Ein Mann bearbeitet eine Orgelpfeife
Bildrechte: Hannah Tahedl

Mit Comas Fruths Hilfe ging es weiter mit der Orgelbau-Firma

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Nachwuchs gefunden: Passauer Orgelbaufirma startet neu

Im Jahr 2022 stand die Passauer Orgelbaufirma Eisenbarth kurz vor dem Aus. Doch heute läuft der Betrieb wieder auf Hochtouren. Nachwuchstalent Cosmas Fruth hat ihn gerettet. Trotzdem steht das Handwerk vor großen Herausforderungen.

Cosmas Fruth arbeitet in der Werkstatt der Orgelbaufirma Eisenbarth. Die Räume sind so hoch, dass hier eine riesige Orgel stehen könnte. Aktuell bearbeitet Fruth aber eine kleine Pfeife. Sie passt in seine Hand. Mit einer winzigen Zange biegt er die Enden der Pfeife um. Obwohl die Orgel zu den größten Instrumenten der Welt zählt, ist beim Handwerk des Orgelbauers Feingefühl gefragt. Denn um der "Königin der Musikinstrumente" ihren Klang zu verleihen, muss jeder Ton stimmen. Der 26-Jährige hat viel zu tun, die Auftragsbücher sind voll. Doch vor kurzem sah das noch anders aus. Ausbleibende Aufträge und hohe Kosten zwangen die Firma 2022 in die Insolvenz.

Erfolgreicher Kampf um die Firma

Für Firmenchef Wolfgang Eisenbarth kam ein Aus nicht infrage. Er kämpfte nach der Insolvenz um das Überleben der Firma, setzte auf seinen Auszubildenden Cosmas Fruth und machte ihn mit zum Geschäftsführer. "Es hat sich angeboten, dass wir es mit einer neuen Firma probieren. Aber einfach war der Wiederaufbau nicht", erzählt der 26-Jährige. Die beiden trennten sich von Personal und Räumen. Von ursprünglich 22 Mitarbeitern arbeiten heute noch drei in der Werkstatt. Die Räume teilt sich Eisenbarth mittlerweile mit der benachbarten Schreinerei.

Der Plan ging auf, die Kunden blieben dem Traditionsunternehmen treu. Immerhin ist das bekannteste Werk der Firma weltweit berühmt: die Orgel im Passauer Stephansdom. Seit 1945 kümmerten sich die Mitarbeiter der Firma Eisenbarth um die Pflege und Wartung der weltweit größten Kirchenorgel, bis es dann Ende der 1970er-Jahre zum kompletten Neubau durch Ludwig und Sohn Wolfgang Eisenbarth kam. Seit ihrer Gründung hat die Firma knapp 400 Orgeln gebaut.

Nachwuchsmangel auch im Orgelbau

Dass sich die Firma Eisenbarth auf ihren Nachwuchs verlassen konnte, war ein echter Glücksfall. Denn wie in anderen Handwerks- und Kleinbetrieben fehlt es auch im Orgelbau an Nachwuchskräften. Weil vielerorts Kirchengemeinden zusammengelegt würden, gebe es weniger Aufträge, sagt Markus Zimmermann vom Bund Deutscher Orgelbaumeister. Der Jahresumsatz der Branche liegt mit etwa 100 Millionen Euro pro Jahr rund 30 Prozent unter dem Wert von vor 25 Jahren. Auch die Zahl der Auszubildenden in Mitgliedsbetrieben entwickle sich seit dem Jahr 2000 stetig nach unten. Gab es zur Jahrtausendwende in Deutschland noch 223 Auszubildende, liegt die Zahl im Jahr 2018 nur noch bei rund 120. Cosmas Fruth glaubt, dass viele Leute schlicht keinen handwerklichen Beruf mehr ausüben wollen:

"Man muss sich halt mal anstrengen und man wird mal dreckig." Cosmas Fruth, Orgelbauer

"Jung-Orgelbauer des Jahres 2018"

Schreinerei, Metallbau und das Arbeiten am Klang – Cosmas Fruth schätzt die Vielseitigkeit an seinem Beruf. Bereits mit neun Jahren begann der gebürtige Perlesreuter mit dem Orgelspielen, nach der Schule mit 16 Jahren beschloss er, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen und ging bei Eisenbarth in die Lehre. Sein Fleiß zahlte sich aus. Cosmas Fruth wurde für sein handwerkliches Talent mit dem bayerischen Titel "Jung-Orgelbauer des Jahres 2018" ausgezeichnet.

Suche nach Nachwuchs geht weiter

Aktuell arbeitet der 26-Jährige in Passau an der Renovierung einer Truhenorgel, das ist eine kleinere, mobile Version einer Kirchenorgel. Doch auch in Finnland und Kroatien hat Cosmas Fruth schon zahlreichen Orgeln einen neuen Klang verliehen. Auch wenn die Passauer Traditionsfirma erst einmal gerettet ist, geht die Suche nach Nachwuchs und Personal weiter. "Ich wünsche mir, die Tradition, die Jahrhunderte zurückreicht, fortzuführen. Und wir haben die Hoffnung, dass Nachwuchs nachkommt, der mit Spaß und Freude dabei ist."

Zum Nachhören: Der Orgelbauer und sein Riesen-Instrument

Mitarbeitende in einer Werkstatt für Orgelbau
Bildrechte: Hannah Tahedl
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In der Orgelbaufirma Eisenbarth in Passau

Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Weitere Geschichten über Kultur in Niederbayern finden Sie unter www.br24.de/niederbayern.

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