Die abgestürzten Jungrinder liegen am Boden, im Hintergrund ein Hubschrauber.
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Was hat neun Jungrinder dazu gebracht, bei Schleching die Zellerwand in den Tod hinunterzustürzen?

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Neun Rinder stürzen im Chiemgau in den Tod – Panik vor Wolf?

An der Zellerwand im Chiemgau sind neun Jungrinder in den Tod gestürzt. Der Bauer vermutet, dass die Almtiere in Panik vor einem Wolf geflohen sind. Dafür gibt es aber keinen Beweis. Dennoch wird erneut gefordert, Wölfe leichter abschießen zu dürfen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Neun Jungrinder sind am Mittwoch rund 50 Meter die Zellerwand bei Schleching im Kreis Traunstein hinabgestürzt. Der Besitzer der Rinder geht davon aus, dass ein Wolf die Tiere in Panik versetzt und damit ihre Flucht und den Sprung in den Tod verursacht hat.

LfU: "Kein Beleg für Beteiligung eines großen Beutegreifers"

Allerdings gibt es keinen Nachweis dafür, dass tatsächlich ein Wolf auf der Alm war, so das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU). Es seien keine entsprechenden Meldungen aus der Region darüber eingegangen, erklärte das LfU auf BR-Nachfrage. Weder im Landkreis Traunstein noch im Landkreis Rosenheim seien Wölfe gemeldet worden. Die Kühe hätten auch durch einen Blitzschlag oder etwa einen Hornissenschwarm in Panik versetzt werden können, so das LfU.

Jungrinder fast einen Kilometer weit gerannt

Der Almbauer dagegen bezeichnete im Gespräch mit dem BR einen Wolf als einzig mögliche Ursache für die Flucht der Jungrinder. Die Tiere seien durch drei Stacheldrahtzäune gebrochen, einen Kilometer weit gerannt, über die Weide eines weiteren Almbauern in einen Wald hinein und ohne abzubremsen schließlich die Zellerwand hinuntergestürzt. Er schätzt die Fallhöhe auf 50 bis 80 Meter.

Acht der neun Kühe waren sofort tot, eine Kuh überlebte einige Stunden in einem Gestrüpp an der Felswand, sie konnte später allerdings nur noch tot von einem Hubschrauber geborgen werden.

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Die Absturzstelle an der Zellerwand

Landtagsabgeordneter Steiner: Bestand durch Abschuss regeln

Klaus Steiner, der Landtags- und Stimmkreisabgeordnete der CSU, befürchtet, dass nun viele Bauern ihre Almwirtschaften aufgeben werden, weil die Schutzmaßnahmen gegen Wölfe seiner Ansicht nach sinnlos und praxisfremd seien. Er fordert eine Änderung der europäischen Gesetzgebung, die den Wolf unter Schutz stellt. Es müsse möglich sein, diese strenge Regelung zumindest teilweise zu verändern und eine Bestandsregulierung der Wolfspopulation durch Abschuss ("Entnahme") zu ermöglichen.

Almbauern früher informieren

Der betroffene Almbauer sagte dem BR, dass es ihm nicht um den finanziellen Verlust von etwa 15.000 Euro ginge, sondern vor allem darum, dass die gestorbenen Rinder "Teil der Familie" gewesen seien, die über viele Monate gehegt und gepflegt worden seien. Von der Politik wünscht er sich mehr Transparenz, die Weitergabe von Nachrichten über mögliche Wolfsvorkommen sei schlecht. "Wüssten wir früher über Wölfe Bescheid, dann könnten wir Almbauern besser reagieren."

Neuauflage einer TikTok-Challenge?

Ob es vielleicht eine Neuauflage der "Kulikitaka"-Challenge ist, fragt BR24-Userin Melli_1. Im Juli 2020 hatte diese TikTok-Aktion für großen Ärger gesorgt. Die User waren aufgefordert worden, Kühe und andere Tiere zu erschrecken. Nach massiven Protesten, vor allem von Landwirten, löschte das soziale Netzwerk die Videos.

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