Rathaus von Seeg
Bildrechte: BR/Katharina Reichart

Der Bürgermeister von Seeg ist im Gefängnis, weil er im Zusammenhang mit dem Seeger Altenheim Corona-Hilfen erschlichen haben soll.

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Seeg: Ermittlungen jetzt auch wegen Untreue gegen Bürgermeister

Der mutmaßliche Pflegeskandal in Seeg weitet sich offenbar aus: Nach den Vorwürfen des Pflegebetrugs in Millionenhöhe ermittelt die Staatsanwaltschaft nun auch wegen des Verdachts der Untreue gegen den Bürgermeister der Ostallgäuer Gemeinde.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Der Bürgermeister der Gemeinde Seeg (Lkr. Ostallgäu) sitzt bereits seit Januar in Untersuchungshaft. Ein Caritas-Anwalt hat aber neue Vorwürfe gegen ihn erhoben. Es geht unter anderem um nicht gezahlte Mieten und verschwundenes Geld. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht mehr nur wegen Pflegebetrugs gegen den Bürgermeister, sondern auch wegen des Verdachts der Untreue – ebenfalls in Millionenhöhe. Das teilte die bei der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg ansässige "Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen" (ZKG) dem BR auf Anfrage mit.

Millionenbetrag veruntreut? Dringender Tatverdacht

Es bestehe der dringende Tatverdacht, dass der Seeger Bürgermeister insgesamt knapp 1,4 Millionen Euro bei der Caritas-Stiftung Seeg veruntreut habe, so ein Sprecher der ZKG gegenüber dem BR. Demnach soll der Bürgermeister 500.000 Euro zu seinen eigenen Gunsten unterschlagen haben. Der Rest soll in eine von ihm geleitete Gesellschaft geflossen sein.

Verteidiger bestätigt Ermittlungen wegen Untreue

Der Anwalt des inhaftierten Bürgermeisters, der Kaufbeurer Rechtsanwalt Robert Chasklowicz, bestätigte dem BR die ausgeweiteten Ermittlungen. "Es trifft zu, dass die Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg auch wegen des Vorwurfs der Untreue ermittelt und dazu eine Anpassung des bisherigen Haftbefehls beim Amtsgericht Nürnberg beantragt hat“, schreibt Chasklowicz. Allerdings könne er sich dazu derzeit nicht weiter äußern. Er müsse diese Vorwürfe noch mit seinem Mandanten besprechen und den Sachverhalt prüfen.

Rechtsanwalt wirft JVA Behinderung der Verteidigung vor

Gleichzeitig übt Chasklowicz Kritik an der Anstaltsleitung der JVA Gablingen, in der der Seeger Bürgermeister in U-Haft sitzt. Er wirft der Leitung vor, ihn in der Verteidigung seines Mandanten erheblich zu behindern. Schon vor mehr als zwei Wochen habe er der JVA für seinen Mandanten einen USB-Stick mit den umfangreichen Ermittlungsakten übergeben - im Einverständnis mit der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg. Bis heute habe Berktold diesen Stick und damit die Ermittlungsakte von der Anstaltsleitung noch immer nicht erhalten. "Herr Berktold benötigt die auf dem USB Stick gespeicherten Akten dringend, um sich für die Gespräche mit mir umfassend vorbereiten zu können“, kritisiert der Verteidiger.

Corona-Hilfen: Betrug mit Scheinrechnungen

Schon seit Januar sitzt der Seeger Bürgermeister wegen des Verdachts auf Pflegebetrug in Untersuchungshaft. Rund 1,1 Millionen Euro an Coronahilfen sollen er und der frühere Leiter des Caritasheims in Seeg laut Staatsanwaltschaft über Scheinrechnungen erschlichen haben. Dazu kommt jetzt noch der Vorwurf der Untreue in Höhe von 1,4 Millionen Euro gegen den Bürgermeister.

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