Trauerarbeit auf dem Reichelshof bei Sennfeld: Ausritt der Trauergruppe
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Trauerarbeit auf dem Reichelshof bei Sennfeld: Ausritt der Trauergruppe

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Sennfeld: Tiere helfen Kindern, über ihre Trauer zu sprechen

Kinder trauern anders als Erwachsene und benötigen eine eigene Form der Trauerbegleitung. Mit dieser Erkenntnis begann vor 20 Jahren die Kinderhospizarbeit der Malteser. Eine ihrer Trauergruppen ist in der Umweltstation Reichelshof in Sennfeld.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Weil Kinder anders als Erwachsene trauern, brauchen sie auch eine andere Form der Trauerbegleitung. Vor 20 Jahren erkannte eine Hospizhelferin der Malteser Unterfranken, dass Kinder in der Begleitung von Krankheit und Trauer andere Bedürfnisse haben als Erwachsene. Das war der Anfang der Kinderhospizarbeit bei den Maltesern. Seit 2006 bieten die Malteser in Unterfranken auch Kindertrauergruppen an. Damit gehörten sie zu den ersten in Deutschland mit so einem Angebot. Inzwischen ist die Zahl der Hilfesuchenden so hoch wie nie zuvor.

Pferde, Esel und Ponys als Trauerbegleiter

2017 begannen die Malteser mit tiergestützter Trauerbegleitung bei Kindern. Dabei sind Ponys, Pferde, Esel und andere Tiere für die Kinder sanfte Gefährten, bei denen sie einfach so sein können, wie sie sind. Die Begegnung mit ihnen ergänzt das Treffen in der Trauergruppe, das alle vier Wochen stattfindet. Durch das Zusammensein mit den Tieren sollen die Jungen und Mädchen sich geborgen fühlen und durch den Umgang mit ihnen Mut und Vertrauen finden. So können die Kinder auch ihre Gefühle besser zeigen.

Umgang mit den Tieren hilft den Kindern

Marie ist acht Jahre alt. Als sie an einem trüben Novembernachmittag in der Trauergruppe auf der Umweltstation Reichelshof in Sennfeld im Landkreis Schweinfurt ankommt, hat sie keinen guten Tag. Alle anderen Kinder zünden eine Kerze an für einen lieben Menschen, den sie verloren haben. Maria will keine für ihre verstorbene Mutter anzünden. Sie will nicht erzählen, nur mit dem Daumen nach unten zeigt sie den beiden Trauerbegleiterinnen, wie es ihr geht. Am Ende des Nachmittags aber wird sie sich von der Trauergruppe in einer ganz anderen Stimmung verabschieden.

Die Zahl der Hilfesuchenden steigt

Aktuell betreuen in Unterfranken bis zu 15 ehrenamtliche Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter der Hilfsorganisation Kinder in fünf Gruppen. Für diese Arbeit wurden die ausgebildeten Hospizhelferinnen und -helfer noch einmal extra geschult, erklärt Georg Bischof, Diözesanreferent für Hospizarbeit der Malteser Unterfranken. In mehr als 200 Stunden Schulung haben sich die Ehrenamtlichen auf die Arbeit mit den Kindern vorbereitet.

Das Interesse an dieser Ausbildung ist gut. Allerdings steigt die Zahl der Hilfesuchenden in den letzten zwei Jahren kontinuierlich und schneller an, als neue Kräfte ausgebildet werden können, so Bischof. Er registriere eine zunehmende Unsicherheit und auch Hilflosigkeit der Erwachsenen. "Es ist schön, dass Experten dabei sind und wir wollen ja nix verpassen", diese Sätze bekomme Bischof immer wieder zu hören.

Solange wichtig, bis der Alltag wieder in den Vordergrund rückt

Die durch Spenden finanzierte und für die Familien kostenfreie Initiative nutzen die Kinder in der Regel für ein Jahr, aber auch eine längere Unterstützung ist denkbar. "Wenn das Fußballspiel am Samstag wichtiger ist als die Trauergruppe, dann ist das ein gutes Zeichen", so Bischof. Dann rücke der Alltag mit Freunden wieder im Vordergrund.

Zusammen reden und reiten – "Das ist cooler"

Die achtjährige Marie ist bei den Ponys auf dem Reichelshof richtig aufgeblüht. Als es darum geht, eine geführte Runde durch die Umweltstation zu reiten, setzt sie sich sogar verkehrt herum auf das Pony mit dem dichten Winterfell, lacht und winkt. Und danach erzählt sie als erste, was die Kinder in der Trauergruppe ausmacht: "Mit meiner Freundin da spielen wir immer zusammen, aber hier sitzen wir immer zusammen und reden zusammen und reiten zusammen, das ist cooler."

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Ein Mädchen aus der Trauergruppe vom Reichelshof in Sennfeld

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