Ein Vater fährt mit zwei Buben auf der Kunststoffbahn in Burghausen Schlittschuh.
Bildrechte: Stadt Burghausen/ebh

Auf den ersten Blick nicht von einer Eisbahn zu unterscheiden: die Kunststoffbahn in Burghausen.

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Plastikbahn neben Kunsteisbahn: Burghausener haben die Wahl

Die Hersteller von Kunststoffbahnen locken mit weniger Energiekosten, langer Lebensdauer und Nachhaltigkeit. Stimmen die Versprechen oder birgt das Plastik Gesundheitsrisiken? In Burghausen liegen Kunsteisbahn und Kunststoffbahn nebeneinander.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Vor dem Bürgerhaus in Burghausen im Landkreis Altötting ist vor allem abends viel los: Die Eisbahn-Saison ist gestartet. Und hier können sich die Schlittschuhbegeisterten entscheiden: Soll es auf die herkömmliche Eisbahn gehen oder auf eine Schlittschuhbahn aus Kunststoff? Beide liegen direkt nebeneinander und werden kostenlos von der Stadt zur Verfügung gestellt. Und auf beiden darf man mit Schlittschuhen laufen. Auch wenn der Platz nicht groß ist: Fast alle entscheiden sich für die klassische Eisbahn.

Plastikbahnen auch schon in anderen Städten

Die Burghauser Bürgerinnen und Bürger kritisieren vor allem, dass man auf der synthetischen Eisbahn nicht wirklich vom Fleck komme – und den Plastikabrieb an der Kleidung mit von der Bahn nehmen würde. Trotzdem zeichnet sich in Bayern ein Trend hin zu den Kunststoffbahnen ab. In Nürnberg, Erlangen und Regensburg wurde bereits auf Kunststoff umgestellt. Gerade nach den Corona-Jahren und der Energiekrise im vergangenen Winter entscheiden sich Städte gegen die kostenintensiven Eisflächen. Auch Starnberg und Planegg waren die Unterhaltskosten für die Eisbahnen zu hoch. Hier gibt es in diesem Jahr aber gar kein Schlittschuhvergnügen – solange nicht Seen oder Weiher zufrieren.

Hersteller stellen Nachhaltigkeit heraus

Was die Nachhaltigkeit anbelangt, wirken die synthetischen Bahnen auf den ersten Blick vorteilhafter, denn die Hersteller werben mit besonderer Langlebigkeit und vermeintlich ökologischen Vorteilen – bis zu zehn Jahre sollen sie halten, heißt es. Und dazu würden sich die Gemeinden die Stromkosten sparen – ein verlockendes Angebot. Ein anderer Vorteil ist auch, dass die Bahnen ganzjährig genutzt werden können. Bei herkömmlichen Eisbahnen gilt die Faustregel, dass ab zehn Grad Außentemperatur das Eis nicht mehr gekühlt werden kann. Außerdem benötigen sie mehr Energie.

Gefahr durch Mikroplastik?

Aber wo Plastik genutzt wird, wird auch Mikroplastik freigesetzt. Dass die Kunststoffbahnen wirklich nachhaltiger sind, bezweifelt Mikroplastik-Expertin Caroline Kraas vom World Wildlife Fond (WWF): "Gesund wird das sicherlich nicht sein." Wenn man die Bahn benutzt, kommen die Schlittschuhfahrenden zwangsläufig in Kontakt mit dem Plastik: "Kleinste Teile können wir vielleicht einatmen, wir kommen damit in Berührung, es ist wirklich wichtig zu wissen, dass es auch Auswirkungen haben könnte", sagt Caroline Kraas. Denn es gibt keine Informationen darüber, welche chemischen Zusatzstoffe in der Herstellung des Kunststoffes für die Bahnen eingesetzt werden.

Dieses Problem ist auch Burghausens Bürgermeister Florian Schneider bekannt: "Dinge ohne Nachteil gibt's nicht", sagt er. In Burghausen habe man sich mit der Diskussion um Mikroplastik auseinandergesetzt und kein Problem festgestellt, so Schneider.

Was nun nachhaltiger ist, sei schwer einschätzbar, so WWF-Expertin Kraas. Auch die Forschung dazu stehe noch in den Anfängen. Es gebe allerdings Ansätze, herkömmliche Eisbahnen ökologischer zu kühlen. Die Hersteller von Plastikeisbahnen auf der anderen Seite würden damit werben, den Kunststoff nach der Benutzung zu recyclen.

Burghausens Bürgermeister: "Geht ums soziale Miteinander"

In Burghausen werden beide Flächen von der Stadt betrieben und angeboten. Vergangenes Jahr gab es nur die Plastikfläche – um Energie zu sparen. Die Stockschützen waren zufrieden, die Schlittschuhfahrenden weniger. Bürgermeister Schneider entschied sich deshalb für beide Varianten: "Wir wollen eine nachhaltige Stadt sein, aber es geht auch ums soziale Miteinander", so Schneider. Wichtig sei, dass die Menschen das Angebot auch nutzen und in der Stadtmitte zusammenkommen können.

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