Gebäuderest der Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen
Bildrechte: BR/Michael Reiner

Nach dem Teilabriss ist von der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt nicht mehr viel übrig. Hier soll ein Gedenkort entstehen.

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So will Erlangen an die NS-Verbrechen in der "HuPfla" erinnern

Während der NS-Zeit starben in Erlangen rund 1.000 Menschen qualvoll in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt – kurz "HuPfla". Der nun geplante Gedenkort sei einzigartig in Deutschland. Die Pläne dafür werden immer konkreter.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Viel ist nicht mehr von der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen übrig, in der unter den Nationalsozialisten grausame Verbrechen verübt wurden. Nach massiven Protesten konnte der Komplett-Abriss vor wenigen Jahren verhindert werden – nicht aber der Abriss der ehemaligen Hungerstationen. Nun entsteht ein "Erinnerungs- und Zukunftsort". Wie dieser aussehen könnte, zeigen die prämierten Entwürfe eines Ideenwettbewerbs, die in den kommenden zwei Jahren weiter ausgearbeitet werden.

  • Zu Artikel: Umstrittener Abriss der Hüpfla gestartet

"Enormes Potenzial": Große Ausstellungsfläche mitten in der Stadt

Der geplante "Erinnerungs- und Zukunftsort" sei deutschlandweit einzigartig, betonte Christoph Safferling, der Sprecher der Steuerungsgruppe des Projekts. Schon der Ort – mitten in der Stadt – sei ungewöhnlich: "Normalerweise sind Heil- und Pflegeanstalten, in denen Euthanasie-Morde und Medizinverbrechen stattgefunden haben, irgendwo außerhalb", sagt Safferling. Einzigartig sei auch die Größe von mehr als 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Das habe ein "enormes Potenzial". Für die Finanzierung laufen Gespräche mit Bund und Freistaat, sagte Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD). Auch der Bezirk Mittelfranken kündigte an, das Projekt finanziell zu unterstützen.

Schiefe Bäume und ein Relief im Boden

Mehr als 50 Ideen wurden eingereicht, zwei konnten überzeugen. Sie sollen zusammen mit einem Rahmenkonzept, das von Jörg Skribeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, ausgearbeitet wurde, weiterentwickelt werden. So sieht ein Entwurf des Ideenwettbewerbs vor, die zwei noch übrig gebliebenen Gebäude der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt mit einem Weg zu verbinden. Entlang des Weges sollen Bäume gepflanzt werden, die nicht der Norm entsprechen – also beispielsweise schief gewachsen sind. Im Boden soll ein Relief anzeigen, wo überall die Gebäude der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt einst standen.

Beim zweiten Entwurf geht es um den Prozess des Gedenkens. Das Gedenken und Erinnern solle nicht erst beginnen, wenn der Gedenkort eröffnet, sondern schon jetzt. Die Stadtgesellschaft soll durch Ausstellungen und Kunst mitgenommen werden.

Tod durch Mangelernährung

In der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt waren während der NS-Herrschaft schätzungsweise mehr als 1.000 Menschen qualvoll auf den sogenannten Hungerstationen gestorben. Systematisch bekamen die Patientinnen und Patienten auf den Stationen zu wenig zu essen. Im Freistaat wurde dies ab 1942 durch den sogenannten Hungerkosterlass durch das bayerische Innenministerium legitimiert. Zudem wurden mehr als 900 Patienten über den Güterbahnhof Erlangen in die Tötungsanstalten Pirna-Sonnenstein und Hartheim bei Linz deportiert.

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