Mann in weißem Kittel telefoniert (Symbolbild)
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Neue Masche: Telefonbetrüger geben sich als Mediziner aus

Sie wollen Geld von ihren Opfern ergaunern, lassen sich dabei immer wieder etwas Neues einfallen. Im Raum Augsburg rufen derzeit Betrüger an und geben vor, Ärzte oder Pflegekräfte zu sein. Dabei fordern sie Geld für die Behandlung eines Angehörigen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Im Raum Augsburg sind laut Polizei gerade wieder vermehrt Telefonbetrüger aktiv – und zwar mit einer neuen Masche. Sie geben sich als Pflegekräfte, Ärzte oder Professoren von Kliniken aus und fordern Geld für die Behandlung eines Angehörigen. Die Geschichten ähneln sich dabei, so die Polizei: Ein Angehöriger sei in kritischem Zustand und sein Leben könne nur gerettet werden, wenn ein spezielles Medikament aus der Schweiz eingeflogen würde.

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Rentnerinnen erkannten Schwindel

Bei zwei Rentnerinnen flog die Masche auf, sie wandten sich an die Polizei, statt die geforderten Summen von bis zu 25.000 Euro zu zahlen. Die Polizei warnt deshalb vor weiteren Betrugsversuchen in der nächsten Zeit.

Stopp für Betrugsanrufe mit falschen Telefonnummern

Dass etwa der Polizeitrick lange so gut funktionierte, lag auch daran, dass die Betrüger eine falsche Telefonnummer, beispielsweise die 110, auf den Displays erscheinen lassen konnten. So erschleichen sie sich das Vertrauen der Menschen und versuchen, an deren Geld zu kommen. Doch auch mit anderen Nummern werden User hereingelegt, beziehungsweise Identitäten verschleiert. "Call-ID-Spoofing" nennt sich die Masche mit den falschen Telefonnummern. Sehr beliebt sind auch Anrufe von angeblichen Microsoft-Mitarbeitern, die versuchen, sich Zugang zu den Rechnern von Privatpersonen zu verschaffen. Auf diese Art werden jährlich weit über zehn Millionen Euro in Deutschland ergaunert, wie jüngst eine ARD-Recherche ergeben hat.

Seit Dezember gelten nun aber für Telefonnetzbetreiber neue Regeln, um Spoofing-Anrufen einen Riegel vorzuschieben. Der ganz überwiegende Anteil an Anrufen mit manipulierten Rufnummern kommt laut Bundesnetzagentur aus dem Ausland. Und hier setzt die neue Regelung an, die dem Spoofing ein Ende bereiten soll. "Die neuen technischen Schutzmechanismen haben das Ziel, dass man sich bei Erhalt eines Anrufs von einer deutschen Rufnummer darauf verlassen kann, dass der Anruf vom berechtigten Nummerninhaber erfolgt", heißt es in einer Mitteilung der Bundesnetzagentur.

Problem: Handyanrufe von Deutschen im Ausland

Grundlage für den zusätzlichen Schutz ist ein Teil der Novelle des Telekommunikationsgesetzes, der jetzt in Kraft trat. Darin werden die Netzbetreiber verpflichtet zu prüfen, ob eine falsche Nummer simuliert wird. Falls ja, muss der Anruf unterbrochen werden. Im Inland ist das kein Problem. Auch bei ausländischen Festnetznummern lässt sich eindeutig feststellen, ob die angezeigte Nummer die ist, die zum Anrufenden gehört. Schwierig wird es allerdings, wenn Anrufe aus einem ausländischen Mobilfunknetz nach Deutschland weitergeleitet werden. Denn hierbei kann es sich ja um Kundinnen oder Kunden mit deutschen Mobilfunknummern handeln, die gerade im Ausland unterwegs sind.

Auseinanderzuhalten, ob ein Handy mit deutscher Nummer anruft oder ein ausländischer Anschluss, der eine deutsche Handy-Nummer simuliert, ist technisch schwierig. Die deutschen Mobilfunkgesellschaften müssen mit den ausländischen Gesellschaften, aus deren Netz der Anruf kommt, zusammenarbeiten. Falls das nicht klappt und nicht sicher geklärt werden kann, ob es nun ein Spoofing-Anruf ist oder nicht, wird die Nummer einfach unterdrückt.

Künftig mehr Anrufe ohne Telefonnummer

Konsequenz: Es wird verstärkt Anrufe mit unterdrückter Rufnummer geben, wie die Bundesnetzagentur mitteilt. Hier sei zu beachten, dass nicht alle Anrufe mit unterdrückter Rufnummer unseriös seien. Es kann also öfter sein, dass man die Verwandten, die aus dem Urlaub zu Hause anrufen, nicht mehr an der Nummer erkennt. Aber das ist womöglich ein akzeptabler Nebeneffekt, wenn dadurch weniger Leute in eine Spoofing-Falle tappen. Wobei die neuen Regeln nicht grundsätzlich verhindern, dass auch künftig falsche Polizisten oder Ärzte anrufen, aber sie können eben nicht mehr eine andere Nummer vorgaukeln.

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