Eine Krankenpflegerin schiebt ein Krankenhausbett über einen Klinikflur.
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Bei einem Schlaganfall müssen Patienten so schnell wie möglich behandelt werden.

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Schlaganfall-Netzwerk Südostbayern: 20 Jahre schnelle Hilfe

Wer einen Schlaganfall hat, braucht schnelle Hilfe. In Südostbayern hilft Telemedizin dabei, Patienten auch in kleineren Kliniken optimal zu versorgen. In seinem 20. Jahr wächst das Netzwerk weiter: Mit Schwandorf sind nun 25 Krankenhäuser dabei.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Ein herunterhängender Mundwinkel, eine verwaschene Aussprache oder Lähmungen von Armen oder Beinen: Die Symptome für einen Schlaganfall sind vielfältig. Wer betroffen ist, braucht schnelle Hilfe. Sonst drohen bleibende Schäden wie Lähmungen an Armen und Beinen oder auch Sprach- und Sehstörungen.

Ursache für Schlaganfälle sind häufig Blutgerinnsel. Und die müssen möglichst schnell aufgelöst oder entfernt werden. Das ist gar nicht so einfach und erfordert medizinische Expertise. Um die auch in kleineren Krankenhäusern zu gewährleisten, gibt es das Telemedizinische Schlaganfall-Netzwerk Südostbayern, kurz TEMPiS. Das Netzwerk wird dieses Jahr 20 Jahre alt und immer mehr Kliniken sind dabei: Das Barmherzige Brüder Krankenhaus St. Barbara in Schwandorf ist das jüngste Mitglied. Insgesamt 25 Kliniken sind nun dabei.

Experten aus Neurologie-Zentren in München und Regensburg

Bei Schlaganfällen gilt: Zeit ist Gehirn, jede Minute zählt. Je schneller Betroffene behandelt werden, desto geringer ist das Risiko für bleibende Schäden. Wenn Patienten in den kleineren Kliniken eintreffen, werden sie schnellstmöglich per Video den Experten in den Neurologie-Zentren vorgestellt. Im Klinikum Harlaching in München und im Bezirksklinikum Regensburg sind rund um die Uhr Ärzte mit Schwerpunkt vaskuläre Neurologie im Dienst. Sie entscheiden in Beratung mit dem Arzt vor Ort, wie der Patient behandelt wird.

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Patienten werden Neurologen via Video vorgestellt

Dr. Elisabeth Bösl, Chefärztin der Kardiologie im Krankenhaus St. Barbara in Schwandorf, führt durch den Raum, der für die sogenannten telemedizinischen Konsile umfunktioniert wurde, also für die Untersuchung via Video. Wenn ein Schlaganfallpatient in die Notaufnahme kommt, wird möglichst schnell eine Computertomographie (CT) gemacht.

"Auf dem Weg dorthin ruft der Kollege wenn möglich schon im diensthabenden TEMPiS-Zentrum an und sagt: Da kommt ein Patient", erklärt Bösl. Die CT-Bilder werden ebenfalls ans Zentrum geschickt. Anschließend wird der Patient auf einer Liege vor die Konsole geschoben, auf der die Kamera angebracht ist. Dann wird der Neurologe per Video zugeschaltet: "Der Arzt sagt dann beispielsweise zum Patienten, dass er die Hände hochhalten oder drehen soll."

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Dr. Elisabeth Bösl neben der Konsole mit Kamera im Klinikum Schwandorf.

Über 10.000 Schlaganfall-Patienten werden so jährlich in Südostbayern behandelt. Und es werden immer mehr, sagt Professor Ralf Linker. Er ist ärztlicher Direktor an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum Regensburg. "Es ist eine Alterserkrankung und nach den Krebserkrankungen die häufigste Ursache in Deutschland für Tod oder schwere Behinderungen vor allem in höherem Lebensalter."

TEMPiS stopft Versorgungslücken auf dem Land

Und obwohl es immer mehr Schlaganfälle gibt, fehlt es auf dem Land noch immer an neurologischer Expertise. TEMPiS stopft hier seit zwei Jahrzehnten Versorgungslücken und reagiert auf den medizinischen Fachkräftemangel auf dem Land. In Schwandorf wurden Schlaganfallpatienten zwar auch schon vor TEMPiS behandelt. Aber: Bis jetzt ging das nicht 24 Stunden täglich an sieben Tagen in der Woche und häufig auch nicht so schnell und umfangreich wie jetzt.

Behandlungserfolg durch TEMPiS wissenschaftlich nachgewiesen

Im Netzwerk sind neben Ärzten und Pflegern auch Sprach-, Ergo- und Physiotherapeuten. Sie sorgen dafür, dass Schlaganfallpatienten möglichst schnell wieder in ihren Alltag zurück können. Alle, die im TEMPiS-Netzwerk arbeiten, werden regelmäßig weitergebildet, um auf dem aktuellsten Forschungsstand zu bleiben.

Die Arbeit wird auch wissenschaftlich begleitet. Die Zahlen sprechen für sich: Eine Studie hat ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit für schwere Behinderung oder Tod nach einem Schlaganfall um zehn Prozent geringer ist, wenn Patienten in einer TEMPiS-Klinik anstatt auf einer anderen Station versorgt wurden. "Zehn Prozent sind ein Riesenerfolg, das schaffen viele Medikamente bei uns in der Neurologie gar nicht", sagt Linker.

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