BR-Reporter Christian Riedl als Co-Pilot im Rally-Wagen
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Rallye-WM: Jetzt geht's auf die Rennstrecken

Für viele ist es das spannendste Sport-Event in der Region, für Naturschützer ein aus der Zeit gefallenes Spektakel: der Rallye-WM-Lauf im Dreiländereck. Mit dem Fahrtraining ging es los. Die Veranstalter hoffen auf ein unfallfreies Event.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Die Teams der FIA-Rallye-Weltmeisterschaft haben ihre Positionen im Servicepark in Passau bezogen. Die Wertungsprüfungen sind aufgebaut. Organisatoren und Tausende ehrenamtliche Helfer sind bereit.

Der vorletzte WM-Lauf wird im Dreiländereck mit Österreich und Tschechien ausgefahren und endet am Sonntag in Passau. Schon am Mittwoch gingen die hochmotorisierten Autos auf die Straße. In Tittling fand vor tausenden Zuschauern ein Trainingslauf statt. Ursprünglich hätte dieses Aufwärm-Rennen in Neuburg am Inn gefahren werden sollen. Doch diese Gemeinde hatte sich gegen die Rallye ausgesprochen.

Naturschützer kritisieren "Spaß um jeden Preis"

Anders als bei der Formel 1, wo Rennen meist auf einer eigens gebauten Rennstrecke bestritten werden, fahren Rallye-Teams auf öffentlichen Straßen und Wegen, die extra gesperrt werden müssen. Die Organisatoren in Niederbayern hatten es nicht in jeder Gemeinde leicht, die Anwohner von diesem Motorsport zu überzeugen. Ein Bündnis verschiedener Naturschutz-Gruppen aus dem Kreis Passau verfasste einen offenen Brief und kritisierte darin die "Spaß muss sein, egal was es kostet"-Haltung. "In einer Zeit, in der die Leute CO₂-neutral heizen sollen, passt so eine Veranstaltung nicht mehr in die heutige Zeit", sagt zum Beispiel Karl Haberzettl vom Bund Naturschutz. Dass die Rennautos mit Hybridantrieb unterwegs sind, lässt er nicht als "nachhaltige Strategie" gelten. Letztlich scheiterten aber die Versuche der Umweltschützer, das Spektakel zu verhindern.

Mehrheit in der Region für die Rallye

Stattdessen zeigte sich eine Mehrheit von der Idee begeistert, einen Rallye-Lauf vor der Haustür zu haben. Die Gemeinderäte von Tittling, Neureichenau und Breitenberg stellten die Straßen in ihrem Gemeindegebiet zur Verfügung. Viele in der Region hoffen, touristisch von dem Sportereignis zu profitieren. Immerhin werden die Rennen in 150 Länder übertragen. Außerdem locke das Event Tausende Besucher in die Region, argumentieren Rallye-Fans. Auch Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper spricht von einem "Wahnsinns-Kaliber" für die Stadt.

Sicherheit geht vor: Zuschauen nur von festen Punkten aus erlaubt

Rennen auf öffentlichen Straßen möglich zu machen, ist laut Rallye-Leiter Andreas Dinzinger ein enorm großer Aufwand. Über Monate wurden die Strecken genau geprüft und es wurde festgelegt, wo Zuschauer stehen dürfen. Rallye-Sport ist für Fahrer und Beifahrer immer mit einem Risiko verbunden, für die Zuschauer aber müsse das Event sicher sein, lautet die Devise. Deshalb darf sich das Publikum nicht frei bewegen. Es wird mit Shuttle-Bussen zu festgelegten Aussichtspunkten an die Strecke gefahren. Zusätzlich sind 1.700 ehrenamtliche Ordner entlang der Strecke für die Sicherheit zuständig. Dutzende Rettungskräfte werden für medizinische Notfälle bereitgehalten. Anwohner, die während der Rennen zeitweise zuhause "eingesperrt" sind, wurden informiert und können sich bei Problemen an eine eigene Hotline werden.

Finnischer Toyota-Pilot führt Wertung an

Beim Rallye-Sport geht es um Bestzeiten. Beim Lauf zur Rallye-WM im Dreiländereck fahren 68 Teams 18 Wertungsprüfungen mit über 310 Kilometern. Es geht dabei um den Weltmeistertitel. Der finnische Toyota-Pilot Kalle Rovanperä kann sich auf den Strecken in Deutschland, Österreich und Tschechien zum Champion küren. Einziger verbliebener Konkurrent ist sein Teamkollege Elvyn Evans. Mit am Start ist auch Top-Favorit Sebastian Ogier, achtmaliger Weltmeister und Sieger der legendären Rallye Monte Carlo sowie der Rallyes in Kenia und Mexiko.

Einige Boliden aus dem Verkehr gezogen

Die Verkehrspolizei Passau hat mit Unterstützung aus Deggendorf sowie der Grenzpolizei Passau Fahrzeuge kontrolliert, die wegen der Rallye-WM im Servicepark in Passau sind. Grund dafür war, dass Beamte im Passauer Stadtgebiet bei einer Verkehrskontrolle zwei Rallye-Fahrzeuge ohne ordnungsgemäße Zulassung für den Straßenverkehr aufgegriffen hatten. Bei den Kontrollen stellten die Beamten unter anderem falsche Kennzeichen und Fahrzeugpapiere fest. Insgesamt habe man knapp 70 Rallye-Fahrzeuge kontrolliert und bei sechs Fahrzeugen die Weiterfahrt unterbunden. Ein Großteil der beanstandeten Fahrzeuge habe aber eine vorübergehende Zulassung erteilt bekommen, die zur Teilnahme an dem Rallye-WM-Lauf berechtigt.

💡 Hier wird überall gefahren

Nach dem Trainingslauf am Mittwoch fällt am Donnerstag der offizielle Startschuss auf dem Hradschin in Prag. Am Freitag stehen sechs Wertungsprüfungen im tschechischen Böhmerwald an. Am Samstag und Sonntag verlagert sich das Geschehen auf die Strecken in Bayern und Oberösterreich. In Bayern finden Wertungsprüfungen am Samstag in Neureichenau (Lkr. Freyung-Grafenau) und am Sonntag im Raum Breitenberg (Lkr. Passau) statt. Am Sonntag findet die Rallye ihren Abschluss mit der Zieleinfahrt und Siegerehrung am Rathausplatz in Passau. Bei der Zieleinfahrt steht schon fest, wer insgesamt die beste Zeit gefahren ist und damit vorne liegt. Die Autos fahren dann in der Reihenfolge ihres Platzes langsam ein. Die Pokale übergeben Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) und Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD).

Das ist das größte Sportereignis im Bayerischen Wald seit vielen Jahren: Die Rallye-WM kommt in dieser Woche nach Passau. Bei den Motorsportfans ist die Freude groß, für Naturschützer ist das Spektakel komplett aus der Zeit gefallen.
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Das ist das größte Sportereignis im Bayerischen Wald seit vielen Jahren: Die Rallye-WM kommt in dieser Woche nach Passau.

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