Hammer und Flex, damit man die Menschen unter den Trümmern bergen kann.

Die Situation vor Ort ist aber auch für die Helfer schwierig. Die Leiterin eines Medical Points zeigt Wahhoud in einem Video-Telefonat, wie auch ihr Stützpunkt vom Erdbeben geschädigt ist. Derzeit trauen sie sich nicht, Menschen ins Gebäude zu lassen, weil es einstürzen könnte.

Und dann wird es still: Adnan Wahhoud seufzt laut auf: "Allah-Allah". Er erfährt, dass auch einer seiner Mitarbeiter Verwandte beim Erdbeben verloren hat. "Es war eine Familie mit elf Menschen, sie haben nur die Großmutter lebend gerettet, zehn Menschen waren ums Leben gekommen. Der Vater war ein Zahnarzt. Man hat ihn tot geborgen, und er hatte an seiner Brust zwei Kinder."

Syrischer Verein fordert humanitäre Unterstützung

Nicht nur in der Region Idlib hat das Erdbeben große Verwüstung angerichtet. Auch in Städten wie Aleppo und Latakia, die unter Kontrolle des Assad-Regimes sind. Die Infrastruktur liegt durch den langen Bürgerkrieg auch hier am Boden.

Die Menschen sind dringend auf humanitären Hilfe angewiesen. Von Russland oder dem Iran werden sie wohl wenig Unterstützung bekommen, sagt Fahed Kayali vom Deutsch Syrischen Verein. Deshalb dürfe man die Bürger dort nicht vergessen: "Für die Menschlichkeit, für die humanitäre Hilfe sollten keine Grenzen existieren, keine politischen und keine geographischen"

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