Der Angeklagte (links) spricht im Verhandlungssaal des Landgerichts mit seinem Verteidiger Patrick Schladt.
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Pfleger wegen Totschlags an Seniorin vor Gericht

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Pfleger wegen Totschlags an Seniorin vor Gericht

Mit einer brutalen Attacke soll ein Pfleger in Niederbayern eine Seniorin so schwer verletzt haben, dass sie einige Tage später starb. In Landshut hat nun der Prozess gegen den Mann begonnen. Der Vorwurf lautet auf Totschlag.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Eine bettlägerige Frau stirbt im Dezember 2022 in Niederbayern an schweren Verletzungen. Zugefügt haben soll sie ihr ein 34 Jahre alter Pfleger. Dem Mann wird von Dienstag an vor dem Landgericht Landshut der Prozess gemacht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm unter anderem Totschlag und schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen vor.

Angeklagter bittet Angehörige um Verzeihung

Zu Prozessbeginn entschuldigte sich der Angeklagte. Er bedauere, was geschehen sei. An den Vorfall könne er sich jedoch nicht erinnern, ließ der zur Tatzeit 33-Jährige am Dienstag über seinen Anwalt mitteilen. Die Hinterbliebenen bat er um Verzeihung.

Angeklagter lebte als Pfleger im Haus der Seniorin

Der Mann hatte den Angaben nach seit August 2022 im Haus der 89-Jährigen in Eching im Landkreis Landshut gewohnt. Im Dezember soll er sie - möglicherweise unter Alkoholeinfluss stehend - attackiert haben und dann geflüchtet sein. Wenige Tage später stellte er sich in Regensburg der Polizei.

Sohn fand seine Mutter schwerverletzt im Bett

Die Seniorin war am 2. Dezember von ihrem Sohn lebensgefährlich verletzt gefunden worden. Sie wurde auf die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht. Die Polizei ermittelte zunächst wegen eines versuchten Tötungsdelikts und fahndete nach dem Pfleger.

Am 10. Dezember erlag die 89-Jährige ihren Verletzungen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Pfleger bereits in Untersuchungshaft.

Zahlreiche Knochenbrüche durch massive Schläge

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft schlug der Angeklagte so massiv auf die im Bett liegende Frau ein, dass sie zahlreiche Knochenbrüche erlitt. Danach soll er sich umgezogen und schlafen gelegt haben.

Als er am nächsten Morgen bemerkte, dass die Frau wider Erwarten noch lebte, soll er ihr einen Armverband angelegt haben und geflohen sein, ohne weitere Rettungsmaßnahmen einzuleiten.

Die Seniorin sei übel zugerichtet gewesen und habe vor Schmerzen gewimmert, berichtete ein Polizeibeamter vor Gericht. Warum der 34-jährige Angeklagte die Seniorin überhaupt angriff, ist weiter unklar.

Schuldfähigkeit noch nicht geklärt

Der Pole hatte im August 2022 die häusliche Betreuung der Frau übernommen und war dabei fast rund um die Uhr für sie zuständig, wie es vor Gericht hieß. Er habe wenig geschlafen und nur etwa zwei Stunden pro Tag Freizeit gehabt haben.

Er soll möglicherweise wegen Alkoholkonsums und wegen eines psychiatrischen Problems nicht schuldfähig gewesen sein. Vor Gericht sagte der Mann heute, er habe im Oktober angefangen zu trinken und Stimmen gehört.

Der Vorsitzende Richter sagte jedoch, es gebe Anhaltspunkte, dass die Schuldfähigkeit zur Tatzeit womöglich doch nicht vollständig aufgehoben war. Damit könnte der Mann strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.

Für das Verfahren sind noch drei weitere Verhandlungstage angesetzt. Unter anderem sollen zwei psychiatrische Sachverständige gehört werden.

mit Material der dpa

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