Das ausgebrannte Auto des Lokalpolitikers
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Prozess: Auto von Kitzinger Stadtrat angezündet

Vor dem Amtsgericht Würzburg muss sich ab Mittwochnachmittag ein Mann aus Kitzingen verantworten. Er soll im Februar 2022 das Auto eines Kitzinger Stadtrats angezündet haben. Doch dem Angeklagten wird noch mehr vorgeworfen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Unter anderem wegen vorsätzlicher Brandstiftung und versuchter schwerer Brandstiftung muss sich ab Mittwochnachmittag ein Mann aus Kitzingen vor dem Amtsgericht Würzburg verantworten. Er soll im Februar 2022 das Auto eines Kitzinger Stadtratsmitglieds der Bayernpartei angezündet haben.

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Der auffällig mit dem Parteilogo bedruckte Smart war direkt neben dem Wohnhaus des Lokalpolitikers geparkt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Beschuldigte bei seiner Tat aus politischen und weltanschaulichen Gründen handelte. Wie Gerichtssprecher Frank Glöckner dem Bayerischen Rundfunk mitteilt, habe sich der Angeklagte Ende 2021/Anfang 2022 im Umfeld der "Querdenkerbewegung" bewegt und sei bis Februar 2022 auch Mitglied der Bayernpartei gewesen.

Ansage an Impfgegner als Auslöser?

Bei dem Geschädigten handelt es sich um den Landesgeschäftsführer der Bayernpartei, der zugleich Kitzinger Stadtrat und Umweltreferent der Stadt Kitzingen ist. Dem Gericht zufolge war der Angeklagte der Meinung, der Stadtrat würde sein Amt schlecht führen. Insbesondere habe dieser nach Auffassung des Angeklagten seine Versprechen aus dem Kommunalwahlkampf gebrochen und sich öffentlich in den Printmedien und in überregionalen Onlinemedien für eine allgemeine Impfpflicht gegen Corona ausgesprochen. Damit habe sich der Stadtrat in den Augen des Angeklagten gegen die Parteilinie der Bayernpartei gestellt und sich auch gegen die "Querdenker"-Proteste positioniert.

Ehepaar wurde aus dem Schlaf gerissen

Um den Parteifunktionär und Lokalpolitiker abzustrafen und ihm einen Denkzettel zu verpassen, soll der Angeklagte am 4. Februar 2022 gegen vier Uhr den vorderen rechten Reifen von dessen Auto mithilfe von Benzin und Grill-Anzündern in Brand gesetzt haben, heißt es. Das Fahrzeug war nur in einem geringen Abstand zur Außenwand des Wohnhauses des Politikers geparkt. Der Angeklagte habe dabei beabsichtigt oder jedenfalls billigend in Kauf genommen, dass das entfachte Feuer auf das Haus übergreife.

In dem Gebäude befand sich neben der Regionalgeschäftsstelle der Bayernpartei auch die Wohnung des Lokalpolitikers und dessen Ehefrau. Beide schliefen zum Zeitpunkt des Brandes. Durch das Feuer wurde der Wagen vollständig zerstört und mehrere Fensterläden und Glasfenster beschädigt. Dadurch sei ein Sachschaden von 20.000 Euro entstanden. Nach einem Geständnis des Angeklagten war wenige Tage nach dem Brandanschlag auf das Politiker-Auto ein Haftbefehl gegen ihn ergangen.

Besitz kinderpornographischer Inhalte

Bei der Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten fanden die Ermittler ein verbotenes Butterflymesser, rund 6.700 Fotos und Videos von nackten Jungen und Mädchen unter 14 Jahren, beziehungsweise unter 18 Jahren. Die Staatsanwaltschaft legt dem Angeklagten vorsätzliche Brandstiftung, versuchte schwere Brandstiftung, den Besitz einer verbotenen Waffe und den Besitz kinderpornographischer Inhalte zur Last. Derzeit bestehe gegen den Angeklagten aufgrund der Tatvorwürfe ein außer Vollzug gesetzter Haftbefehl.

Ehepaar musste erneuten Brand verkraften

Tragisch: Anfang Juni mussten der Lokalpolitiker und seine Frau 16 Monate nach dem Auto-Brandanschlag einen weiteren Brand in ihrem Haus hinnehmen: Durch ein Elektrogerät in einem Zimmer wurde ein Feuer ausgelöst. Eine zunächst erneute vorsätzliche Brandstiftung konnte die Polizei ausschließen. Das Rückgebäude brannte komplett ab. Auch der Dachstuhl des Wohnhauses wurde bei dem zweiten Brand stark beschädigt. Der entstandene Schaden lag diesmal im hohen sechsstelligen Bereich.

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