Steinbruch bei Thüngersheim
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Steinbruch bei Thüngersheim

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Naturschutzgebiet in Gefahr? Steinbruch-Ausweitung bei Würzburg

Knapp zehn Hektar Wald hat eine Baustofffirma bei Würzburg vor vier Jahren bereits gerodet, um den von ihr betriebenen Steinbruch zu vergrößern. Jetzt wurde wieder eine Fläche gerodet - die unmittelbar an ein Naturschutzgebiet grenzt.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Viele geschützte Tier- und Pflanzenarten leben auf der Höhfeldplatte zwischen Thüngersheim und Güntersleben im Landkreis Würzburg. Das Naturschutzgebiet ist deutschlandweit bekannt für seine zahlreichen verschiedenen Orchideen-Arten. Dass es diese auch außerhalb der Schutzgrenzen gibt, ist wahrscheinlich. Arten, die jetzt gefährdet sein könnten: Die Baustofffirma Benkert aus Thüngersheim hat einen unmittelbar an das Schutzgebiet angrenzenden ehemaligen Weinberg gerodet. Die "Mainpost" hatte zuerst darüber berichtet. Jetzt läuft sogar ein Bußgeldverfahren wegen Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz.

Kreistags-Grüne: "Respektloser Umgang mit der Natur"

"Das ist ein absolut respektloser Umgang mit der Natur", sagt Karen Heußner, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Würzburger Kreistag. Das an die gerodete Fläche angrenzende Naturschutzgebiet ist eingebettet in ein großes Verbundsystem für schützenswerte Lebensräume. "Die Gefahr ist, dass sich die Lebensräume immer mehr verkleinern und als Inseln übrig bleiben", betont Robert Hock, Biologe und Mitglied des Umweltausschusses im Kreistag.

"Gerade in unserer intensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft haben Rückzugs- und Lebensräume für seltene Tierarten eine hohe Bedeutung. Dass sie hier kurzerhand zerstört worden sein könnten, halten wir für sehr problematisch, denn auch kleine Störungen können zum lokalen Aussterben von Tierarten führen."

Bereits 2018 wurden mehrere Hektar Wald gerodet

Wir bitten die Baustofffirma mehrfach um eine Stellungnahme – kein Kommentar, heißt es von deren Seite. Bereits vor vier Jahren hat die Baustofffirma ihren Steinbruch vergrößert. Umweltschützer protestierten damals gegen die Rodungen. Trotzdem sind am Ende 9,8 Hektar Wald gerodet worden, um den Steinbruch zu vergrößern. Die Fläche liegt bis heute brach. Abholzen auf Vorrat also?

Ärger um Steinbruch-Ausweitung bei Würzburg
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Ärger um Steinbruch-Ausweitung bei Würzburg

Eventuell bleibende Schäden

Ähnliches befürchten die Grünen auch im aktuellen Fall. "Die Firma stellt alle vor vollendete Tatsachen. Das Problem ist aber: Die Schäden werden bleiben und man kann sie nicht beziffern", ist Heußner alarmiert. "Das ist mit Sicherheit eine falsche Botschaft und das kann in der Bevölkerung doch kaum noch jemand nachvollziehen."

Bußgeldverfahren noch nicht abgeschlossen

Das bestätigt auch das Landratsamt auf Nachfrage: "Ob im Zuge der Rodung gegebenenfalls geschützte Fortpflanzungs- und Ruhestätten beeinträchtigt beziehungsweise zerstört wurden, lässt sich im Nachhinein nicht mehr klären." Das Bußgeldverfahren wegen Verstoßes gegen Artikel 16 im Bayerischen Naturschutzgesetz, also das Verbot, in der freien Natur Hecken zu roden, sei noch nicht abgeschlossen.

Abbau von Muschelkalk in Franken

Die Kreistags-Grünen erwarten, dass sich die Firma Benkert zumindest an geltendes Recht hält - denn sie seien ja nicht grundsätzlich gegen den Abbau von Muschelkalk, erklärt Fraktionsvorsitzender Sven Winzenhörlein: "Es steht außer Frage, dass es sinnvoll ist, Muschelkalk in Franken abzubauen, statt ihn über tausende von Kilometern aus fernen Ländern herbeizuschaffen."

Grüne sehen Untere Naturschutzbehörde in der Pflicht

Die Kreistags-Grünen sehen die Untere Naturschutzbehörde jetzt in der Pflicht, zu überprüfen, ob schützenswerte Tier- und Pflanzenarten durch die erneuten Rodungen gefährdet sind – und sie fordern, für solche Eingriffe künftig höhere Sanktionen festzusetzen.

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v.l.: Robert Hock, Sven Winzenhörlein, Karen Heußner von der Grünen-Fraktion im Würzburger Kreistag sind alarmiert.

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