Seniorin stützt sich auf einen Rollator
Bildrechte: Johanna Schlüter Fotografie/Johanna Schlüter

Missstände in Pflegeheim in Nürnberg

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Pflegeheim am Limit: Verdi beklagt Schikane von Pflegekräften

Ein Nürnberger Pflegeheim kommt nicht zur Ruhe. Vor knapp vier Monaten hatten Beschäftigte des Heims St. Elisabeth Hilferufe gesendet, weil sie sich permanent überlastet fühlen. Inzwischen wurde Pflegekräften gekündigt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Seit Monaten ist die Situation im Seniorenheim St. Elisabeth im Nürnberger Stadtteil Schweinau mehr als angespannt. Pflegekräfte klagen, sie seien überlastet sowie physisch und psychisch am Ende, weil in ihren Schichten permanent zu wenig Personal eingeplant werde. Deshalb könnten die Bewohner nicht fachgerecht versorgt werden – BR24 berichtete im März 2023. Nach Meinung der Heimaufsicht der Stadt Nürnberg lagen damals keine gravierenden Mängel vor. Der private Betreiber, die Alwo Altenwohn-und Krankenpflege-Betriebs-GmbH, verhängte im Februar dennoch einen Aufnahmestopp für neue Bewohnerinnen und Bewohner, der bis heute gilt, sieht sich aber ansonsten auf einem guten Weg.

Pflegekräfte protestieren gegen Missstände

Seit März, das lassen Aussagen von Beschäftigten vermuten, hat sich in dem Pflegeheim nicht viel geändert. Im Gegenteil: Mängel in der Pflege und Überlastung von Beschäftigten gebe es nach wie vor. Zudem sei vier Pflegekräften inzwischen gekündigt worden, heißt es. Mit einer Kundgebung wollen Beschäftigte aus dem Heim St. Elisabeth am Sonntagnachmittag erneut auf Missstände hinweisen. Unterstützt werden sie von der Gewerkschaft Verdi sowie anderen Pflegekräften aus der Region. Auch die bundesweite Verdi-Altenpflege-Fahrradtour, die auf dem Weg zur Gesundheitsministerkonferenz am 5. Juli in Friedrichshain ist, macht für die Demonstration einen Halt in Nürnberg.

Vier Pflegekräften in St. Elisabeth gekündigt

In einem Flugblatt schreiben die Gewerkschaft Verdi sowie Pflegekräfte-Initiativen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich beklagten, würden im Heim systematisch gemobbt. Vier Beschäftigten sei inzwischen gekündigt worden. Von den Gekündigten engagierten sich drei im Betriebsrat, berichtet Tatjana Sambale, Mitglied der Verdi-Arbeitsgruppe Altenpflege und Pflegekraft in einem anderen Heim. Diese vier Kollegen hätten sich in der Vergangenheit besonders deutlich gegen schlechte Besetzung, fehlende Arbeitsmaterialien und einen schikanösen Umgangston zur Wehr gesetzt. "Aus unserer Sicht ist durch dieses Verhalten der Straftatbestand der aktiven Behinderung der Betriebsratsarbeit klar erfüllt", meint Sambale.

Verhandlungen am Arbeitsgericht Nürnberg

Zwei der Kündigungen sind derzeit am Nürnberger Arbeitsgericht anhängig. In einem Fall ist nach BR24-Informationen im Juli ein Gütetermin angesetzt, der andere Fall soll im Oktober verhandelt werden. Eine der gekündigten Pflegekräfte weist die Anschuldigungen des Heimbetreibers zurück, sie habe ihre Pflichten vernachlässigt, und besteht darauf, dass das Gericht feststellt, dass die Kündigung rechtswidrig war.

Betreiber: Überlastungsanzeigen rückläufig

Die Heimleitung von St. Elisabeth selbst bestätigt lediglich zwei Kündigungen und erklärte auf BR24-Anfrage, Gegenstand der Verfahren seien "individuelle, erhebliche Pflichtverletzungen einzelner Mitarbeitender, die nichts mit der Betriebsratstätigkeit zu tun haben". Im Übrigen sei die Zahl der Überlastungsanzeigen seit März "deutlich zurückgegangen". Zudem sei man dabei, den Einstellungs- und Einarbeitungsprozess sowie die Arbeitsabläufe zu optimieren, um neue Mitarbeiter langfristig ans Unternehmen zu binden.

Der private Heimträger, die Alwo Altenwohn- und Krankenpflege-Betriebs-GmbH, ist ein Familienunternehmen mit Sitz in Bad Harzburg in Niedersachsen. Es betreibt drei Heime im Großraum Nürnberg.

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