Rettungseinsatz am Predigtstuhl
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Rettungseinsatz am Predigtstuhl

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Schnee unterschätzt: Bergwacht rettet Familie

Mehrere Urlauber haben sich in den Berchtesgadener Alpen im Schnee verlaufen. Am Hochschlegel musste eine Familie aus Norddeutschland gerettet werden. Polizei und Bergwacht mahnen zu erhöhter Vorsicht. Schon jetzt gibt es erschreckend viele Bergtote.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Diesen Ausflug werden die Urlauber aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen nicht so schnell vergessen. Einsatzkräfte der Bergwachten Bad Reichenhall und Freilassing haben am Mittwochnachmittag sechs Bergwanderer aus Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen aus dem Gebiet des Predigtstuhls gerettet. Darunter waren zwei sieben und zwölf Jahre alte Buben.

Wegen des Altschnees Orientierung verloren

Die Familie aus Niedersachsen und das Pärchen aus Nordrhein-Westfalen waren zunächst unabhängig voneinander über den Alpgartensteig aufgestiegen. Wegen des vielen Altschnees konnten sie den Weg nicht mehr finden und saßen in der steilen Nordostflanke des Hochschlegels rund 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels fest. Gegen 14 Uhr setzten die Urlauber einen Notruf ab.

Die Einsatzkräfte fuhren mit der Seilbahn auf den Predigtstuhl und gingen weiter zum Hochschlegel-Gipfel. Dort konnten sie Kontakt zu den Urlaubern herstellen. Die Bergretter seilten sich ab und brachten nach und nach durch eine steile Rinne alle sechs Bergwanderer in Sicherheit.

Bergläuferin kommt am Untersberg nicht weiter

Gegen 16 Uhr ging ein ähnlicher Notruf einer Bergläuferin ein. Sie hatte die Schneeverhältnisse auf der Südostseite des Untersbergs unterschätzt. Die Frau hatte sich mithilfe ihrer App entlang des Kienbergsteigs zur Toni-Lenz-Hütte orientiert, kam dann aber in rund 1.350 Metern Höhe rund 100 Höhenmeter unterhalb der Hütte im tiefen Schnee nicht mehr weiter.

Die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers "Christoph 14" konnte die Bergläuferin mit der Winde aufnehmen und ins Tal fliegen.

Höchste Vorsicht oberhalb von 1.500 Metern in Nordflanken

Harte Altschneefelder und vereiste Passagen – in den Bergen sind die Bedingungen teilweise noch winterlich, warnt die Bergwacht. Vor allem oberhalb von 1.500 Metern in Nordflanken sei höchste Vorsicht geboten.

Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim zählte in diesem Jahr schon 16 tödliche Unfälle in dem Bereich von Berchtesgaden bis zur Zugspitze. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 55 – "ein trauriger historischer Rekord", so Sprecher Stefan Sonntag. Im Schnitt zählten Polizeibergführer 30 bis 40 Todesfälle jährlich.

Allein am Sonnenberggrat im Landkreis Garmisch-Partenkirchen verunglückten diesen März innerhalb von zwei Wochen drei bergerfahrene Männer. Einer rutschte auf Schnee ab, die beiden anderen vermutlich auch.

Besondere Ausrüstung bei winterlichen Verhältnissen

Gerade bei winterlichen Verhältnissen sollte man sich gut vorbereiten und ausstatten, so die Bergwacht. Auch bei gewöhnlichen Wanderungen brauche es dann mitunter Steigeisen oder Pickel – und man müsse damit umgehen können.

Schon im Jahr 2021 gab es mehr Bergtote und höhere Unfallzahlen in den bayerischen Alpen als in den Vorjahren. Die genauen Gründe dafür sind unklar.

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