Tobias Enzl spielt Gitarre und singt
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Tobias Enzl spielt Gitarre und singt

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Bairisch in der Musik: Chance und Risiko zugleich

Popmusik bewegt ein Weltpublikum. Bayerischer Pop hingegen geht selten über Bayerns Grenzen hinaus. Dialekt hat vor allem im Indie-Bereich Erfolg. Doch zwei Musiker aus Niederbayern versuchen weiterhin, mit Dialekt im Pop erfolgreich zu werden.

Der 21 Jahre alte Musiker Jonas Sempert spielt in einer Passauer Bar Gitarre und singt – auf Bairisch. Einige Gäste nicken mit den Köpfen im Takt, der Wirt hinter der Theke singt mit. Jonas Sempert tritt regelmäßig im "Wahnsinn" auf. Das hat er Wirt Alex Weirethmayer zu verdanken. Vor zwei Jahren hatte er ihn bei einem Auftritt erlebt und direkt angesprochen. "Seit ich das Lokal besitze, macht er regelmäßig Auftritte bei mir, und das Feedback von den Gästen ist nur positiv", erzählt Weirethmayer. Es mache sich auch an den Reservierungen bemerkbar, viele Gäste kämen gerade wegen Sempert. Dialekt funktioniert gut – auf bayerischen Bühnen. "Andernorts ist es eine Nische", sagt Sempert.

"Dialekt schränkt ein"

Das bestätigt auch der Popularmusikbeauftragte für Niederbayern, Michael Hofmann. Er ist Ansprechpartner und Berater für Musiker und Bands in Niederbayern. Und beobachtet: "Dialekt schränkt ein. Es ist schwierig, damit ganz groß rauszukommen und deutschlandweit bekannt zu werden." Gleichzeitig sieht er aber die große Chance am Dialekt: "Der Vorteil ist, dass die Zielgruppe leichter zu erfassen ist. Ich bin der Meinung, dass Dialekt in den Texten oftmals Türen öffnet – sowohl für Fans als auch für Musikschaffende." Eine gemeinsame Sprache verbinde.

Bairisch bei "The Voice of Germany"

Wie sich Singen im Dialekt vor mehr als 600.000 TV-Zuschauern anfühlt, weiß Tobias Enzl. Er war im vergangenen Jahr Teilnehmer in der 13. Staffel der Castingshow "The Voice of Germany". Der 33-Jährige aus Untergrießbach im Kreis Passau trat mit dem Song "Bierle in da Sun" auf. Das Publikum feierte wie auf einem Volksfest. Die Buzzer der fünfköpfigen Jury jedoch schwiegen. Tobias scheiterte in der ersten Runde der Show. Jurymitglied Giovanni Zarella erklärte die Entscheidung so: "Mundart ist natürlich insgesamt für ein kleineres Publikum. Wir suchen schon jemanden, der am besten für eine breite Masse Musik machen kann."

Mundart als Herzenssache

"Bei The Voice habe ich mich bewusst für Mundart entschieden", erzählt Enzl. Der Dialekt sei vielleicht nicht sehr erfolgversprechend, um auf die ganz großen Bühnen zu kommen. Dennoch schreibe er seine Songs weiter ausnahmslos auf Bairisch. "Ich bin in Bayern aufgewachsen, hier verwurzelt. Der Dialekt gehört dazu, ich fühle mich damit einfach wohl." Mit dem Ausscheiden aus der Castingshow kann er leben. "Weil ich mir treu geblieben bin, und das eben authentisch und echt ist."

Hype um bairische Musik

Ausgeschlossen ist der große Erfolg aber nicht, sagt Pop-Experte Michael Hofmann. "Schon Ende der 70er-Jahre hat es angefangen mit bayerischen Künstlern", erinnert er sich. "Aber in den Jahren 2008 bis 2010 gab es noch mal richtig einen Aufschwung – durch Bands wie LaBrassBanda, Django 3000 und Claudia Koreck."

LaBrassBanda und Dicht & Ergreifend seien beispielsweise immer noch deutschlandweit unterwegs. "Die Mundart-Szene ist riesig", sagt er. Die Bands seien allerdings nicht im Mainstream-Genre Pop zuhause. Sie seien ein gutes Beispiel dafür, dass Musiker auch in anderen Genres groß werden können.

Ein junger Mann singt und spielt Gitarre.
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Jonas Semper singt auf Bairisch, so wie hier in einer Passauer Bar.

Dieser Beitrag entstand in der Lehrredaktion Audio/Video des Studiengangs Journalistik und Strategische Kommunikation an der Universität Passau in Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten aus dem BR-Studio Niederbayern/Oberpfalz. Weitere Geschichten über Kultur in Niederbayern finden Sie unter www.br24.de/niederbayern.

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