Auf diesem Parkplatz in Lappersdorf will die Gemeinde vorsorglich eine Container-Notunterkunft für obdachlose Menschen errichten.
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Auf diesem Parkplatz in Lappersdorf will die Gemeinde vorsorglich eine Container-Notunterkunft für obdachlose Menschen errichten.

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Protest wegen drei Containern für Obdachlose

Im Regensburger Vorort Lappersdorf wehren sich Eltern gegen drei Container für obdachlose Menschen. Sie sorgen sich um den sicheren Schulweg für ihre Kinder. Der Protest schon gegen kleinere soziale Projekte ist kein Einzelfall.

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Die Pläne sind nur für den Notfall, doch der Protest ist schon jetzt akut. Die Marktgemeinde Lappersdorf nördlich von Regensburg hat alles in die Wege geleitet, um auf einem Parkplatz in der Nähe von Schulen eine Notunterkunft für obdachlose Menschen aufbauen zu können. Die Pläne sehen drei Wohn- und einen Sanitärcontainer vor. Ob diese jemals gebraucht werden, ist laut der Marktgemeinde fraglich. Für die Notunterbringung – eine Pflichtaufgabe für Kommunen – stehen auch noch richtige Wohnungen bereit. Doch in Lappersdorf will man vorbereitet sein.

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Heftige Reaktion auf vorsorgliche Notunterkünfte

Dass die Notfall-Pläne aber gleich großen Protest auslösen, hätten die Verantwortlichen wohl nicht gedacht. Im Rathaus ging ein Brief von besorgten Eltern ein, die das Sicherheitsempfinden ihrer Kinder auf dem Schulweg gestört sehen und einen sozialen Brennpunkt befürchten. Dazu eine Unterschriftenliste mit 156 Namen. Bürgermeister Christian Hauner (FW) hat die heftige Reaktion überrascht.

In einer Stellungnahme schreibt er, dass er das Schreiben mit "großer Bestürzung" zur Kenntnis genommen habe. "Die darin geäußerten Vorwürfe und vorgefassten Meinungen gegen Personen, die dringend unsere Hilfe benötigen, sind für mich persönlich nur schwer erträglich", so der Bürgermeister, der selbst im örtlichen Sozialamt tätig war, bevor er Bürgermeister wurde. Kritik dürfe immer geäußert werden, in diesem Fall gehe diese jedoch deutlich über ein angemessenes Maß hinaus, so Hauner.

Viele Unterzeichner des Eltern-Briefes überhaupt nicht betroffen

Doch ist der Widerstand tatsächlich so groß, wie es die Unterschriftenliste den Anschein macht? Von den 156 Unterzeichnern seien viele Unterschriften von Personen geleistet worden, die weder Nachbarn sind noch im Schulsprengel, geschweige denn im Markt Lappersdorf wohnen, schreibt Hauner in seinem offenen Brief. "Was diese Personen dazu bewogen hat zu unterschreiben, ist mir ein absolutes Rätsel."

Gemeinden spüren Widerstand bei vielen Projekten

Die Situation in Lappersdorf ist kein Einzelfall, sagt Uwe Brandl, Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes. In vielen Bereichen gebe es bei Projekten schnell Gegenwind aus der Bevölkerung. Egal ob bei Energie-Themen wie der Windkraft oder bei Plänen für Mobilfunkmasten. Brandl, der auch Bürgermeister von Abensberg ist, beobachtet eine zunehmende "Nicht hinter meiner Haustür"-Mentalität. Oft sei der Grund Egoismus nach dem Motto "Ich möchte meinen engen Umkreis so gestaltet haben, wie es mir passt". Das sei aber eine falsch verstandene Form der Bürgerbeteiligung, sagt Brandl.

Protest verstärkt bei Projekten für Randgruppen

Widerstand organisiere sich schnell, vor allem, wenn wie in Lappersdorf Randgruppen betroffen sind, so der Städte- und Gemeindetags-Präsident. So sei zum Beispiel bei ihm in Abensberg vor zwei Jahren eine Wohngruppe für Kinder mit Handicap geplant worden. Sofort habe es Proteste aus der Nachbarschaft gegeben. "Zum Teil mit völlig falschen Argumenten wie zum Beispiel: 'Das sind ja alles Kriminelle'", sagt Brandl. Der Protest reichte, dass der Träger absprang. Die Wohngruppe wurde nie eröffnet.

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