Ein Messdiener schwenkt beim Katholikentag 2018 in Münster vor dem Hauptgottesdienst ein Weihrauchfass.
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Ministranten helfen beim Gottesdienst mit.

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Kirche und Nachwuchs: Wer wird heute noch Ministrant?

Nach der Erstkommunion können Kinder in der katholischen Kirche Ministranten werden. Doch die Nachwirkungen der Corona-Pandemie machen sich in einigen Pfarreien an der Zahl der Ministranten bemerkbar. Manche hoffen, dass es wieder aufwärts geht.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Samstagvormittag am .

Giulietta findet es cool, Ministrantin zu sein. Man habe Spaß und "man kann dem Pfarrer helfen". Sie ist seit einem Jahr Ministrantin im oberbayerischen Oberdorfen. Diese Begeisterung für das Ministrieren wird nach wie vor von Hunderttausenden Kindern in Deutschland geteilt. Dennoch ist in einigen Kirchengemeinden die Gruppe der Ministranten in den letzten Jahren sichtlich geschrumpft.

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Seit einem Jahr ist Beatriz Haderlein Oberministrantin in der Pfarrei Sankt Theresia in München. Sie sitzt in einem kleinen Raum des Pfarrbüros, in dem sich die Ministranten einmal im Monat versammeln. An der Wand hängen alte Fotos der Ministranten. Vor Corona waren es etwa 30, jetzt sind es nur noch ungefähr 20. Regelmäßig kämen tatsächlich nur vier. "Und das wird immer weniger."

Weniger und ältere Ministranten

Während ihre Zahl sinkt, steigt das Durchschnittsalter der Teilnehmer deutlich an. In der Pfarrei Sankt Theresia sind die meisten aktiven Ministrantinnen und Ministranten zwischen 13 und 18 Jahre alt. Beatriz Haderlein vermutet als Ursache für den Schwund die Pandemie. "Dadurch ist man eben aus dieser Rhythmus rausgekommen, dass man jeden Sonntag hierher kommt." Die Menschen zurückzuholen sei jetzt viel schwerer. Letztes Jahr, als sie gerade mit ihrem Dienst als Oberministrantin begann, habe sie zwei neue Leute gewinnen können. Die haben im Laufe des Jahres wieder aufgehört.

Andere Pfarreien ziehen eine ähnliche Bilanz, so auch die in Alburg-Feldkirchen. Die Pfarreiengemeinschaft zählt heute 53 Ministranten, früher waren es bis zu 80. David Lautner ist dort Oberministrant. Corona habe auf jeden Fall dazu beitragen, dass viele andere Interessen als die Kirche entdeckt hätten.

Und trotzdem ist David Lautner zuversichtlich, in diesem Jahr wieder neue Ministranten zu finden. Zu diesem Zweck stellen sie den Eltern während der Sprechstunden zur Erstkommunionvorbereitung das Ministrieren vor und organisieren Aktivitäten mit den Kindern, damit diese die Ministranten kennenlernen können. Denn die Voraussetzungen, um Ministrant zu werden, sind einfach: Man soll die Erstkommunion empfangen haben und bereit sein, sich ehrenamtlich in der Pfarrei zu engagieren.

Nicht überall hat sich die Pandemie gleichermaßen ausgewirkt

Nicht in allen Pfarreien hat sich die Pandemie jedoch gleichermaßen stark ausgewirkt. Florian Mehringer ist seit sechs Jahren Oberministrant in der Pfarrei Sankt Michael in Berg am Laim in München. Die Abgänge und Zugänge hielten sich die Waage, sodass die Zahl der Ministranten stabil blieb, wie er sagt. Die 80 aktiven Ministranten sind zwischen neun und 25 Jahren alt und treffen sich mehrmals im Monat. Nach Corona sei es zwar schwierig gewesen, die ganzen Aktionen anlaufen zu lassen, sagt Florian Mehringer. "Man hat schon bemerkt, dass vor allem bei den Gruppenstunden oder bei anderen Aktionen am Anfang eher weniger Teilnehmer dabei waren." Trotzdem kämen jedes Jahr etwa sechs bis zehn neue Ministranten und Ministrantinnen dazu.

Das Interesse am Ministrieren scheint nach der Pandemie wieder zu steigen, sagt auch Martina Kohl. Sie ist Referentin an der Fachstelle für Ministrantenpastoral in der Diözese Regensburg. "Mein Eindruck ist, dass es eigentlich inzwischen auch wieder ganz reguliert anläuft." Erstkommunionkinder würden sich für den Ministrantendienst begeistern lassen. "Also da ist wirklich das Interesse sehr groß."

Um Leute zu gewinnen und das Teamgefühl zu stärken, organisieren die Oberministranten verschiedene Aktivitäten, die von Ausflügen ins Schwimmbad über gemeinsames Pizzabacken bis hin zu Zeltlagern im Sommer reichen. Florian Mehringer aus Berg am Laim sagt, dass es vor allem um das Erleben von Gemeinschaft gehe. Und darum, dass "Kinder Kinder sein können, ohne großen Druck. Jeder ist willkommen."

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