Eine Luftaufnahme zeigt Arbeiten an dem entgleisten Zug.
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Eine Luftaufnahme zeigt Arbeiten an dem entgleisten Zug.

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Entgleister Güterzug: Polizei geht nicht von Sabotage aus

Ein Güterzug mit neuen Fahrzeugen fährt in einem Münchner Rangierbahnhof über eine Weiche und entgleist. Die Weiche wurde per Hand gestellt. War der Unfall Absicht? Wohl nicht, wie die Polizei vermutet. Ergänzt durch "Dein Argument".

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Nach dem Unfall mit einem entgleisten Güterzug in München am späten Freitagabend stand die Frage nach Sabotage im Raum. Laut Bundespolizei hätten betriebsfremde Personen eine Weiche mit der Hand umgestellt haben können. Der Sachschaden liegt bei mindestens 100.000 Euro. Inzwischen gehen die Ermittler zwar von einem menschlichen Fehlverhalten, aber nicht mehr von einer vorsätzlichen Tat aus, wie die Polizei BR24 auf Anfrage sagte.

Gegen 23:45 Uhr am Freitagabend entgleiste ein geschlossener Automobiltransportwagen während des Rangiervorgangs im Güterbahnhof München-Freimann. Dabei riss der entgleiste Waggon einen Oberleitungsmast um, wodurch die Oberleitung auf rund 100 Metern Länge abriss.

18 Waggons mit teils hochwertigen Autos

Insgesamt bestand der Zug aus 18 Automobiltransportwaggons, die teilweise hochwertige Fahrzeuge geladen hatten. Als Ursache für die Entgleisung hat die Bundespolizei ermittelt, dass sich die Weiche beim Überfahren durch den Güterzug nicht in Endstellung befand. Dadurch sprang der Waggon aus den Schienen. Wie ein Sprecher der Bundespolizeiinspektion München auf BR Nachfrage erklärte, seien vor dem Unfall fünf Züge problemlos über die betroffene Weiche gefahren. Als der mit den Luxusfahrzeugen beladene Güterzug kurz vor Mitternacht die Stelle beim Rangieren passieren wollte, kam es jedoch zu der Entgleisung.

Der Schaden am Gleisoberbau betrage nach der ersten Einschätzung eines Bahnmitarbeiters etwa 100.000 Euro. Wie hoch der Schaden am Waggon und den geladenen Wagen ist, konnte die Polizei zunächst nicht beziffern.

Ermittlungen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr

Nach Angaben eines Bundespolizeisprechers handelt es sich bei der für den Unfall ursächlichen Weiche um eine, die per Hand gestellt werden muss. Warum diese verstellt war, konnte bislang nicht restlos geklärt werden. Die Vermutungen der Ermittler gehen in Richtung spielende Kinder oder fahrlässige Mitarbeiter der Deutschen Bahn.

Eine vorsätzliche Tat im Sinne einer bewussten Sabotage gilt aktuell als unwahrscheinlich. Die Bundespolizei ermittelt aber weiter des Verdachts eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Die folgende Passage hat die Redaktion aufgrund eines Kommentars des Nutzers/der Nutzerin "meinSenfDazu" im Rahmen des BR24 Projekts "Dein Argument" ergänzt um die Frage nach Weichen, die noch per Hand gestellt werden.

Handweichen gebe es heute nur noch in reinen Rangierbereichen und in seltenen Fällen auf Nebenstrecken, sagt ein Bahn-Experte, der namentlich nicht genannt werden will. Bei ferngesteuerten Weichen könne dagegen grundsätzlich das Fahrsignal erst dann auf Fahrt gestellt werden, wenn alle entsprechenden Weichen in der richtigen Stellung seien.

Die Deutsche Bahn äußert sich auch auf Nachfrage nicht zu der Frage nach dem Einsatz von Weichen, die manuell gesteuert werden. 💬

Helikopter zur Unfallaufnahme im Einsatz

Zur Unfallaufnahme wurde auch ein Helikopter der Bundespolizei-Fliegerstaffel Oberschleißheim eingesetzt. Bahnmitarbeiter erdeten den entsprechenden Gleisabschnitt nach der Entgleisung. Aufgrund der Beschädigungen der Oberleitung musste der Betrieb am Güterbahnhof München-Freimann eingeschränkt werden, so die Bundespolizei. Zu Behinderungen im Nah-, Fern- und S-Bahn-Verkehr kam es jedoch nicht.

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