Heilpädagogische Frühförderstunde für Lea
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Heilpädagogische Frühförderstunde für Lea

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Sternstunden hilft: Mehr Platz für Frühförderung in Bad Neustadt

Die Frühförderung im unterfränkischen Bad Neustadt hat nicht genügend Therapie-Räume. Deswegen müssen Kinder fast ein halbes Jahr auf einen Platz warten. Oft ist das viel zu lang. Mit Hilfe von Sternstunden soll sich das ändern.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Die zweijährige Lea hat das Downsyndrom und entwickelt sich langsamer als andere Kinder. Beim Laufen braucht sie noch Unterstützung. Außerdem fällt es ihr schwer, Worte zu artikulieren. In der Frühförderstelle im unterfränkischen Bad Neustadt tastet sie sich ans Sprechen ran, mit Spielzeug und über Gesten. "Gebärden-unterstütze Kommunikation" heißt das in der Pädagogik. Der Bedarf in der Frühförderstelle wächst seit Jahren. Doch die Einrichtung hat ihre Kapazitätsgrenze erreicht. Der Umzug in ein neues Gebäude ist unausweichlich. Die Benefizaktion Sternstunden unterstützt dabei.

Frühförderstelle betreut 180 Kinder

Lea ist eines von rund 180 Kindern, die in der Frühförderstelle Bad Neustadt betreut werden. Sie sind alle im Alter zwischen Geburt und Schuleintritt und kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen. Manche haben eine Behinderung, andere wurden als Frühchen geboren oder tun sich mit sozialen Kontakten schwer. Das interdisziplinäre Team aus Pädagoginnen, Logopädinnen und Physiotherapeutinnen hilft zusammen, um Entwicklungsverzögerungen auszugleichen.

Ein halbes Jahr Wartezeit

Alle Räume sind von früh bis spät belegt, das Team muss dauernd umräumen, damit die Zimmer für mehrere Zwecke genutzt werden können. Spontane Terminänderungen sind nicht möglich. Eltern und ihre Kinder müssen von der Anmeldung bis zum Beginn einer Förderung fast ein halbes Jahr warten. Da blute ihr pädagogisches Herz, sagt Stefanie Kleinhenz. Weil sie weiß, was sie während dieser Zeit hätte erreichen können.

Sobald eine Beeinträchtigung festgestellt wurde, sollte es möglichst bald mit der Förderung losgehen, erklärt Stefanie Kleinhenz. "Es ist eine sensible Zeit im Kindesalter, wo gut etwas aufzuholen ist und eine Entwicklung positiv zu beeinflussen ist." Je später man beginne, desto schwieriger und mühsamer werde es. Aber genau da liegt momentan das Problem.

Sternstunden macht Umzug möglich

Mit dem Umzug in ein neues Gebäude soll sich das ändern. Dafür hat der Träger, die Lebenshilfe Rhön-Grabfeld, das ehemalige Zollamt der Stadt in der Rederstraße gekauft. Es steht seit Jahren leer und soll bis Herbst 2025 für die Frühförderung umgebaut und modern ausgestattet werden. Neben mehr Therapieräumen soll es behindertengerechte Zugänge und bessere Parkmöglichkeiten geben. Und auch die "Offenen Hilfen" mit Beratungsangeboten für Eltern von Kindern mit Behinderung sollen in dem Gebäude einziehen.

Weil keine staatlichen Zuschüsse in Sicht waren, wäre das Projekt aber ohne Unterstützung der Benefizaktion Sternstunden nicht zu stemmen. Die Fördersumme beträgt 1,2 Millionen Euro. "Wir waren überglücklich über die Zusage", sagt der Geschäftsführer der Lebenshilfe Jens Fuhl. Mit dem Umzug werde ausreichend Platz da sein, um in den nächsten Jahren auch einen wachsenden Bedarf an Frühförderung decken zu können.

Anfragen bei Frühförderstellen wegen Corona gestiegen

Aber warum der steigende Bedarf? Das Bayerische Familienministerium erklärt, dass die Nachfrage nach Frühförderung in allen Regierungsbezirken schon immer hoch ist. Eine gewisse Zunahme der Anfragen ließe sich zum einen dadurch erklären, dass die Kompetenzen von Frühfördereinrichtungen in der Bevölkerung vermehrt wahrgenommen werden. Eltern sind diesem Angebot gegenüber also offener geworden. Zum anderen würden Studien zeigen, dass durch die Corona-Pandemie der Förder-Bedarf bei Kindern im Alter zwischen ein und drei Jahren gestiegen ist. Grund hierfür sei unter anderem der vorübergehende Wegfall der Kinderbetreuung und der seltenere Kontakt mit Gleichaltrigen, so das Ministerium. Kinder und Familien seien emotional stärker belastet gewesen. Und das habe sich auf die Entwicklung ausgewirkt.

Das Team der Frühförderstelle Bad Neustadt kann diese Beobachtung bestätigen. Zuletzt seien vermehrt jüngere Kinder gekommen, und zwar mit vielfältigeren Beeinträchtigungen. Umso mehr wird es Zeit, das interdisziplinäre Angebot bald ausbauen zu können. Neben mehr Platz soll es im neuen Gebäude auch mehr pädagogische Möglichkeiten geben – mit einem gut ausgestatteten Kreativ-Raum und einem eigenen Musikzimmer.

Das ehemalige Zollamt in Bad Neustadt
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Die Frühförderstelle zieht bald in das ehemalige Zollamt in Bad Neustadt

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