Brandanschlag auf Kommunalpolitiker
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Brandanschlag auf Kommunalpolitiker

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Nach Brandanschlag auf Politiker-Auto: Familie lebt in Angst

Nach dem Brandanschlag auf das Auto von Lokalpolitiker Uwe Hartmann aus Kitzingen, kämpft die Familie mit schweren psychischen Folgen. Vor allem, weil der Täter auf freiem Fuß ist - doch der Anschlag hatte wohl keinen rein politischen Hintergrund.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Mitten in der Nacht auf den 4. Februar werden die Hartmanns durch einen lauten Knall geweckt. Direkt vor ihrem Schlafzimmerfenster brennt Uwe Hartmanns Auto. Die Flammen greifen schon auf die Holzfensterläden über.

Der Brandanschlag habe ihr Leben maßgeblich verändert, sagt Uwe Hartmann gegenüber BR24. Alle in der Familie seien psychisch schwer angeschlagen. "Ich bin in einer Art Verfolgungswahn. Also, ich sehe hinter jeder Ecke, hinter jedem Baum jemanden sitzen, der mir ans Leder will", so der Bayernpolitiker aus Kitzingen.

Täter auf freiem Fuß – Frau erleidet Nervenzusammenbruch

Mittlerweile sind Uwe Hartmann und seine Frau krankgeschrieben. In ihren eigenen vier Wänden können sie nicht mehr ruhig schlafen. Sie fühlen sich bedroht. Vor allem, seit der Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt wurde und der Täter wieder auf freiem Fuß ist.

Diese Nachricht ist ein Schock für die beiden. Seine Frau erleidet einen Nervenzusammenbruch, hat Weinkrämpfe. "Bis in die Nacht war sie nicht zu beruhigen", erzählt Uwe Hartmann. Er wirft dem Haftrichter fehlendes Fingerspitzengefühl vor und hat seinen Unmut darüber auch in einem Brief an Innenminister Joachim Herrmann niedergeschrieben. Gleichzeitig lobt er die Arbeit der ermittelnden Beamten.

Täter war selbst Mitglied bei der Bayernpartei

Nach dem Brand vermuteten die Ermittler schnell einen politisch motivierten Anschlag, da im ausgebrannten Autowrack Überreste eines Brandbeschleunigers gefunden wurden. Bevor es in Flammen aufging, war das Auto von Uwe Hartmann gut erkennbar an den weiß-blauen Landesfarben und der Aufschrift "Bayernpartei". Über das Darknet kamen die Ermittler dem Täter bald auf die Schliche.

Der 27-Jährige hat bei der Vernehmung durch die Polizei eingeräumt, den Wagen von Uwe Hartmann aus einer politischen Motivation heraus angezündet zu haben. Dabei war der 27-Jährige selbst für ein Jahr Mitglied der Bayernpartei. Bei den Kommunalwahlen 2020 stand er sogar noch auf der Kandidatenliste für die Stadt- und Kreisratswahl in Kitzingen. Im Juli 2021 verließ er dann die Partei - aus Unzufriedenheit mit Hartmanns Politik, heißt es im Kündigungsschreiben seines "Betreuers" an die unterfränkische Geschäftsstelle.

Untypisches Parteimitglied

Uwe Hartmann kann immer noch nicht begreifen, dass jemand so viel Wut und Hass gegen ihn in sich trägt. Er kennt den Täter, der ein Jahr Mitglied der Bayernpartei war. Getroffen hat er ihn aber nur dreimal in der Zeit: Einmal beim Stammtisch, einmal bei der Aufstellung der Wahlliste und einmal im Supermarkt. "Also fand keine großartige kontroverse politische Diskussion statt."

Was auffällt: Der Täter passt so gar nicht zur Bayernpartei, im Gegenteil. Vor allem dem äußeren Anschein nach: Auf Facebook zeigt er sich mit nacktem Oberkörper vor einer USA-Flagge. Laut Hartmann ist er außerdem als Impfgegner und Gegner der Corona-Maßnahmen bekannt.

Nach dem Brandanschlag sind die Spuren noch deutlich zu sehen
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Nach dem Brandanschlag sind die Spuren noch deutlich zu sehen

Keine "klassische" politische Motivation

Es gibt wohl mehrere Gründe für die Tat, sagt der Rechtsanwalt des 27-Jährigen, gegen den aktuell wegen Brandstiftung ermittelt wird, im Gespräch mit BR24. Einen Anschlag auf das Leben der Hartmanns schließt er jedoch aus: "Wenn sein Mandant vorgehabt hätte, das ganze Haus in Brand zu setzen, hätte ihn der Richter sicherlich nicht freigelassen."

Der politische Hintergrund ist zwar offensichtlich, aber es sei keine "klassische" politische Motivation, sondern mehrschichtiger, so der Pflichtverteidiger weiter. Die Mahnwache, die Uwe Hartmann im Gedenken an die Corona-Toten und zum Dank an das Pflegepersonal jeden Sonntag auf dem Kitzinger Marktplatz abhält, war zumindest nicht der einzige Grund für den Anschlag.

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Ansage an Impfgegner als Auslöser?

Einer der Gründe könnte eine Äußerung Hartmanns in Bezug auf Impfgegner im Vorfeld der ersten Mahnwache gewesen sein, mutmaßt der Stadtrat selbst: "Ich habe gesagt, okay, ich kann mit Impfgegnern auch leben, wenn die Impfgegner wenigstens so viel Schneid hätten, dann eine Patientenverfügung auszufüllen, damit sie für andere keine Plätze auf der Intensivstation wegnehmen. Und ich denk der Satz, der war heiß umstritten in den sozialen Medien und könnte mir durchaus vorstellen, dass das der Knackpunkt war." Auch Hartmanns Position als Umweltreferent der Stadt Kitzingen könnte eine Rolle spielen.

Bayernpartei fordert harte Konsequenzen

Die Bayernpartei verurteilt die Tat aufs Schärfste. Der Vorsitzende Florian Weber fordert harte Konsequenzen: "Mit diesem Anschlag war das Leben der Familie Hartmann wirklich in Gefahr, in ganz ernster Gefahr. Und so was geht einfach gar nicht. Das muss mit allen strafrechtlichen Mitteln ganz intensiv verfolgt und geahndet werden. Das jetzt das Leben von Menschen in Gefahr gebracht worden ist, das ist eine neue Qualität leider", sagte Weber im Gespräch mit BR24.

Aus Angst konnten die Hartmanns nächtelang nicht mehr in ihrem Schlafzimmer schlafen. Jetzt nehmen sie psychologische Hilfe in Anspruch. An der sonntäglichen Mahnwache will Uwe Hartmann nach wie vor festhalten.

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